Anlass für die Ende Januar an der Evangelischen IGS stattgefundenen Projekttage war das Gedenken und die Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 (wir berichteten). Neben Projekten, die sich den historischen Zusammenhängen widmeten, gab es auch Projekte, die sich mit Verfolgung, Unterdrückung und Antisemitismus in den letzten Jahren auseinandersetzten.
Am 7. Oktober 2023 griff die Hamas Israel brutal an. Nicht nur für Jüdinnen und Juden in Israel war dieser Tag ein traumatischer Einschnitt in ihre Lebenssituation. Auch in Deutschland flammte der Antisemitismus wieder auf. Anlass genug für den Verein Bürger Europas e.V. mit Unterstützung des Bundesbeauftragten für jüdisches Leben in Deutschland, Felix Klein, 2024 das bundesweite Jugendprojekt „Mazel Tov“ in enger Kooperation mit Demokratielotsen e.V., die auch die Referentinnen und Referenten stellen, ins Leben zu rufen. „Mazel Tov“ ist ein Dialog- und Quizformat für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 8 zu den Themen „Jüdisches Leben in Deutschland“ und „Kampf gegen Antisemitismus“.
An der IGS waren Nina Coenen und Sami al Kome für Demokratielotsen im Einsatz. Gleich zu Beginn des Gesprächs weist Nina Coenen auf die Bedeutung der Worte „Mazel Tov“ hin, die sie mit viel Glück beziehungsweise viel Erfolg übersetzt. Beide berichten offen aus ihren Erfahrungen, die sie seit Gründung des Projektes gemacht haben. So steht eindeutig fest, dass es seit dem 7. Oktober für Juden schwierig ist, sichtbar zu sein. Oft trauen sich Juden erst am Ende der Veranstaltung zu sagen, dass sie Juden sind. Selber aus Syrien stammend, hält Sami al Kome es für die arabisch-jüdische Welt für sehr wichtig, sich gegen Antisemitismus zu engagieren. Ganz bewusst geht er daher gerade in Gruppen, die einen arabischen Hintergrund haben und ruft dort gegen Antisemitismus auf. So ein Aufruf aus dem Munde eines Syrers sorgt dann doch immer wieder für Irritationen und schließlich für eine lebendige Diskussion, wie beide begeistert berichten.
Zum gemeinsamen Dialog gehören aber auch Quizfragen zu Themen wie: Nahost-Konflikt, Erinnerungskultur oder jüdische Traditionen. Für Demokratielotsen war es bereits die 60. Veranstaltung in diesem Jahr und die erste in Wunstorf. Bei Interesse kann man sich bei info@buerger-europas.de melden.
Nicht nur die Demokratielotsen schlagen den Bogen in die Gegenwart, sondern auch einzelne Projekte wie die Erinnerung an den erst 2023 anerkannten Völkermord an den Jesiden, ein Buffet mit jüdischem Essen gepaart mit einem eigens zusammengestellten Kochbuch oder die Gestaltung des jüdischen Symbols im Andachtsgartens. Letzteres wird erst im Frühjahr richtig fertig sein, da jetzt aufgrund der Witterung nicht gepflanzt werden konnte. Dafür wurden die im Andachtsgarten aufgestellten religiösen Symbole wie das christliche Kreuz, der David Stern oder der islamische Halbmond an den Projekttagen durch ein Band symbolisch miteinander verbunden.