Voraussichtlich am 24. August wird eine Lenkungsgruppe des Landes eine wichtige Entscheidung in der Frage fällen, ob eine Wiederbelebung der Bahnstrecke Rinteln-Stadthagen in absehbarer Zeit in die Tat umgesetzt werden könnte. Die Kreistagsfraktion der Grünen wollte mit einem Antrag einem solchen Vorhaben stärkeren Rückenwind aus Schaumburg geben. Die CDU sieht das millionenschwere Infrastrukturprojekt kritisch.
Michael Dombrowski, Fraktionssprecher der Grünen, verwies in seiner Begründung auf die günstige Wirtschaftlichkeitsprognose, die zuletzt ein Büro nach einer Untersuchung der Strecke gestellt hatte. Der Antrag „Rinteln-Stadthagener Eisenbahn sichern für die Verkehrswende“ ziele darauf ab, dass der Landkreis sich darauf festlege, das gesamte Reaktivierungsprogramm des Landes sachlich zu begleiten und sich konstruktiv einzubringen. Das Interesse für die Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf dieser Strecke sei deutlich zu hinterlegen, so der Antrag. Er verweist auf die potentielle Bedeutung für den Personennahverkehr im Rahmen der Energiewende ebenso wie für die „Förderung der heimischen Wirtschaft“. Im Zuge der angestrebten Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene würden die Anliegerbetriebe profitieren. Dabrowski erwähnte hier auch den Teilabschnitt, über den die Belieferung des Asphaltmischwerkes in Stadthagen in hohem Maße abgewickelt wird. Er räumte ein, dass die Strecke „teilweise in gutem, teilweise in nicht so gutem Zustand“ sei.
CDU verweist auf hohe Kosten
Petra Ritter (CDU) erklärte, dass sicherlich Einigkeit im Raum bestehe über die „traumhafte Landschaft“, durch welche die Strecke führe, und die Bedeutung des Abschnitts bis zum Georgschacht in Stadthagen zur Belieferung des Asphaltwerkes. Darüber hinaus reiche die Einigkeit jedoch nicht. Schon bald könnte die Strecke wegen ihres unzureichenden Bauzustandes gesperrt werden, so Ritter. Brückenbauwerke und Gleisabschnitte seien dringend sanierungsbedürftig. Mit Kosten von rund 4 Millionen Euro sei allein für den Erhalt zu rechnen. Für eine vollständige Sanierung sei mit weit höheren Investitionen zu kalkulieren, teils würden hier 25 Millionen Euro veranschlagt, so Petra Ritter. Es gehe um einen hohen Finanzbedarf, der auch trotz eventueller Förderung, von den Besitzern, dem Landkreis und den Anliegerkommunen, nicht zu stemmen sei. Ohnehin befinde man sich erst in Stufe zwei des fünfstufigen Bewertungsverfahrens. Ob überhaupt Stufe drei erreicht werde, sei ja keinesfalls klar. Sinnvoll sei es, dass sich die Anteilseigner, also Landkreis und anliegende Städte, überhaupt einmal intensiv darüber austauschen würden, was für eine Zukunft die Strecke haben solle.
Die CDU hatte vor einigen Monaten einen Antrag gestellt auf die Prüfung der Verwirklichung eines Radweges auf der Trasse im Abschnitt von Rinteln bis Stadthagen. Dabei hatte sie ebenfalls die hohen Kosten für die Reaktivierung ins Feld geführt und diese daher abgelehnt. Dieser Antrag hatte damals keine Mehrheit gefunden.
Carsten Ruhnau (SPD) hob für die Gruppe SPD/FDP hervor, dass die Strecke eine potentiell hohe Bedeutung besitze. Eine Wiederbelebung sei ohne Förderung allerdings nicht zu stemmen.
Der Antrag wurde einstimmig zur weiteren Behandlung in den Kreisentwicklungsausschuss verwiesen. Dort wird er weiter behandelt werden, nachdem die Entscheidung auf Landesebene gefallen ist, ob die Strecke in die nächste Stufe gehoben wird.
Die Bückebergbahn hatte den Pachtvertrag für die Bahnstrecke Rinteln-Stadthagen zum 1. Mai 2024 gekündigt (wie berichtet) und in diesem Zuge auch den Betrieb eingestellt.
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