Die Friseurbranche hat seit Jahren zu kämpfen, doch jetzt kommt mit einem Signal aus Berlin der nächste Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen könnte: Mariella Conrad Zimenga, Obermeisterin der neuen Friseur-Innung Schaumburg-Hameln-Pyrmont, äußert ihre tiefe Verärgerung über die Pläne der Bundesregierung, den Mindestlohn auf 15 Euro anzuheben. „Diese Maßnahme steht in eklatantem Widerspruch zu den Wahlversprechen der CDU und könnte fatale Folgen für unser Handwerk haben”, betont Zimenga. Sie warnt, dass die Erhöhung nicht nur die Personalkosten erheblich steigern wird, sondern auch viele Kunden an die Schattenwirtschaft verlieren könnte.
Zimenga erläutert, dass die Friseurbranche ein personalintensives Gewerbe ist. „Die Personalkosten in einigen Tarifgruppen könnten um mehr als 10 Prozent steigen. Diese Mehrbelastung werden wir nicht einfach so an die Kunden weitergeben können.” Laut ihrer Einschätzung könnten viele Kundinnen und Kunden, die bereits unter wirtschaftlichem Druck leiden, gezwungen sein, illegalen Friseurdiensten in Anspruch zu nehmen. „Das gefährdet die Existenz vieler kleiner Salons und gefährdet Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze”, sagt sie.
Die Schattenseiten der Preisgestaltung
Ein zentraler Punkt in Zimengas Argumentation ist die Problematik von Dumpingpreisen und dem damit verbundenen Preisverfall. Im Landkreis Schaumburg und Hameln-Pyrmont kämpfen viele kleine Salons gegen die Verlockung, ihre Dienste zu sehr vergünstigten Preisen anzubieten. „Solche enormen Preisnachlässe gefährden die Qualität unserer Arbeit”, warnt Zimenga. Wenn Friseure gezwungen sind, unter Wert zu arbeiten, leidet nicht nur die Branche, sondern auch die Kunden, die letztlich minderwertige Dienstleistungen erhalten.
Die Obermeisterin hebt hervor, dass die Situation für die legal arbeitenden Friseure immer prekärer wird. „Die hohe Inflation der letzten Jahre hat bereits dazu geführt, dass wir viele Kunden an die Schwarzarbeit verloren haben. Wir benötigen dringend Maßnahmen, um diesen Trend umzukehren.” Ein Vorschlag, den Zimenga schon lange verfolgt, ist die Reduktion der Mehrwertsteuer für Friseurdienstleistungen von 19 auf 7 Prozent. Diese steuerliche Entlastung könnte dabei helfen, die Kluft zwischen legalen und illegalen Angeboten zu schließen und so die Zukunft der Branche zu sichern.
Und die Zukunft der Friseurbranche?
Die künftige Entwicklung der Friseurbranche hängt nicht nur von den politischen Entscheidungen ab, sondern auch von der Fähigkeit der Betriebe, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Zimenga warnt, dass die ständigen Preiskämpfe und der Druck durch Dumpingpreise gerade junge Menschen davon abhalten, eine Ausbildung im Friseurhandwerk zu beginnen. „Gute Ausbildungsbedingungen sind entscheidend, aber sie kosten Geld. Wir müssen den jungen Menschen eine Perspektive bieten”, sagt Zimenga. So droht der Verlust von Ausbildungsplätzen. „Der Wettbewerbsdruck ist enorm. Wenn wir nicht gemeinsam daran arbeiten, die Branche attraktiv zu gestalten, werden wir viele talentierte Friseure verlieren.” Dafür fordert Zimenga ein Umdenken in der Politik und ein stärkeres Engagement, um die Rahmenbedingungen für die Branche zu verbessern.
„Lasst uns das Friseurhandwerk nicht im Stich. Wir müssen Lösungen finden, die sowohl die soziale Sicherheit der Beschäftigten als auch die Qualität der angebotenen Dienstleistungen gewährleisten”, appelliert sie abschließend. Die Herausforderungen sind groß, doch gemeinsam könnte die Branche auch diese Krise überwinden und in eine positive Zukunft steuern.
In dieser neuen Serie befassen wir uns mit offenen Worte aus Politik und Wirtschaft und hinterfragen, wo Prozesse haken, Vorschriften blockieren – und überlegen, wie es besser gehen könnte.