Massiver Protest gegen Bahn-Neubaustrecke | Wunstorfer-Stadtanzeiger

Massiver Protest gegen Bahn-Neubaustrecke

Steffen Klindworth-Eggelmann mit seinem extra ausgerüsteten Anhänger. (Foto: ab)
Steffen Klindworth-Eggelmann mit seinem extra ausgerüsteten Anhänger. (Foto: ab)
Steffen Klindworth-Eggelmann mit seinem extra ausgerüsteten Anhänger. (Foto: ab)
Steffen Klindworth-Eggelmann mit seinem extra ausgerüsteten Anhänger. (Foto: ab)
Steffen Klindworth-Eggelmann mit seinem extra ausgerüsteten Anhänger. (Foto: ab)

Circa 500 Menschen aus Bückeburg und der Region waren nach Schätzung des Einsatzleiters der Polizei, Timo Wildhagen, am Dienstagnachmittag dem Aufruf der Bürgerinitiative BigTab gegen den Neubau der Bahntrasse Hannover – Bielefeld gefolgt. Mit Schildern, Pfeifen und Trommeln, machten die Teilnehmer optisch und akustisch Front gegen die geplanten Neubaustrecken, von denen mindestens die Hälfte mitten durch Bückeburger Gebiet führen würde. Der Zeitpunkt für die Demo war wegen der direkt im Anschluss an die Veranstaltung auf dem Marktplatz, im Rathaussaal stattfindenden, nicht-öffentlichen Regionalkonferenz, gewählt worden. Flankiert wurde die Kundgebung auf dem Marktplatz durch eine Sternfahrt von 19 Traktoren. Die Fahrzeuge waren in Buchholz, Schöttlingen und Gelldorf gestartet und sammelten sich rund um den Veranstaltungsort. Im Gespräch mit dem Schaumburger Wochenblatt fasste Landwirt Steffen Klindworth-Eggelmann seine Gefühle zusammen:“ Es ist einfach eine Frechheit, wie rigoros mit Ackerland umgegangen wird!“ Die Reihe der Redner wurde von Bückeburgs Bürgermeister Axel Wohlgemuth angeführt, der kurz und prägnant deutlich machte, dass jeder der zwölf geplanten Korridore den Landkreis Schaumburg für immer entstellen würde. Anschließend dankte Landrat Jörg Farr dem Schaumburger Landvolk und sprach sich ausdrücklich gegen den Trassenfernen Neubau der Bahnstrecke aus. Er sparte dabei nicht mit Kritik in Richtung der Berliner Politiker, die:“…sich jahrelang nicht um den Nah- und Fernverkehr gekümmert haben. Niemanden hat das interessiert und dann kommt der Deutschlandtakt auf…!“

”Was wollen wir?”

Mit der Frage: „Was wollen Wir?“, forderte Landrat Farr den Bundesminister für Digitales und Verkehr, Volker Wissing, auf, nach Schaumburg zu kommen und sich hier der Diskussion stellen. Dieser Aufforderung schlossen sich die meisten der nachfolgenden Redner an. Alexander zu Schaumburg-Lippe erklärte in seinem Redebeitrag, dass er jetzt soweit sensibilisiert sei, dass er am Tag der Demonstration der Bürgerinitiative beitreten würde. Er sieht in dem geplanten Vorhaben des Verkehrsministeriums eine „beispiellose Bedrohung“ Bückeburgs, die außerdem einen Wohlstandsverlust bedeute. Mit dem Hinweis auf „läppische“ 17 Minuten Fahrtzeitverkürzung appellierte zur zum Ende an die verantwortlichen Politiker:“ Handeln Sie endlich im Interesse der Bürger, oder geben Sie wenigstens zu, dass Ihnen daran nicht das Geringste liegt!“ Jakob Hornung schilderte die Auswirkungen auf den seit fast 500 Jahren existierenden Rethofes am Rande des Naturschutzgebietes Bückeburger Niederung. „Wir sind auf jeden Fall die Verlierer,“ zog er ein Resümee, egal, welche Variante am Ende beschlossen werden würde. Als Vertreter für die Bürgerinitiative Auetal, trat deren Vorsitzender Lars Büttner an das Mikrophon. Er bezeichnete die Pläne für die Neubaustrecken als „absurde Spinnerei“ und forderte Verkehrsminister Wissing auf:“ Planen Sie mit Augenmaß!“

Wertvolle Landschaft wird unwiederbringlich zerstört!

Ebenso, wie andere Redner, verwies er auf die Gefahr, dass aufgrund der immensen Auswirkungen, die der Bau und der Betrieb einer Neubau-Trasse mit sich bringen würde, Investitionen von Menschen und Betrieben ausbleiben würden. Im Kern kamen immer die wesentlichen Gegenargumente zur Sprache. Unverhältnismäßig und enorm hohe Kosten des Projektes, unumkehrbare Zerstörung von ökologisch wertvoller Landschaft, Verwüstung während jahrelanger Bautätigkeit, Zerschneidung des Landkreises, Umweltschädigung durch Millionen Kubikmeter Beton und zigtausenden von Lkw. Achim Pohl, Vorsitzender des Landvolkes Schaumburg, rechnete vor, dass bei einem Trassenneubau etwa 1.000 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche unwiederbringlich zerstört würde. Rechnerisch sei das eine Anbaufläche zur Ernährung von 5.000 Menschen. Aus Vlotho hatten sich nach Angaben von Stefanie Rosenstein, Mitglied der Bürgerinitiative „WiduLand“, über 30 Vereinsmitglieder auf den Weg nach Bückeburg gemacht. Mit großformatigen Plakaten und einem lautstarken Protest, machten sie auf sich und ihren Vorsitzenden, Jens Köster, aufmerksam. Köster, wie auch alle anderen Redner, stellten immer wieder in den Vordergrund, nicht gegen den Ausbau der Bahnstrecke zu sein. Dieser sei vor dem Hintergrund des gewollten Umstieges auf die Bahn erforderlich. Die Kritiken richteten sich ausdrücklich gegen den Trassen-Neubau. Der Ausbau der Bestandsstrecke wurde von allen begrüßt – auch wenn dadurch der Deutschlandtakt möglicherweise wegen einiger weniger Minuten nicht realisiert werden könne. Wie Axel Wohlgemuth es zu Beginn erklärte:“ Wir sind gegen einen Deutschlandtakt, der zwar die großen Städte verbindet, aber unsere Heimat ohne jede Rücksicht spaltet!“

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Axel Bergmann
Axel Bergmann

Freier Mitarbeiter

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