Einen herzlichen Empfang bereiteten Bürgermeisterin Marlies Matthias und Stadtdirektor Mike Schmidt den vielen Gästen aus Nah und Fern, zum traditionellen Neujahrsempfang in der Wandelhalle. Auffallend waren in diesem Jahr die engagiert vorgetragenen Ansprachen von Gastgebern und politischen Vertretern aus Land und Bund.
Die Bürgermeisterin zog in ihrer Ansprache einen inhaltlichen Bogen zwischen dem Erleben der aktuellen Krisen und Kriege in der Welt, dem Hochwasser über Weihnachten, und dem vielseitigen ehrenamtlichen Engagement innerhalb der Stadt, für das sie sich besonders bedankte. „Bad Nenndorf ist eine lebenswerte Stadt, als Kur- und Kulturstadt. Und wir leben im Frieden und in Sicherheit, woran wir uns erinnern sollten“, betonte sie. Persönliches und gesellschaftliches Engagement sind wichtig. In diesem Jahr werde man das 50jährige Jubiläum der Samtgemeinde feiern, kündigte sie an. Ein Gourmetfest werde es aufgrund der Gartenschauvorbereitungen nicht geben und der Weihnachtsmarkt wird etwas kleiner ausfallen. Die neue Krippe im Haus der Begegnung wird in diesem Jahr in Betrieb genommen. „Und die Stadt wächst und wächst.“ Matthias: „Die Landesgartenschau 2026 gehört bereits in diesem Jahr zu den anstehenden Herausforderungen für die Stadt und die Ortschaften ringsherum.“ Die Stadt verändere sich, „und wir sind mittendrin“. Ebenso werde der weitere Ausbau der Stadt im Blick bleiben und viele Diskussionen auslösen. Bei allem „sollten wir respektvoll mit anderen umgehen, zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt“.
Auch Stadtdirektor Mike Schmidt ging in seiner Ansprache zunächst auf die Veränderungen in der Gesellschaft ein, die seiner Ansicht nach durch die zurückliegenden und bestehenden Krisen – wie die Flüchtlingskrise 2015, Coronapandemie, der Krieg in der Ukraine – ausgelöst wurden. Er beklagte das zunehmende „Ellenbogendenken“ unter den Menschen, dass „das Kollektive zurückzudrängen scheint“. Und dann stünden viele politische Probleme im eigenen Land an, bei dem die Menschen immer mehr davon sprechen, dass „die da oben dafür verantwortlich sind - Aber wer sind die da oben?“. Schlimm ist, dass sich diese Stimmung auch auf die Kommunalpolitik übertrage. „Das ehrenamtliche Kommunalpolitiker verbal angegangen werden, das ist nicht in Ordnung, angesichts der Leistungen, die diese Personen erbringen. Hierfür möchte ich mich ausdrücklich bedanken. Es geht nur gemeinsam bei dem, was ansteht.“ Positiv stimme ihn der Einsatz von den vielen ehrenamtlichen Einsatzkräften beim Hochwasser im Dezember und darüber hinaus. „Und zusätzlich haben sich viele Bürgerinnen und Bürgern spontan gemeldet, um zu helfen.“
Die Bundestagsabgeordnete Marja-Lisa Völlers (SPD) stellte fest: „Das Gift des Antisemitismus breitet sich immer weiter aus. Daher freue ich mich über die Tausende Menschen, die sich in diesen Tagen in Demonstrationen für Demokratie und gegen den Antisemitismus aussprechen. Letztlich liege es an jedem Einzelnen, für die Demokratie bei Freunden, Nachbarn und am Arbeitsplatz einzutreten.“ Gemeinsam müsse man „für unsere gemeinschaftliche, demokratische Grundordnung eintreten“.
Der Landtagsabgeordnete Jan-Philipp Beck (MdL/SPD) sprach auch als stellvertretender Landrat zu den Gästen und hob hervor: „Allen Einsatzkräften während des Hochwassers zu Weihnachten möchte ich auch im Namen von Landrat Jörg Farr besonders danken. Es war ein großer Dienst an der Gesellschaft.“ Der Hochwasserschutz habe sich bewährt. Trotzdem sei es angebracht danach zu fragen, was weiterhin hierfür getan werden muss. Es gebe nach wie vor eine sehr angespannte Flüchtlingssituation in Bund, Land und Kommunen. Die Auswirkungen der aktuellen Situationen könne man in vielen Gesprächen an allen Orten wahrnehmen. „Das Diskussionsklima ist rauer geworden.“ Es bestünde ein Nährboden für populistische und rechte Kräfte. Dazu habe es im zurückliegenden Jahr „mehrere Vorfälle gegeben, die sehr bedenkenswert sind und die mich auch sehr betroffen gemacht haben“. Darin sei eine ganz zentrale Herausforderung für die Politik und die gesamte Gesellschaft zu sehen, um für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sorgen. „Der Staat muss handlungsfähig bleiben.“ Aber auch für die stabile wirtschaftliche Lage müsse weiterhin gesorgt werden. Bad Nenndorf sei ein gutes Beispiel dafür, wie verschiedene Räder ineinandergreifen. „Von den kommunalen Planungen angefangen, über den Landkreis, bis hin zu Fördermitteln des Landes.“
Viel Beifall erhielt Colette Thieman (MdL/CDU), als sie in ihrem Grußwort betonte, dass es seitens der Politik an der Zeit sei, „die Lebensrealitäten der Menschen wieder wahrzunehmen und nicht denen das Feld zu überlassen, die dies vermeintlich tun. Die uns den Himmel versprechen, aber die Hölle bringen werden“. Die Welt ist trotz allen Krisen und Kriegen in den letzten Jahren nicht untergegangen. „Und das sollten wir als festen Punkt sehen und einen Blick nach vorne wagen.“ Wie ihre Vorredner warb sie dafür, dass alles gemeinsam und miteinander geschehen müsse.