„Es ist ein bedeutungsvoller, ein historischer Tag für Wunstorf“, sagte Andreas Varnholt, während der Kölner Künstler Gunter Demnig die ersten Stolpersteine in die Wunstorfer Fußgängerzone einsetzte. Insgesamt 19 Stolpersteine wurden am Donnerstag (14. November) im Auftrag des Wunstorfer Arbeitskreises Erinnerungskultur vor Häusern der Südstraße und der Langen Straße eingebracht. „Alle gemeinsam sollen an die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnern, die auf unterschiedliche Weise Opfer der nationalsozialistischen Diktatur geworden sind“, erklärte Varnholt als Sprecher des Arbeitskreises. Die meisten von ihnen wurden ermordet. Der jüngste von ihnen war 15 Jahre alt.
Die Anzahl der Teilnehmenden wuchs im Laufe der Aktion bis auf 150 Personen an. Einige von ihnen traten aus der Runde hervor, um weiße und rote Rosen als Gedenken an den Stolpersteinen schweigend abzulegen, nachdem Ingrid Hanna Wettberg, von der Liberalen Jüdische Gemeinde Hannover, das jüdische Totengebet in hebräischem und deutschem Text sprach. An der fünften – und für diese erste Verlegung vorerst letzten Stelle des Gedenkens –am Eingang zur heutigen Stadtsparkasse, sagte Wunstorfs Bürgermeister Carsten Piellusch: „Es ist ein besonderer Anlass und Tag für Wunstorf. Menschen, Freunde, Nachbarn sind vor vielen Jahren aus der Mitte der Stadt gerissen worden. Das wollen wir nicht vergessen. Was damals geschehen ist, ist immer noch ein unglaublicher Vorgang. Wunstorf hat sich auf den Weg gemacht an die Menschen und deren Schicksal zu erinnern. Ein ganz wichtiger Punkt hierbei ist auch, dass die Schüler dabei sind, um dieses Gedenken in die Zukunft, in die zukünftigen Generationen zu tragen. Und das Besondere hierbei ist, dass den Menschen, die in Konzentrationslagern entmenschlicht worden sind, auf Nummern reduziert wurden, diesen Menschen wieder einen Namen, ein Gesicht zu geben, und sie in die Mitte unserer Stadt zurückzuholen.“ Schüler der Evangelischen IGS beschrieben die Menschen, die an dieser Stelle als Bürgerinnen und Bürger lebten und arbeiteten, bis sie durch die Nationalsozialisten abtransportiert und ermordet wurden.
„Wir werden weitermachen. Wir sind noch nicht fertig“, kündigte Varnholt zum Abschluss an, bevor sich Künstler Demnig in der Stadtkirche, auch im Beisein der niedersächsischen Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, Wiebke Osigus (SPD), und Bürgermeister Piellusch, in das Goldene Buch der Stadt eintrug.