Die Kriminalstatistik 2024 für den Landkreis Schaumburg wurde vor Kurzem veröffentlicht – und sie zeigt ein vielschichtiges Bild. Während die Zahl der Straftaten leicht gestiegen ist, gibt es in anderen Bereichen bemerkenswerte Fortschritte. Besonders erfreulich: Die Aufklärungsquote hat einen Rekordwert erreicht. Gleichzeitig machen Gewaltverbrechen und häusliche Gewalt der Polizei weiterhin Sorgen.
9.221 Straftaten wurden im vergangenen Jahr im Landkreis Schaumburg registriert. Das entspricht einem Anstieg von 1,54 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Trotz dieses leichten Zuwachses zeigt sich Stefan Schara, Leiter der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg, zufrieden mit der Entwicklung: „Sicherheit gehört zu den elementarsten Grundbedürfnissen aller Bürgerinnen und Bürger. […] Die Polizeilichen Kriminalstatistiken für die Landkreise Nienburg und Schaumburg zeigen, dass Sie hier sicher leben können.“
65,99 Prozent Aufklärungsquote
Grund für diesen Optimismus ist vor allem die Aufklärungsquote. Mit 65,99 Prozent wurde der höchste Wert der vergangenen zehn Jahre erreicht. Schara sieht darin einen deutlichen Hinweis auf die erfolgreiche Arbeit der Polizei – und zugleich einen Ansporn: „Ich kann Ihnen versichern, dass wir uns unserer hohen Verantwortung bewusst sind und uns auf dem Erfolg nicht ausruhen werden! Unser Ziel ist, das von Ihnen in uns gesetzte hohe Vertrauen und das hohe Sicherheitsniveau in unseren Landkreisen zu halten und noch weiter zu steigern“.
Ein Blick auf die einzelnen Deliktsgruppen zeigt deutliche Verschiebungen: Während Vermögens- und Fälschungsdelikte mit einem Plus von 17,8 Prozent deutlich angestiegen sind, gingen Eigentumsdelikte um 10,05 Prozent zurück. Besonders auffällig: 2024 wurde kein einziges Tötungsdelikt registriert – im Jahr zuvor waren es noch fünf Fälle.
Gewalt nimmt weiter zu
Ein Bereich bleibt jedoch besorgniserregend: Die Gewaltdelikte haben erneut zugenommen und liegen nun bei 353 Fällen. Auch die häusliche Gewalt ist weiter auf dem Vormarsch. 650 Fälle wurden erfasst, ein Anstieg von 6,04 Prozent. Die Zahl der Messerangriffe ist von 51 auf 54 Fälle gestiegen, bewegt sich damit aber noch unter dem Fünfjahresschnitt.
Tanja Wulf-Bruhn, Präsidentin der Polizeidirektion Göttingen, spricht von einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung: „Der seit einigen Jahren anhaltende Negativ-Trend zur Ausübung von Gewalt als legitimes Mittel zur Konfliktlösung ist leider immer noch ungebrochen.“
Polizeidirektor Michael Dunker verweist auf ein Phänomen, das zunehmend in den Fokus rückt: Angriffe auf Einsatzkräfte. „Menschen, die für die Gesellschaft eintreten, werden während ihrer Dienstausübung und selbst in der Freizeit aufgrund ihres Dienstes für die Gesellschaft – beleidigt, bespuckt, bedroht und sogar körperlich angegriffen. Die Taten richten sich nicht nur gegen die Personen, sondern auch gegen unsere Demokratie und die gesamte Gesellschaft.“
Ein Lichtblick zeigt sich hingegen bei der Präventionsarbeit. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist um fast 28 Prozent gesunken und liegt mit 111 Fällen auf dem zweitniedrigsten Stand der letzten zehn Jahre. Auch die Fälle sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche sind deutlich zurückgegangen – um 28,1 Prozent. Marcel Bente, Leiter des Zentralen Kriminalermittlungsdienstes, hebt die besondere Tragweite dieser Delikte hervor: „Das Ausnutzen von Vertrauensverhältnissen im sozialen Umfeld und insbesondere der Wehrlosigkeit von Kindern sind besonders verwerflich und niederträchtig. Die Opfer werden massiv und dauerhaft traumatisiert. Wenngleich die Zahl der Taten rückläufig ist, ist jeder Fall einer zu viel.“
Ein weiterer positiver Trend: Die Zahl der von Jugendlichen begangenen Straftaten ist um 12,7 Prozent gesunken. Besonders stark fiel der Rückgang bei den Heranwachsenden zwischen 18 und 21 Jahren aus – hier beträgt das Minus sogar 27,75 Prozent.
