Liebe Leserinnen und Leser,
kennen Sie die Geschichte über die Maus Frederik? Während alle anderen Mäuse im Herbst fleißig Vorräte sammeln, sitzt Frederik einfach nur da. Doch Frederik sammelt ebenfalls, nämlich Farben, Sonnenstrahlen und Wörter. Und als den Mäusen im Winter dann kalt in ihrer Höhle ist und ihr Futter zu Neige geht, da ist es Frederik mit seinen Erzählungen, der ihnen wieder Trost und Hoffnung schenkt.
Ich mag diese Geschichte sehr. Jedes Jahr im Herbst bemühe ich mich, den Rat von Frederik zu beherzigen. Nehme die leuchtenden Farben des Herbstes ganz bewusst wahr, merke mir schöne Erlebnisse und koste jeden Sonnenstrahl aus. Vorräte für den langen Winter eben, so wie Frederik es eben den anderen Mäusen erklärt hat. Gleichzeitig habe ich mir aber als Kind schon gedacht, wenn Frederik mitgeholfen hätte, dann hätten die Mäuse genug Vorräte gehabt und gar nicht hungern und frieren müssen. Was die Mäuse machen, ist ja sinnvoll. Sie sammeln Vorräte an, um vorbereitet zu sein auf den Winter. Rund um die Uhr sind sie auf den Beinen. Weil sie hoffen, dass es ihnen gut gehen wird, wenn sie sich nur genug anstrengen.
Im 5. Buch Mose heißt es: Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den Herrn, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat. So hüte dich nun davor, den Herrn, deinen Gott, zu vergessen. Du könntest sonst sagen in deinem Herzen: Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen. Sondern gedenke an den Herrn, deinen Gott; denn er ist’s, der dir Kräfte gibt, Reichtum zu gewinnen.
Was heißt das für uns? Natürlich braucht es unsere Kraft und Stärke. Die Vorräte müssen gesammelt werden. Die Ernte erledigt sich nicht von selbst. Und darum müssen sich die Mäuse und auch wir in unserem Leben natürlich anstrengen. Es ist nichts falsch daran, sich Dinge zu erarbeiten und dann auf sich selbst und die eigene Leistung stolz zu sein. Nur…es ist eben auch ein Fehler zu glauben, man hätte dann alles allein geschafft.
All unser Tun ist umsonst und richtet nichts aus, wenn Gott nicht seinen Segen dazu gibt. Das merken wir heutzutage häufig gar nicht mehr, weil wir mit unserer Technik schon so viel kontrollieren können. Am ehesten fällt es uns dann tatsächlich im Bereich der Natur auf. Wenn plötzlich alle Gärten vertrocknen, weil es wochenlang nicht regnet und der Boden schon so hart ist, dass es unmöglich ist die Kartoffeln aus der Erde zu bekommen. Dann wird uns deutlich, was wir alles nicht in der Hand haben. Und ebenso auch im umgekehrten Fall, wenn alles gut gelaufen ist und wir mit einer reichen Ernte beschenkt werden, wenn der Baum so voll mit Zwetschgen hängt, dass seine Zweige schon den Boden berühren. Dann liegt auch das nicht an uns und unserem Tun und wir können nur dankbar sein.
Wir können uns bemühen, aber sicherstellen, dass unser Leben gelingt, können wir nicht. Und das zu wissen, ist wichtig. Denn sonst verlieren wir schnell aus den Augen, dass ganz vieles in unserem Leben gar nicht unsere eigene Leistung ist, sondern ein Geschenk Gottes.