Ein Ort der Kultur und Technologie | Wunstorfer-Stadtanzeiger

21.04.2024 09:06

Ein Ort der Kultur und Technologie

Das Kloster Loccum. (Foto: gk)
Das Kloster Loccum. (Foto: gk)
Das Kloster Loccum. (Foto: gk)
Das Kloster Loccum. (Foto: gk)
Das Kloster Loccum. (Foto: gk)

Die Entscheidung der Europäischen Kommission ist gefallen: Die Zisterziensischen Kulturlandschaften tragen nun offiziell das Europäische Kulturerbe-Siegel – und somit auch das Kloster Loccum. Insgesamt 17 Zisterziensische Klosterlandschaften aus fünf europäischen Ländern – Deutschland, Österreich, Tschechien, Polen und Slowenien – werden mit diesem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet und somit ihre Schlüsselrolle in der europäischen Geschichte und Kultur gewürdigt, heißt es in der Begründung der EU-Kommission zur Verleihung des Siegels, das Birgit Birth, Geschäftsführerin Kloster Loccum, am vergangenem Mittwoch in Antwerpen entgegennahm.

Entsprechend groß ist die Freude unter den drei Projektträgern, die über fünf Jahre die Bewerbung um das Siegel vorangetrieben haben, betont Rehburg-Loccums Bürgermeister Martin Franke gegenüber dieser Zeitung: Das Kloster Loccum, die Stadt Rehburg-Loccum sowie der Landkreis Nienburg. Auch Loccums Ortsbürgermeisterin Dörte Zieseniß zeigte sich freudig überrascht von der Entscheidung. „Es ist schließlich erst der zweite Ort in Niedersachsen, der diese Auszeichnung erhält. Und die Arbeit geht, wenn auch unter einem anderen Vorzeichen, jetzt erst richtig los.“ Hier ginge es nicht nur um eine schöne Auszeichnung, sondern um eine Verpflichtung im Sinne des Siegels zu wirken, betont der Bürgermeister. Man habe die Zisterzienser gewählt, da sie die erste paneuropäische Bewegung zu einer Zeit waren, als es Europa so noch gar nicht gab. Zumindest in der geografischen Ausdehnung, wie sie den Raum großflächig erschlossen haben. Franke: „Und diese Triebfeder, die die Zisterziensermönche hatten, die setzen wir durchaus auch zu Jugendbildungszwecken, zur europäischen Entwicklung heute, ein.“ Das Europäische Kulturerbe-Siegel ziele auf die europäische Identität und Einheit. Auf Prozesse, die diese Identität fördert. „Und das müssen wir mit der Auszeichnung auch weiter bedienen.“

Hierzu habe man sich auf den Schwerpunkt Bildung für das Kloster in Loccum positioniert, was auch dem glücklichen Umstand geschuldet ist, „dass wir in Loccum nicht nur ein Kloster haben, sondern auch Bildungseinrichtungen, wie die örtliche Akademie, das RPI und weitere Einrichtungen. Dort möchten wir Bildungsformate entwickeln, die aus der Entwicklung der Zisterzienser, ihrer Expansion, Lehren im Verhältnis zu Europa von heute ziehen.“ Der Arbeitstitel dazu heißt: „Aufbruch aus Begeisterung, Aufstieg und Gestaltung nachhaltiger kultureller Reformbewegungen – Braucht es neue Begeisterung für eine alte Idee?“

Bisher habe man dazu Grundlagenarbeit geleistet. „Da wir wissen, dass die Mönche nach relativ schematischen und einheitlichen Vorgaben die Klosterlandschaften erschlossen haben, haben wir zunächst unsere Klosterlandschaften inventarisiert. Und Klosterlandschaft heißt hierbei eben nicht nur das Kloster allein, sondern eine Landschaft, die sich vom Raum Peine bis Minden erstreckt, sowie in Ost-West-Ausrichtung bis kurz vor Nienburg sowie bis Hameln und Springe im Süden.“ Damit wurden die Spuren der Zisterzienser aufgenommen. Als Kernprojekt wurde mit den weiteren Klosterlandschaftspartnern ein Europäischer Fernwanderweg in einer Länge von 6.400 Kilometern entwickelt, der alle 17 Klosterlandschaften und miteinander verbindet.

Das Kloster Loccum ist ein ehemaliges Zisterzienserkloster. Es wurde 1163 gegründet und trat 1593 der Reformation bei. Der Zisterzienserorden stammt von den Benediktinern ab und wurde 1098 in Frankreich gegründet. Der Orden hat sich vor allem in Mitteleuropa verbreitet und wichtige Beiträge zur Kultur und Technologie im mittelalterlichen Europa geleistet sowie Abteien in vielen europäischen Ländern finanziert. Daher habe das Netzwerk der Zisterzienser einen „historischen paneuropäischen Charakter“, so die EU-Kommission. Mit dem Siegel werden europäische Kulturerbestätten ausgezeichnet, die Meilensteine auf dem Weg zur Schaffung des heutigen Europas sind. „Die Kulturerbestätten decken die Zeitspanne vom Anbeginn der Zivilisation bis zu dem Europa der heutigen Zeit ab. Sie würdigen und symbolisieren sowohl die europäischen Ideale und Werte als auch die Geschichte und Integration Europas.“ Die ausgezeichneten Stätten würden einen Beitrag dazu leisten, die Europäische Union und ihre Bürgerinnen und Bürger einander näher zu bringen.


Winfried Gburek
Winfried Gburek

Freier Redakteur Schaumburger Wochenblatt

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