Die Polizei sieht sich auf dem richtigen Weg. Die verstärkte Streifentätigkeit und intensive Präventionsarbeit scheinen Wirkung zu zeigen. Doch die Herausforderungen bleiben. Stefan Schara macht klar, dass das Engagement nicht nachlassen darf – weder im Kampf gegen Gewalt noch im Umgang mit Opfern: „Wir wollen allen Opfern schnellstmöglich professionelle Hilfe anbieten und signalisieren: Sie tragen keine Schuld! Trauen Sie sich, erstatten Sie Anzeige und gehen Sie den ersten Schritt in ein gewaltfreies Leben. Wir unterstützen Sie dabei!“
Kennzahl | 2024 | 2023 | Veränderung | Bemerkung |
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Straftaten gesamt | 9.221 | 9.081 | +140 (+1,54%) | Leichter Anstieg |
Aufklärungsquote | 65,99% | 65,95% | +0,04% | Höchste Quote der letzten 10 Jahre |
Tatverdächtige | 4.405 | 4.588 | -183 (-4,0%) | Rückgang trotz leicht steigender Fallzahlen |
Deliktsgruppe | 2024 | 2023 | Veränderung | Trend |
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Vermögens- und Fälschungsdelikte | 2.257 | 1.916 | +341 (+17,8%) | Starker Anstieg |
Rohheitsdelikte (u.a. Körperverletzung) | 1.822 | 1.698 | +124 (+7,3%) | Zunahme |
Eigentumsdelikte | 2.219 | 2.467 | -248 (-10,05%) | Deutlicher Rückgang |
Einfacher Diebstahl | 1.422 | 1.580 | -158 (-10,0%) | Rückgang |
Diebstahl unter erschwerenden Umständen | 797 | 887 | -90 (-10,15%) | Rückgang |
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung | 266 | 303 | -37 (-12,21%) | Deutlicher Rückgang |
Tötungsdelikte | 0 | 5 | -5 (-100%) | Besonders positive Entwicklung |
Strafrechtliche Nebengesetze (BTM, StVG etc.) | 602 | 672 | -70 (-10,42%) | Rückgang (u.a. durch Cannabisgesetz) |
Sonstige Straftatbestände (u.a. Sachbeschädigung, Beleidigung) | 2.055 | 2.018 | +37 (+1,83%) | Leichter Anstieg |
Deliktbereich | 2024 | 2023 | Veränderung | Bemerkung |
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Gewaltdelikte | 353 | 314 | +39 (+12,4%) | Kontinuierlicher Anstieg in den letzten drei Jahren |
Häusliche Gewalt | 650 | 613 | +37 (+6,04%) | Kontinuierlicher Anstieg seit 2022 |
Messerangriffe | 54 | 51 | +3 (+5,9%) | Weiterhin leicht unter dem 5-Jahres-Durchschnitt (56,2) |
Gewalt gegen Polizeibeamte | 48 | 56 | -8 (-14,3%) | Trotz Rückgang über 10-Jahres-Durchschnitt (45,6) |
Gewalt gegen Rettungskräfte | 9 | 3 | +6 (+200%) | Besorgniserregender Anstieg |
Deliktbereich | 2024 | 2023 | Veränderung | Bemerkung |
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Wohnungseinbrüche | 111 | 154 | -43 (-27,92%) | Zweitniedrigster Wert der letzten 10 Jahre |
Versuchte Wohnungseinbrüche | 46 | 54 | -8 (-14,8%) | Höherer Anteil gescheiterter Einbrüche (41,44%) |
Sexualisierte Gewalt gegen Kinder/Jugendliche | 115 | 160 | -45 (-28,1%) | Deutlicher Rückgang nach Höchststand 2023 |
Straftaten durch junge Menschen (bis 21 Jahre) | 1.017 | 1.165 | -148 (-12,7%) | Deutlicher Rückgang |
Straftaten durch Heranwachsende (18-21 Jahre) | 414 | 573 | -159 (-27,75%) | Stärkster Rückgang in dieser Altersgruppe |