Die kommunale Wärmeplanung ist eine Aufgabe, mit der sich alle Kommunen beschäftigen müssen. Wunstorf tut das auch, will aber an keinem Überbietungswettbewerb teilnehmen, sondern einen Weg einschlagen, der realistisch ist, so Bürgermeister Carsten Piellusch bei einer Auftaktveranstaltung mit Bürgern in der Otto-Hahn-Schule. Vor rund 50 Teilnehmern stellte ein von der Stadt beauftragtes Planungsbüro Eckpunkte vor und lud zur Diskussion an Themeninseln ein. Eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der Wärmeplanung werden auch die Stadtwerke spielen. Geschäftsführer Henning Radant informierte daher über den Stand bei der Erstellung von Quartierkonzepten.
In Wunstorf werden Modellprojekte in der Oststadt und in der Barne im Rahmen einer Machbarkeitsstudie untersucht. Partner ist der Bauverein. Es soll geklärt werden, wie sich ein Nahwärmenetz aufbauen und wirtschaftlich betreiben lässt. Ein wesentlicher Faktor sind die Kosten. Daher machen solche Wärmenetze nur dort Sinn, wo es viele Abnehmer gibt, um den Verlust an Energie so gering wie möglich zu halten. In Wohngebieten mit Mehrparteienhäusern kann das gelingen. Betrieben werde könnte so ein Netz mit Hochleistungswärmepumpen, mit Geothermie oder einem kalten Nahwärmenetz. Am besten wäre es, wenn es eine verfügbare Energiequelle vor Ort gebe, die man anzapfen könnte.
Ideen gab es bereits, etwa mit Blick auf das Bergwerk in Bokeloh. Doch eine Umsetzung, um die Wärme aus der Tiefe zu nutzen, gilt als nicht realisierbar und zu teuer. Eine andere Idee ist die Nutzung der Wärme aus Klärwassern oder Flussthermie. Diskutiert wurde auch der Vorschlag, das Steinhuder Meer anzuzapfen. Dem Wasser ein Grad Celsius zu entziehen, würde reichen, erklärte ein Teilnehmer. Allerdings stünden hier wiederum die Einschränkungen des Naturschutzes entgegen. In jedem Fall müsste für Nahwärme ein neues Netz mit Vor- und Rücklauf gebaut werden, das bestehende rund 400 Kilometer lange Erdgasnetz tauge dafür nicht.
Mit Blick auf die Kosten käme man dann auch nicht um einen Anschlusszwang herum. Die Nutzung von Wasserstoff als Energieträger wäre prinzipiell möglich, auch im bestehenden Erdgasnetz, dies sei politisch aber nicht gewollt und auch bislang noch nicht wirtschaftlich darstellbar. Um künftig mehr Energie zu gewinnen, wird die Nutzung von Photovoltaik auf Freiflächen geprüft. In Wunstorf geht es um rund 13 Hektar, ein Teil davon liegt an Bahntrassen, die als privilegiert gelten. Windkraft ist dagegen in Wunstorf kaum umsetzbar, da es drei Einflugschneisen gibt. Neben Fliegerhorst und dem Flughafen Hannover liegt über Wunstorf auch eine Tiefflugzone für Hubschrauber, ausgehend vom Bundeswehrstandort Bückeburg.
Das Planungsbüro will nun Vorschläge zur kommunalen Wärmeplanung wie auch zur Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes erarbeiten. Wobei künftig Anpassungsstrategien in Folge des Klimawandels an Bedeutung gewinnen werden. Ein Nahwärmenetz für ganz Wunstorf werde es aber nicht geben, dafür ein Maßnahmenkatalog, bei dem auch versucht werden soll, die Kosten so gut es geht abzubilden sowie Empfehlungen für die Bürger zu geben, was sie künftig selbst tun können. Betont wurde, dass niemand zu etwas gezwungen werde. Einige Teilnehmer blieben skeptisch, auch mit Blick auf Notwendigkeiten wie etwa dem Anschlusszwang bei Nahwärmenetzen. Andere wiederum beklagten, dass nach dem Ende der Gasmangellage kaum noch etwas von einem Einsparbewusstsein übrig geblieben sei.
Interessant war in diesem Zusammenhang auch, dass trotz der Wichtigkeit, mit der eine gemeinsame Anstrengung beim Klimaschutz immer betont wird, einige gewichtige Akteure gar nicht mitmachen müssen oder wollen. Die Bundeswehr zum Beispiel. Hier seien die Gespräche bislang ernüchternd verlaufen.