Während der Grundschulzeit hatte sie schnell gelernt: Manchmal musste man seine Fäuste einsetzen, wenn man nicht untergehen wollte. Also benutzte sie ihre. Meistens waren es nur kleine Rangeleien. Einmal aber auch ein richtiger Kampf. Der Nachbarjunge hatte ihrer Meinung nach beim Knickern betrogen. (Wissen Sie noch was „Knickern“ ist?) Also ging sie wütend auf ihn los. Am Ende gab es zwei Verlierer: eine dicke Lippe und ein blaues Auge. Und schon am nächsten Tag war für die beiden wieder alles in Ordnung. – Bei ihren Eltern dauerte es ein paar Monate länger.
Im Gymnasium gehörte sie zu dem ersten Jahrgang mit Mädchen. Vorher war es eine reine Jungenschule gewesen. Beim ersten Schulausflug war ihr ein Junge „dumm“ gekommen. Also setzte sie ihre Fäuste ein. Diesmal kam ein Lehrer darauf zu. Der meinte: „Mädchen prügeln sich nicht!“ Also erhielt sie auf dem Zeugnis einen Vermerk. Verhalten in der Schule: gut bis auf einen Fall. Für den Jungen ging die Sache straffrei aus.
Im Alten Testament (1.Mose 32, 23-32) kämpft Jakob am Fluss. Er kämpft hart, die ganze Nacht. Er weiß irgendwann: gewinnen kann er nicht. Doch er sagt zu seinem Gegner: Ich lasse dich nicht, bevor du mich nicht gesegnet hast. Und er bekommt den Segen. Er bekommt auch einen neuen Namen: Israel. Und er trägt eine schwere Hüftverletzung davon. Für den Rest seines Lebens muss er humpeln. Doch vor allem: er hat seinen Segen bekommen!
Um den Segen Gottes kämpfen – lohnt sich das? Ich glaube: JA! Unbedingt! Natürlich geht das nicht mit Fäusten. Ich bin überzeugt davon, das geht nur mit dem Kampf um Glauben. Und diesen Kampf versuche ich, immer neu zu gewinnen. Oft verliere ich meinen Glauben. Gerade, wenn ich sehe, wie viel Leid und Gewalt und Ungerechtigkeit um mich herum geschehen. Im Großen und im Kleinen, weiter weg und in meiner Nähe. Doch immer wieder spüre ich auch, dass da jemand bei mir ist. Gerade jetzt in der Osterzeit wird mir wieder bewusst, was Gott für uns getan hat. Und ganz gleich, wie gut oder schlecht wir handeln, ER bleibt bei uns. Ich brauche meine Fäuste nicht mehr einzusetzen. Und es fühlt sich auch viel besser an, wenn ich sie öffne und mit meinen Händen versuche, anderen zu helfen. Denn das ist der einzige Kampf, bei dem es nur Gewinner gibt. Probieren Sie es aus- es lohnt sich!