DB-Planer Carsten-Alexander Müller und sein Team stellten die bereits bekannten Grobkorridore vor, die relativ große Bereiche für Streckenverläufe abstecken. Müller erklärte dabei, dass weiterhin Lösungen geprüft würden, die zu etwa 50 Prozent auf der Bestandsstrecke liegen würden. Das Team stellte dar, dass das eng besiedelte und von Erhebungen durchzogene Schaumburger Land vielfältige Raumwiderstände biete, was die Planungen schwierig mache. Eine Tendenz für eine bestimmte Variante unter den Grobkorridoren ließ sich aus den Ausführungen nicht ableiten.
Frustriert zeigten sich viele Zuhörer bei der rege besuchten Veranstaltung darüber, dass noch keine detaillierteren Streckenverläufe vorgestellt wurden. „Ich bin enttäuscht“, so beispielswiese Börries von Hammerstein, Vorsitzender des Rates der Samtgemeinde Rodenberg. Die Ausführungen hätten so keine neuen Erkenntnisse erbracht. Carsten-Alexander Müller kündigte an, dass etwa in der Zeit ab Mai/Juni mögliche Streckenverläufe genauer vorgestellt würden. 20 bis 30 Varianten könnten dies sein, so Müller, die dann räumlich detaillierter verortet seien.
Vertreter von Bürgerinitiativen, der Landwirtschaft, Bürger und Lokalpolitiker hoben die Auswirkungen eines Trassenneubaus auf das Leben vor Ort, Natur und landwirtschaftliche Flächen hervor. Jörn Lohmann, Bürgermeister der Gemeinde Auetal betonte, dass eine Trassenführung durch das Auetal dazu führen würde, dass für die Kommune nahezu sämtliche Entwicklungsmöglichkeiten beschnitten würden. In diesem Fall werde die Gemeinde den Weg einer Kommunalverfassungsbeschwerde beschreiten, kündigte er an.
Sehr kritisch gingen mehrere Besucher die umstrittene Fahrzeitverkürzung auf 31 Minuten an, die zu einem erheblich größeren Aufwand und damit Eingriffen führt. Für diese gebe es keine rechtliche Grundlage, so mehrere Wortmeldungen, sie werde jedoch von den Planern zur Grundlage ihrer Überlegungen gemacht. Thomas Wolf, Rodenberger Samtgemeindebürgermeister, stellte die Position der Kommunen dar, die die Nenndorfer Erklärung unterzeichnet haben. Für solch einen umfassenden Eingriff brauche es eine rechtliche Ermächtigungsgrundlage, so Wolf, diese sei abzuklären. Auch müsse die Wirtschaftlichkeit in Relation zum Fahrzeitgewinn stärker in die Bewertung einbezogen werden. Nicht zuletzt sei zu prüfen, ob nicht auf dem Streckenabschnitt Bielefeld-Hamm erhebliche Fahrzeitverkürzungen erreicht werden könnten, um im Abschnitt Hannover-Bielefeld die Auswirkungen auf Mensch und Natur begrenzen zu können.
Zudem wurde die grundsätzliche Kritik am Dialogverfahren erneuert. Diene dieses letztlich nur dazu, die Gesprächspartner in Kenntnis zu setzen, ohne dass diese ihre Ansätze einbringen könnten, sei es letztlich wertlos, so der Vorwurf. Landrat Jörg Farr erklärte, dass ein Grundproblem sei, dass das Bundesverkehrsministerium als Auftraggeber des Projekts bei den Foren gewöhnlich nicht vertreten sei. Es sei wichtig, dass ein Vertreter des Ministeriums einmal für Transparenz zu den Hintergründen sorge. Müller erklärte, er werde dieses Anliegen übermitteln.
Bundeswehrgelände kein grundsätzliches Hindernis:
Die Planer der Bahn hielten fest, dass eine Trassenführung über Bundeswehrgelände keine grundsätzliches Hindernis sei. Hier sei man bereits mit dem Standort in Kontakt. Beispielsweise seien Tunnellösungen denkbar.
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