„Labsal und Trübsal reimt sich auf Wiedensahl.” Die Verse, die Schlicht an den Anfang seines Auftritts stellte, boten mehr als Lab- und Trübsal, trumpfte er doch mit Kenntnissen über den Ort des Geschehens auf, die er humorvoll verpackte. Handglockenchor und Wilhelm Busch haben ihr Fett dabei weg bekommen, viel mehr brauchte der Pastor nicht, um sein Publikum durch die Aufwärmphase zu geleiten. Der Rest war Programm, sicher führte er durch seinen Erlebnisse bei den „Anonymen Tupperanern”, ließ sich noch einmal als „Der neue Mann” mit seinen Erfahrungen aus der Evangelischen Erwachsenenbildung feiern, berichtete von seinen Weihnachtseinkauf-Erlebnissen bei Tchibo und beklagte die mangelnde Aufmerksamkeit durch seine Mama, seit diese sich dem Ehrenamt verschrieb.
Für die Wiedensahler im Publikum hatte Schlicht mit einer Rundfunkübertragung von der Weltmeisterschaft im Predigen ein besonderes Schmankerl in Petto. Einmal nur sei diese Nummer zuvor aufgeführt worden, sagte Schlicht, und das in Loccum, obwohl sie Wiedensahl ebenso betreffe. Angetreten seien in der Endrunde dieser speziellen WM nämlich Loccums Pastor Joachim Köhler - von der Kanzel der Klosterkirche herab - und er selbst in der Wiedensahler Kirche. Das Brüllen des „Moderators”, wenn Köhler beim Predigen zu einer „theologischen Blutgrätsche” ansetzt oder wenn begeisterte Fans Tangas und Strickstrümpfe auf Schlichts Kanzel fliegen lassen, wird den Zuhörern lange im Gedächtnis bleiben. Und wenn zum Ende der Moderation kein Schlusspfiff, sondern ein herzhaftes „Amen” kommt, dann können sich alle sicher sein, dass dort ein Pastor am Werk ist.
Meist lustig, manchmal bitterböse, mit Mut zum Grimassieren und offensichtlicher Freude an seiner Passion „Kabarett” hatte Schlicht sein Publikum voll im Griff. Dass viele der Pointen des Pastors zu Lasten der Kirche gehen, versteht sich von selbst, schließlich kennt er sich in diesem Metier bestens aus. Bis vor wenigen Monaten war Schlicht noch Konventual-Studiendirektor im Loccumer Predigerseminar, war zeitweilig auch Superintendent des Stiftsbezirks des Loccumer Klosters und hat aus dieser Zeit eine enge Beziehung zu Wiedensahl. So kam auch dieser Auftritt zustande, mit seinem Verzicht auf eine Gage hat er den Förderkreis unterstützt, der sich für den Erhalt der Pfarrstelle in Wiedensahl einsetzt. Das ist ihm gelungen, wie Wiedensahls Pastorin Susanne Link-Köhler meinte. Mit dem Nachdrucken der Eintrittskarten habe sie irgendwann aufhören müssen, weil einfach nicht mehr Stühle in das Pfarrhaus passten. Foto: jan