Aktuell bleibt alles wie es ist | Wunstorfer-Stadtanzeiger

Aktuell bleibt alles wie es ist

Alles voll: Eine Parksituation an einem Spitzentag im Jahr 2023. (Foto: wb)
Alles voll: Eine Parksituation an einem Spitzentag im Jahr 2023. (Foto: wb)
Alles voll: Eine Parksituation an einem Spitzentag im Jahr 2023. (Foto: wb)
Alles voll: Eine Parksituation an einem Spitzentag im Jahr 2023. (Foto: wb)
Alles voll: Eine Parksituation an einem Spitzentag im Jahr 2023. (Foto: wb)

Auf der Tagesordnung der Ortsratssitzung in der vergangenen Woche stand mal wieder das Steinhuder Dauerreiz- und Diskussionsthema: der Verkehr. Eine größere Diskussion blieb dieses Mal allerdings aus.

Widerstand gegen Fußgängerzone

Hatte sich im Vorfeld der Sitzung eine Widerstandsgruppe gegen die Vorlage der SPD-Fraktion zur temporären Erweiterung der bestehenden Fußgängerzone (FGZ) auf Graf-Wilhelm-Straße und Neuer Winkel von Anwohnern aus den Bereichen Einzelhandel und Beherbergungsbetrieben formiert, so blieb eine Diskussion im Ortsrat doch weitgehend aus. Nach den Corona-Jahren und den Regentagen im Sommer 2023 wollten einige Anwohner nicht eine weitere Einschränkung, die wiederum mit Einnahmeeinbußen verbunden sein könnte, einfach hinnehmen. Um der eigenen Haltung noch mehr Gewicht zu verleihen, lagen dem Schreiben an Presse und Ortsrat auch Untersuchungen zu Fußgängerzonen in Bayern und der Industrie- und Handelskammer Hannover bei.

Allerdings gab es durchaus auch positive Stimmen aus der dort ansässigen Gastronomie und Anwohnerschaft, wie Wilhelm Bredthauer in der Ortsratssitzung anmerkte. Auch betonte er, dass andere touristische Orte schon seit Jahren eine FGZ im Ortskern hätten. Ausschlaggebend für die anschließende Abstimmung waren aber weniger die Argumente der Gegner bzw. der Befürworter, sondern die noch immer nicht abgeschlossenen Altprojekte und die kurz vorher beschlossenen Ziele für ein Verkehrsgutachten.

Verkehrsgutachten mit klarer Zielsetzung

Es war schon etwas ungewöhnlich, dass nicht einfach die Erstellung eines Verkehrsgutachtens beschlossen wurde – das hatte man ja auch schon mal – sondern die Zielsetzungen. Eine der Kernaussagen ist, dass die Anzahl der Tagestouristen an Spitzentagen 2028 nicht die Anzahl an Spitzentagen des Jahres 2023 wesentlich übersteigen soll. Gleichzeitig soll alles vermieden werden, was ein höheres Aufkommen von Tagestouristen zur Folge haben könnte. Außerdem möchte man ohnehin den Schwerpunkt auf Mehrtagestouristen lenken. Dabei soll das Gutachten bereits die Auswirkungen des Ausbaus des ehemaligen Schulzentrums zu einem Sport-, Kultur- und Veranstaltungszentrums, die Weiterentwicklung der Badeinsel und die potenzielle Hotelstandortentwicklung im Hinblick auf den dadurch zunehmenden Individualverkehr berücksichtigen.

Wohnbereiche sollen vom touristischem Verkehr entlastet werden und der touristische Individualverkehr im Ortskern und rund um die Badeinsel bis 2028 im Vergleich zu 2023 um 80 Prozent gesenkt werden. Eine Verkehrslenkung soll dafür sorgen, dass jeder motorisierte Tagestourist auf einen zentralen Stellplatz gelenkt wird. Ohnehin soll eine neue zweiteilige Wegweisung erfolgen. Der Vorlage wurde mit einer Enthaltung zugestimmt.

Kommentar: Wünsch Dir was!

Ok, ob eine Erweiterung der Fußgängerzone der große verkehrspolitische Wurf für Steinhude gewesen wäre, sei dahingestellt. Auf jeden Fall hätte man so an einem zentralen Ort für ein paar Wochen für Ruhe ohne störenden Verkehrslärm gesorgt. Nebeneffekt wäre gewesen, dass dann auch mal die Fußgängerzone Alter Winkel als solche wahrgenommen worden wäre. Wozu hat man denn die Poller? Da kann man auch mal was ausprobieren. Und damit umzugehen lernen, müssen ja ohnehin aller Anwohner und Besucher. Sicher, die Zeit steht nicht gerade auf „grün“ für Einzelhandel, Gastronomie etc. Viele müssen kämpfen, aber es wäre ein sofort sichtbares Signal gewesen, dass man das Problemfeld „Verkehr” anpackt. Ein Verkehrsgutachten mit Zielsetzungen, die sich wie die Zusammenfassung der Diskussionen der letzten Jahre lesen, ist dagegen erst einmal nichts Greifbares. Außerdem, die Frage sei erlaubt: Ist es wirklich das, was man wollte? 2023, das erste Nach-Corona-Jahr, vor allem vom Nachholbedarf geprägt, als Messlatte für den Verkehr zu nehmen? Jeder, der dieses Jahr erlebt hat, weiß, dass man sich da auf hohem Niveau bewegt. Es bleibt abzuwarten, ob ein Verkehrsgutachter tatsächlich die hinein gepackten Wünsche aller befriedigen kann. Und dann müssen sie auch noch umgesetzt werden, aber das ist ja erst 2028.


Verena Walter-Bockhorn (wb)
Verena Walter-Bockhorn (wb)

Freie Journalistin

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