Mit vereinten Stimmen | Wunstorfer-Stadtanzeiger

Mit vereinten Stimmen

Haben gegen den geplanten Bau einer ICE-Neubautrasse demonstriert: Rund 100 Teilnehmer.  (Foto: privat)
Haben gegen den geplanten Bau einer ICE-Neubautrasse demonstriert: Rund 100 Teilnehmer. (Foto: privat)
Haben gegen den geplanten Bau einer ICE-Neubautrasse demonstriert: Rund 100 Teilnehmer. (Foto: privat)
Haben gegen den geplanten Bau einer ICE-Neubautrasse demonstriert: Rund 100 Teilnehmer. (Foto: privat)
Haben gegen den geplanten Bau einer ICE-Neubautrasse demonstriert: Rund 100 Teilnehmer. (Foto: privat)

Die Bürgerinitiativen aus Kolenfeld, Groß Munzel und der Samtgemeinde Nenndorf haben am Wochenende gemeinsam gegen die geplante ICE-Hochgeschwindigkeitstrasse Hannover-Bielefeld demonstriert. Mit vereinten Stimmen und einer klaren Botschaft an die Bahn machten rund 100 Teilnehmer auf ihre Anliegen aufmerksam. Sie fordern den Ausbau der Bestandsstrecke, setzen sich für eine nachhaltige Bahn ein und kämpfen für den Erhalt des ländlichen Natur- und Lebensraumes.

Initiativen sind untereinander vernetzt

Die Demonstration fand entlang der Straße Im Wisselfeld in der Nähe der Straße, die zur Deponie Kolenfeld führt, statt “Wir haben diesen Ort für unsere Protestkundgebung am heutigen Tag gewählt, weil eine mögliche Trasse zwischen Kolenfeld und Groß Munzel hier verlaufen wird, nachdem die Bahn nur noch Ausfädelungen im Bereich Lohnde betrachtet”, betont Gerald Schroth, Vorsitzender der BI Munzel. Zeitgleich fanden entlang der geplanten Neubaustrecke weitere Protestaktionen im Auetal und in Ostwestfalen Lippe statt.

Mit dieser Aktion unterstützen Groß Munzel, Kolenfeld und die Samtgemeinde Nenndorf auch den deutschlandweiten Protesttag des Aktionsbündnis Bahn Bürgerinitiativen Deutschland. Das gemeinsame Motto lautet: „Bürgerbahn statt Größenwahn!“ Der ABBD fordert mit der bundesweiten Aktion ein Umdenken in der Verkehrspolitik, weg von den gigantischen neuen Hochgeschwindigkeitstrassen für den Fernverkehr, den nur 5 Prozent der Bahnreisenden nutzen, hin zu einer bürgernahen und finanzierbaren Bahnpolitik. „Uns ist wichtig, zu zeigen, dass wir mit allen betroffenen Bürgerinitiativen über die gesamte Strecke von Hannover bis Bielefeld vernetzt sind”, ergänzt Katrin Hösl, Vorsitzende der BI Samtgemeinde Nenndorf.

Weitere Planung trotz Haushaltskürzungen

Die Bahn plant die Neubaustrecke zwischen Hannover und Bielefeld, um im Rahmen des Deutschlandtaktes 17 Minuten einzusparen und die für die Verkehrswende erforderliche Kapazitätserhöhung sicherzustellen. Trotz der Kürzungen der Haushaltsmittel durch den Bund gehen die Planungen der Bahn ungebremst weiter, eine mögliche Realisierung wird sich aber deutlich nach hinten verschieben, so dass kaum vor 2050 mit der Fertigstellung zu rechnen ist.

„Aber wenn diese Kapazität erst in 2050 geschaffen wird, ist das sowohl für die Verkehrswende als auch Klimawende viel zu spät“, sagt Jörg Nohl, Vorsitzender der Bürgerinitiative aus Kolenfeld und weiter: „auch um den Nah- und Regionalverkehr verlässlicher zu machen und den notwendigen Güterverkehr auf der Strecke flüssiger abzuwickeln, brauchen wir jetzt eine Lösung! Die Strecke Wunstorf und Minden muss dringend um weitere Gleise erweitert werden, um mehr Kapazität zu schaffen. Ein Neubau käme aber eindeutig zu spät.“ Daher soll die Bahn die für 2030 geplante Generalsanierung, auch nutzen, um die Bestandsstrecke entsprechend auszubauen. “Dieses würde zusammen mit der vorgesehenen Digitalisierung und Modernisierung die Kapazitäten signifikant erhöhen”, betont Peter Krippner von der BI Kolenfeld.

Beitrag zur Klimawende zweifelhaft

Die Bürgerinitiativen setzen sich für eine umweltfreundliche und effiziente Lösung im bestehenden Bahnnetz ein und führen als wesentliche Argumente gegen eine Hochgeschwindigkeitstrasse die Zerstörung der Natur, Versiegelung von Flächen und die starke Zerschneidung landwirtschaftlicher Flächen. Hinzu kämen die immens hohen Kosten – die Bahn schätzt aktuell 8 Milliarden Euro nur für Hannover-Bielefeld und die hohe CO2-Belastung für den Neubau. Gerade Letzteres würde oft übersehen: Der Neubau einer betonierten ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke sei keinesfalls ein Beitrag zur Klimawende. Beim Bau der Strecke werden über eine Million Tonnen CO2 erzeugt und diese können durch den Betrieb der Strecke nicht mehr ausgeglichen werden.

Die Bürgerinitiativen fordern daher die Bahn auf, heute ihre Planungsressourcen auf die Sanierung und den Ausbau der Bestandsstrecke zu fokussieren und damit schnell zusätzliche Kapazitäten zu schaffen, statt 30 Jahre auf eine ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke zu warten.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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