Noch keine Korridore | Wunstorfer-Stadtanzeiger

20.10.2023 08:56

Noch keine Korridore

Am Infostand in Kolenfeld (v.li.): Maik und Larissa Brück, Mario Wingrich und Jörg Nohl. (Foto: privat)
Am Infostand in Kolenfeld (v.li.): Maik und Larissa Brück, Mario Wingrich und Jörg Nohl. (Foto: privat)
Am Infostand in Kolenfeld (v.li.): Maik und Larissa Brück, Mario Wingrich und Jörg Nohl. (Foto: privat)
Am Infostand in Kolenfeld (v.li.): Maik und Larissa Brück, Mario Wingrich und Jörg Nohl. (Foto: privat)
Am Infostand in Kolenfeld (v.li.): Maik und Larissa Brück, Mario Wingrich und Jörg Nohl. (Foto: privat)

In den letzten Tagen hat die Bahn bei Veranstaltungen in Bad Nenndorf und Seelze über den aktuellen Stand des Bahnprojektes Hannover-Bielefeld informiert. Dabei standen die Themen Sanierung, Ausfädelungen, Trinkwasserbereiche und Bodensetzungen im Vordergrund. Die Bürgerinitiative aus Kolenfeld (BI) war dabei.

Die Generalsanierung zwischen Wunstorf und Minden soll 2030 stattfinden und fünf Monate dauern. In dieser Zeit wird die Strecke voll gesperrt. Neben einer Modernisierung von Gleisbett, Bahnhöfen und Stellwerken soll auch digitale Technik eingebaut werden. Diese soll nach Aussage der Bahn eine Kapazitätserhöhung um bis zu 30 Prozent ermöglichen. Außerdem könnten unter Vollsperrung Vorarbeiten am Bestand stattfinden, so Michael Bitterlich von der BI.

Geplante Ausfädelung

Ausfädelungen sind nötig, wenn eine Umfahrung Wunstorfs erfolgen soll. Die Bahn präferiert Ausfädelungen beim Lohnder Meer oder direkt aus dem Cargowerk mit einer Brücke über den Stichkanal Hannover Linden. Andere Optionen schließt die Bahn nun aus verschiedenen Gründen aus. Mit dem Wegfall der Ausfädelung in Letter wird eine mögliche Neubautrasse zwangsläufig nahe der A2 verlaufen und diese wohl auch kreuzen müssen.

Die ausgeprägten Wasserschutzzonen vor allem südlich der A2 wie im Forst Esloh ergeben weitere Einschränkungen für die Trassenfindung. Zur endgültigen Klärung sind noch zusätzliche Schritte nötig, wie etwa Erkundungsbohrungen.

Mögliche Bodensetzungen

Nachdem die BIs mehrfach darauf hingewiesen haben, wurde nun auch das Thema möglicher Bodensetzungen durch die Schächte des Kaliwerkes Bokeloh aufgegriffen. Die aktuelle Analyse der Bahn zeigt zwei kritische Bereiche südwestlich von Kolenfeld, die sich von Wunstorf bis nahe an die A2 ziehen. Nach Aussage der Bahn sind das ‚bahnkritische Senken‘, die eine Durchfahrung mit Hochgeschwindigkeit nicht zulassen. Damit wird ein Trassenverlauf durch den Haster Wald stark eingeschränkt.

Deutlich wurde aber auch in den Veranstaltungen, dass sich die Bahn ausschließlich an der Vorgabe orientiert, die Fahrzeit zwischen Bielefeld und Hannover um 17 Minuten zu reduzieren. Eine Betrachtung der Bestandsstrecke lehnt die Bahn daher ab, obwohl das mehrfach von den Beteiligten im Bürgerdialog gefordert und sogar protokollarisch festgehalten wurde. Unter Dialog und Bürgerbeteiligung versteht die BI Kolenfeld etwas anderes.

Forderungen der BI

Die BI unterstützt die Forderung der Bahn nach zwei zusätzlichen Gleisen zwischen Wunstorf und Minden, um die Voraussetzung zu schaffen, mehr Personen- und Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern. „Wir fordern aber den Ausbau der Bestandsstrecke. Ein Neubau würde massive Eingriffe in die Natur, Landschaft und Landwirtschaft bedeuten und steht in keinem Verhältnis zu einer Fahrzeitersparnis von zwei bis drei Minuten bei der Umfahrung von Wunstorf.

Außerdem verbindet eine Hochgeschwindigkeitstrasse lediglich Großstädte miteinander und zielt damit auf Fernreisende ab. Im Schienennahverkehr gibt es allerdings 20 mal mehr Fahrgäste als im Fernverkehr. Wenn zum Erreichen der Klimaziele Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert werden soll, dann ist es sinnvoller, den Nah- und Regionalverkehr auszubauen“, ergänzt Jörg Nohl, Sprecher der BI.

Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, hat die BI Kolenfeld eine Unterschriftensammlung: ‚Für den Ausbau der Bestandsstrecke und gegen den Neubau einer Hochgeschwindigkeitstrasse‘ in Kolenfeld gestartet. „Es war eine tolle Erfahrung zu erleben, wie interessiert die Kolenfelder an dem Thema sind und wie stark die Unterstützung für die BI im Ort ist“, so BI-Mitglied Peter Krippner.

Politische Unterstützung

Unterstützung gibt es aus der Politik. Die beiden Landesgruppen der SPD-Fraktion im Bundestag, Niedersachsens/Bremen und Nordrhein-Westfalen, haben mit großer Mehrheit ein Positionspapier verabschiedet, in dem sie für die Strecken Hamburg-Hannover und Bielefeld-Hannover den Ausbau der bestehenden Strecken einfordern.

Ebenso wenden sich Politiker und Gemeinde- sowie Landkreisvertreter aus Ostwestfalen-Lippe und Schaumburg gegen einen Neubau: Bis heute habe die Deutsche Bahn keine verlässlichen Zahlen, Daten und Fakten vorgelegt, die die Notwendigkeit eines Neubaus der ICE-Strecke zwischen Bielefeld und Hannover belegen, heißt es. Ein damit einhergehender gravierender Eingriff in Landschaft, Lebensräume und hochwertige Ackerflächen sei damit nicht zu rechtfertigen. Die Bahn solle sich für andere Optionen öffnen und Alternativen zur Neubaustrecke prüfen.

Die Vorstellung konkreter Trassenkorridore durch die Bahn wurde erneut verschoben und soll nun Ende dieses Jahres oder Anfang nächsten Jahres erfolgen.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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