Preis für Leuchtturmtrasse | Wunstorfer-Stadtanzeiger

Preis für Leuchtturmtrasse

Ein Teil der Leuchtturmtrasse: Die Nordrehr Brücke. (Foto: tau)
Ein Teil der Leuchtturmtrasse: Die Nordrehr Brücke. (Foto: tau)
Ein Teil der Leuchtturmtrasse: Die Nordrehr Brücke. (Foto: tau)
Ein Teil der Leuchtturmtrasse: Die Nordrehr Brücke. (Foto: tau)
Ein Teil der Leuchtturmtrasse: Die Nordrehr Brücke. (Foto: tau)

Die Allianz pro Schiene hat einen Verkehrswendepreis nach Wunstorf vergeben. Ausgezeichnet wird die Leuchtturmtrasse, weil sie als Zubringer zum Bahnhof und damit zur Schiene dient, wie die gemeinnützige Interessenorganisation mitteilt. ”Menschen steigen dann gerne auf ihr Fahrrad um, wenn es vernünftige Radwege gibt.” Die Leuchtturmtrasse sei ein Anreiz, um künftig mit dem Rad statt mit dem Auto zum Bahnhof zu fahren und habe Vorbildcharakter. Der Bürgermeister sieht es als Bestätigung, andere können sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Auf der Radvorrangroute zwischen Steinhude und Wunstorf sollen Pendler künftig mit 20 bis 25 km/h zum Bahnhof rauschen können. Die Radverbindung wurde extra so angelegt, dass sie etwa 80 Prozent der Bevölkerung praktisch direkt vor ihrer Haustür abholt und dazu einlädt, sich aufs Rad zu schwingen. Die Radtrasse befindet sich allerdings noch im Bau. Zu ihr gehören aber auch Abstellplätze, Lademöglichkeiten für E-Bikes, Schließfächer sowie Reparatur-Stationen. Die Jury sieht in der Leuchtturmtrasse Wunstorf ein nachahmenswertes Beispiel, wie man das Verlagerungspotenzial im ländlichen Raum erschließen kann.

Im ganzen Land gebe es aus Sicht der Allianz pro Schiene weitere Beispiele für die gelebte Verkehrswende. Neben Wunstorf sind auch das Gleichstromunterwerk GUW+ in Hannover, die Kompetenzstelle Bahnhof beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg sowie die On-Demand-Plattform Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. Der Sonderpreis Baukultur geht an die Initiative „Kleine grüne Bahnhöfe“ der Deutschen Bahn. Unter dutzenden Einsendungen hatten es 17 Projekte in die engere Auswahl für den Deutschen Verkehrswendepreis geschafft. Dabei konkurrierten elf Projekte um den Hauptpreis sowie sechs um den Sonderpreis Baukultur.

Alles nur für die Galerie?

„Alle unsere Preisträger zeigen, wie vielfältig ein gelungener Beitrag zur Verkehrswende sein kann”, so der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene und Jury-Mitglied Dirk Flege. Sie stünden für einen kreativen Umgang mit den Herausforderungen der Verkehrswende und zeigen, dass nachhaltige Mobilität Spaß machen kann und nicht etwa Verzicht bedeutet, so Flege weiter. Über die Preisverleihung hatte Wunstorfs Bürgermeister Carsten Piellusch auch den Verwaltungsausschuss am Montag unterrichtet. Die Stadt hatte sich demnach selbst um diesen Preis beworben. Dotiert war dieser aber nicht, hebt allerdings den Vorbildcharakter besonders hervor. Ist das daher alles nur für die Galerie?

Zumindest einer kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Der Parteichef von Bündnis 90/Die Grünen, Reinhard Hüttermann, sagt im Gespräch mit dem Stadtanzeiger, dass von der Leuchtturmtrasse noch nicht allzu viel vorhanden ist. Auch falle es schwer, im aktuellen Haushaltsentwurf des Bürgermeisters Gelder für die Fertigstellung der Radvorrangroute oder die Verbesserung des Radverkehrs zu finden. ”Unsere Befürchtung ist, dass die bestehenden Pläne und Konzepte in den Schubladen verschwinden und verstauben”, so Hüttermann. Sicherlich würden Nordrehr Brücke, die allerdings zu schmal für eine Vorrangroute ist, die mitlaufende Beleuchtung oder die geplante Verbreiterung des Radweges zwischen Klein Heidorn und Großenheidorn immer wieder als Positivbeispiele genannt. Eine strukturelle Verbesserung böten diese Maßnahmen aber bei näherer Betrachtung nicht, so Hüttermann.

Denn um die wirklichen Brennpunkte im Radverkehrsnetz, zum Beispiel an Kreuzungen in der Kernstadt, mache die Verwaltung einen Bogen. Sie blieben von notwendigen Veränderungen bislang ausgespart oder würden allenfalls nur farblich markiert. Zwar sind diese Problemstellen bekannt und als vordringlicher Bedarf im Radverkehrskonzept eingestuft, konkrete Maßnahmen sollen aber erst viel später erfolgen, etwa nach Fertigstellung der Nordumgehung. Das sei zum Teil nachvollziehbar, so Hüttermann. Er findet aber auch, dass man schon jetzt sehr viel mehr Geld für Verbesserungen des Radverkehrs in die Hand nehmen könne oder zumindest dafür sorgen sollte, dass die Ausgaben dafür im Haushalt auch aufleuchten.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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