Rund 60 Bürgerinnen und Bürger kamen zur Bürgerinformation in das Forum der IGS-Rodenberg. Sie wollten sich aus erster Hand über die Planungen zur neuen ICE-Trasse Bielefeld-Hannover informieren – und eigentlich doch hören, wie man die Planungen abwenden kann. Dass das gar nicht geht, dass hob Volker Vorwerk von der zuständigen DB InfraGo gleich zu Beginn hervor. Es handle sich um ein Muss, da es sich um eine angeordnete Umsetzung eines Bundestagsbeschlusses geht. „Mit der neuen Trasse soll man in dreißig Minuten Fahrzeug von Hannover nach Bielefeld fahren können. Zusätzlich soll mehr Raum für den Güterverkehr auf der Schiene geschaffen werden.“ Die Planungen hätten bereits 2017 begonnen.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Cornelius Hildebrandt stellte Vorwerk die in den Planungen angesetzten zwölf Varianten der ICE-Trasse vor, deren Ziele „im Dezember 2023 noch deutlicher umschrieben wurden“, so Vorwerk. „Bereits 2016 wurden die wesentlichen Ziele im Bundesschienen-Ausbaugesetz aufgenommen.“ Zu den Zielen des „Deutschlands-Taktes“ gehören: In Zukunft sollen doppelt so viele Menschen auf der Schiene fahren, wie bisher. Der Schienengüterverkehr soll achtzig Prozent gesteigert werden. Es soll keinen Stau auf der Schiene mehr geben. Damit soll ein integraler Takt eingeführt werden, nach dem in Zukunft bundesweit die Fahrzeiten aufgebaut werden. „Dazu braucht man mehr Gleise und der Nutzen muss größer sein, als die Kosten.“
Bis 2025 möchten die Planer die Variantenvergleich abschließen. Weitere Vorplanungen würden drei bis fünf Jahre in Anspruch nehmen. Vorwerk: „Etwa im Jahr 2030 müsste dann der Bundestag nochmals beschließen, welche Planungen letztlich verfolgt werden soll.“ In 15 Jahren könnte es dazu einen Plannungsfestellungsbeschluss geben.
Cornelius Hildebrandt ging besonders auf den Trassenkorridor in der Samtgemeinde Rodenberg ein. „Zwei Varianten würden Rodenberg nach den bisherigen Planungen betreffen, die in ihrer Führung aus einem Tunnel durch den Deister kommend, die Tiefebene zwischen Apelern und Lauenau oberirdisch durchfahren würde, um dann wieder in einen weiteren Tunnel zu fahren.“ Wasserschutzgebiete würden hierbei „so gut wie möglich umfahren“, schilderte er. Fragen des Artenschutzes würden erst noch im Zusammenhang mit den aufkommenden Detailfragen zu klären sein.
Nicht uninteressant könne für Apelern hierbei sein, an dieser offenen Streckenführung einen „Haltepunkt“ zu bekommen. „Dieser Betriebshalt könnte auch als Bahnhof für spezielle schnellere Regionalzüge genutzt werden. Voraussetzung für den Bau sei, dass Messungen und Hochrechnungen zu dem Ziel kommen, dass der Bahnhof von circa 1000 Menschen pro Tag genutzt wird.“ Mit dem Bau des Bahnhofes stünde auch der Bau eines entsprechend großen Parkplatzes zur Diskussion. Diesen Haltepunkt wollte Hildebrandt für Apelern nicht versprechen. Auch sollte dies kein Argument für die Entscheidung dieser Variante sein, so Hildebrandt. Doch der Hinweis wirkte wie eine Produktwerbung unter vorgehaltener Hand, was auch in den anschließenden Anfragen zum Tragen kam, bei denen es damit nicht nur um Lärmschutz, Flächenbedarf und verkehrliche Belastung während der Bauzeit der Trasse ging. Bei allen Varianten werde immer nach konstruktiven Lösungen für alle gesucht.
Insgesamt würden nach aktuellem Planungsstand in der Samtgemeinde Rodenberg sieben Kilometer Trasse gebaut, davon fünf Kilometer im Tunnel. Das entspricht einem Flächenverbrauch von circa fünf Hektar. Die Bauzeit der gesamten Trasse wird auf zehn Jahre angesetzt. „An den einzelnen Orten belaufe sie sich auf ein bis zwei Jahre.“
Nach Ansicht von Samtgemeindedirektor Dr. Thomas Wolf habe die Veranstaltung „mehr Fragen aufgeworfen als zur Klärung beigetragen. Wolf: „Der dargestellte Verlauf lässt sich nach übereinstimmender Auffassung vieler Gesprächspartner aufgrund der Topographie nicht so umsetzen, wie er dargestellt worden ist. Wir werden jetzt in den Gremien beraten, ob wir als Samtgemeinde dazu eine Stellungnahme abgeben sollen oder nicht. Der Rat in der Gemeinde Apelern hat das schon beschlossen.“
Diskussionen über Einzelheiten der Planung hält der Rodenberger Verwaltungschef zum jetzigen Zeitpunkt für verfrüht. „Es wurde in der Veranstaltung deutlich, dass noch gar nicht sicher ist, ob es tatsächlich diese Trasse sein wird, die durch die Samtgemeinde Rodenberg verläuft. Mit Sicherheit wird man so etwas wahrscheinlich erst in fünf bis zehn Jahren sagen können. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es meines Erachtens wichtig, nicht Einzelfragen einer nicht feststehenden Planung zu diskutieren, sondern den Planungsauftrag der Bundesregierung zu hinterfragen, ob es wirklich beim Ziel bleiben muss, dass der ICE in 30 Minuten mit 300 km/h von Hannover nach Bielefeld oder umgekehrt fahren können muss. Diese Diskussion werden wir wohl erst im nächsten Jahr mit der neuen Bundesregierung führen können. Das ist auch die Auffassung der Gruppe in der Nenndorfer Erklärung. Dazu werden wir jetzt aktiv auf die Bahn zu gehen.“