Die Politik in Bückeburg zeigt sich vor Kurzem recht ablehnend gegenüber der Idee, Teil eines wissenschaftlichen Modellprojekts zur kontrollierten Cannabis-Abgabe zu werden. Und das ist schade. Denn wer eine fundierte Debatte über Drogenpolitik führen will, kommt an Daten und Forschungsergebnissen nicht vorbei. Genau hier setzt die New Retail Investment GmbH (NRI) mit ihrem Konzept an: Statt unkontrollierten Schwarzmarktgeschäften soll es streng regulierte Abgabestellen geben, die von Wissenschaftlern begleitet und ausgewertet werden.
Realität nicht ignorieren
Dass es in Deutschland ein gesellschaftliches Spannungsfeld zwischen Alkohol und Cannabis gibt, ist nichts Neues. Doch die Doppelmoral ist frappierend: Ich kenne persönlich mehr Menschen, die regelmäßig Cannabis konsumieren und ihr Leben völlig im Griff haben, als ich Menschen kenne, die keinen Alkohol trinken. Ein Glas Wein oder ein Feierabendbier gehören für viele zum Alltag – und kaum Jemand hinterfragt das. Gleichzeitig gilt Cannabis, das nachweislich weniger gesundheitliche Schäden anrichtet als Alkohol, immer noch als gesellschaftliches Tabuthema.
Konsum findet so oder so statt
Die Politik kann sich gegen eine wissenschaftliche Untersuchung entscheiden – der Konsum wird dennoch stattfinden. Menschen, die Cannabis konsumieren wollen, werden auch in Zukunft einen Weg finden, es zu beschaffen. Die Frage ist: Auf welchem Weg?
Entweder bleibt es bei nicht zu kontrollierenden Schwarzmarktquellen oder man wagt den Schritt zu einer regulierten Abgabe mit Beratung, Prävention und wissenschaftlicher Begleitung. Andere Länder zeigen längst, dass ein regulierter Markt Jugendschutz und Gesundheitsprävention besser umsetzt als ein Verbot, das nur kriminellen Strukturen in die Hände spielt.
Studien liefern Erkenntnisse – und die brauchen wir
Es gibt gute Gründe, die kontrollierte Abgabe von Cannabis nicht einfach durchzuwinken. Aber es gibt auch gute Gründe, sich mit der Thematik wissenschaftlich auseinanderzusetzen. Andere Länder haben die Alkoholabgabe stark reguliert und untersuchen, wie sich das auf den Konsum auswirkt. Wir könnten in unserem Kreis nun ein Vorreiter werden, wenn es um Cannabis geht.
Eine Ablehnung aus Prinzip, falschen Ängsten und überholten Ansichten bringt niemanden weiter. Wer eine fundierte Entscheidung treffen will, muss sie auf Erkenntnisse und Fakten stützen – und genau diese könnte eine Studie liefern. Schaumburg hat die Chance, hier Pionierarbeit zu leisten. Die Politik sollte sich dieser Diskussion nicht verweigern.
Noch ein Disclaimer: Ich selbst hab mit Cannabis auch nichts am Hut, aber ich bin ein großer Fan von Wissenschaft und Modellversuchen.