Wer im Seniorenalter nach einer sinnstiftenden Beschäftigung sucht, könnte über die Tätigkeit eines Lesepaten nachdenken. Für Kinder, die Schwierigkeiten mit dem Lesen haben, ist diese Unterstützung eine wichtige Hilfe und die Paten empfinden die Tätigkeit zumeist als große Bereicherung.
Die Kenntnis der Sprache und das Lesen bleibt eine grundlegende Kulturtechnik, um in der Schule mitzukommen und später erfolgreich ins Berufsleben einzusteigen. Entsprechend wichtig ist es für Mädchen und Jungen hier nicht ins Hintertreffen zu geraten.
Für Zuwanderer ist es naturgemäß schwieriger, in der deutschen Sprache lesen zu lernen. Ebenso benötigen viele Kinder ohne Migrationshintergrund hierbei Unterstützung. Das Video auf dem Handy ist eine scharfe Konkurrenz geworden, die viele Kinder vom „Schmökern“ abhält. Ohne Übung kann keine Sicherheit gewonnen werden in dieser wichtigen Fertigkeit.
Mangelnde Lesekenntnisse wirken sich nicht nur auf den Deutschunterricht aus, sondern schrittweise auch in allen anderen Fächern. Wie die Textaufgabe in Mathe genau verstehen, wenn es am Lesen hapert? Ebenso bremst mangelndes Verständnis in allen anderen Fächern.
Der Grundschüler, der aus welchem Grund auch immer den Anschluss im Lesen verloren hat, wird den Unterricht so als zunehmend frustrierend empfinden. Trotz aller Anstrengung hat er es sehr schwer, zu Erfolgserlebnissen zu kommen.
Weil die Lehrer kaum eine Möglichkeit haben, solche Mängel im normalen Unterricht auszugleichen, gibt es viele „Lesepaten-Projekte“. Ein Erwachsener, der sich für ein Mädchen oder Jungen in der Eins-zu-Eins-Betreuung Zeit nimmt, kann diese deutlich in ihren Lesefähigkeiten voranbringen. Ist erst einmal ein Vertrauensverhältnis zwischen dem Duo hergestellt, kann der junge Schützling ohne Druck oder einem Gefühl der Unterlegenheit gegenüber den Mitschülern intensiv üben zu lesen. Hier braucht er sich für Stammeln und mühsames Buchstabieren nicht zu schämen. Mit Verständnis, Geduld und gesundem Menschenverstand können die Paten hauch ohne pädagogische Ausbildung große Fortschritte erreichen. Die Projekte und beteiligte Schulen berichten von Erfolgen, die vielen Schülern helfen, Anschluss zu finden.
Vielfach sind es Senioren, die sich der Aufgabe als Lesepaten widmen. Schließlich können sie es besser einrichten, zu den passenden Tageszeiten ihre Unterstützung anzubieten. Viele empfinden diese Tätigkeit als sehr bereichernd. Der Umgang mit den Kindern, der auch Phasen zur Auflockerung etwa beim gemeinsamen Spiel umfasst, macht Freude. Umso mehr gilt das, wenn Fortschritte spürbar werden und der Pate merkt, dass seine Hilfe dem Kind guttut. Fast immer freuen sich die Kinder auf die Zeit mit „ihrem Lesepaten“. Deshalb ist auch die Verlässlichkeit in dieser Tätigkeit wichtig. Der Zeitaufwand ist jedoch überschaubar. Zumeist geht es um einen Termin in der Woche. Nicht zuletzt hält der Austausch mit der ganz jungen Generation geistig fit.
Der Bedarf nach weiteren Lesepaten ist in den meisten Projekten groß. Wer hier aktiv werden will, sollte an den Schulen in seinem Umfeld oder unterstützenden Organisationen, welche die Patenschaften organisieren, Ansprechpartner finden.
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