Über Umwege zum Erfolg | Wunstorfer-Stadtanzeiger

Über Umwege zum Erfolg

Zieht die Blicke auf sich: Textile Mode der Designerin Sabrina Schmidt (re.).  (Foto: tau)
Zieht die Blicke auf sich: Textile Mode der Designerin Sabrina Schmidt (re.). (Foto: tau)
Zieht die Blicke auf sich: Textile Mode der Designerin Sabrina Schmidt (re.). (Foto: tau)
Zieht die Blicke auf sich: Textile Mode der Designerin Sabrina Schmidt (re.). (Foto: tau)
Zieht die Blicke auf sich: Textile Mode der Designerin Sabrina Schmidt (re.). (Foto: tau)

Der Kunstverein zeigt noch bis zum 28. Juli die Sommerausstellung „Wabi Sabi“ in der Abtei. ”Man muss sich die Ausstellung erarbeiten und aufpassen, sich nicht zu versprechen”, sagte die 1. Vorsitzende Karin Ellert bei der Einführung vor einer Woche. Es ist etwas ganz Neues, was in dem Fall die Künstlerin Sabrina Schmidt diesmal präsentiert.

Zu sehen gibt es eine Mischung aus Bildern und Kleidern. Denn Sabrina Schmidt ist in erster Linie Modedesignerin, aber auch Illustratorin und sich selbst gar nicht so sicher, ob es Kunst ist, was ihre Arbeiten zeigen. Sie selbst führte in ihre Ausstellung ein und sagte, dass sie schon immer eine exzentrische Künstlerin hätte werden wollen, dieser Weg aber zunächst durch eine Ablehnung der Leipziger Uni verbaut wurde, was für die junge Frau einen herben Rückschlag bedeutete. Sie landete schließlich in einem Studiengang Steuerberatung in Dresden, was die Familie, aber nicht sie selbst zufriedenstellte. Die Ausbildung wie auch die spätere Tätigkeit in mehreren Kanzleien bereitete ihr immer wieder Bauchschmerzen. ”Ich musste mich verbiegen und merkte, dass der Beruf und dieser graue Büroalltag nicht das richtige für mich war”, so Schmidt.

Daher folgte ein Modedesignstudium und ein Auslandsaufenthalt in London. Schmidt fokussierte sich im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit auf den Bereich Grafikdesign in namhaften Modefirmen wie Escada, Street One und New Yorker und sagt heute an die jüngere Generation gerichtet, dass der gerade Weg immer der Falsche ist. Es sei wichtig, sich zu verirren und zu stolpern, um am Ende glücklich und erfolgreich zu sein. Auf ihrem neuen Weg lernte Schmidt sich als Designerin zu verstehen. Im Unterschied zur Kunst ist Design zweckgebunden. Am Anfang stehe die Überlegung, wie das Produkt aussehen soll, Kunst ist dagegen frei. Dort gebe es solche Überlegungen im Vorfeld nicht. Der Ansatz eines Designs ist auch die Massentauglichkeit, wohingegen Kunst Unikate hervorbringt. Design sei dafür da, um Probleme zu lösen, meist gehe der Entwicklung eine umfangreiche Marktforschung voraus. Der Künstler möchte dagegen keine Lösungen anbieten, sondern mit seinen Werken auf Probleme aufmerksam machen. ”Kunst regt zur Diskussion an, während Design sie beenden will”, so Schmidt in ihrer Einführung.

Dennoch kann Design auch Kunst sein und Kunst wiederum Design. Sonst gebe es diese Ausstellung nicht, die Illustrationen zeigt, die alle am Computer mit einem digitalen Stift entstanden sind. Sie sehen auf den ersten Blick aber wie von handgefertigt aus, was sie vielleicht zu Kunst macht. Der Titel der Ausstellung ist „Wabi Sabi”, wobei „Wabi” für das Verlorensein steht und „Sabi” für den Rost, also in Kombination für eine gewisse Unvollkommenheit und Vergänglichkeit. Das Thema ist Japan. Das Land hat es der Künstlerin angetan. Seit ihrer frühesten Jugend entwickelte Sabrina Schmidt eine brennende Leidenschaft für asiatische Kulturen und konnte auf ihren Reisen durch Japan unschätzbare Eindrücke und Erinnerungen sammeln, die ihr künstlerisches Schaffen bis heute prägen. Ihre Werke wurden nicht nur im Norddeutschen Raum ausgestellt, sondern fanden ebenfalls einen Platz in internationalen Ausstellungen in London und Osaka.

Zwischen Asien und Europa gebe es viele Gegensätze, aber auch Gemeinsamkeiten, sagt Schmidt und nannte unter anderem eine ausgeprägte Folklore, die in beiden Kulturkreisen zu finden ist. Die Ausstellung umfasst sowohl Plakatkunst als auch textile Werke und Mode. Dabei liegt der Fokus von Schmidts zeitgenössischen Modedesigns auf der Verbindung zwischen europäischen Silhouetten und der althergebrachten Handwerkskunst, wie beispielsweise Origami oder Shibori - die traditionellen japanischen Falt- und Färbetechniken.

Die Ausstellung ist noch bis zum 28. Juli in der Abtei zu sehen. Geöffnet ist dienstags, mittwochs, donnerstags und samstags jeweils von 15 bis 18 Uhr sowie sonntags von 11 bis 18 Uhr. Die Finissage findet am 28. Juli statt. Dann steht ab 16 Uhr Sabrina Schmidt für ein Künstlergespräch zur Verfügung. Außerdem wird ein Workshop an diesem Sonntag, den 14. Juli um 15 Uhr im Saal der Abtei angeboten. Der Titel lautet „Mode zeichnen und entwerfen“. DIN A4- oder DIN A3-Papier, Bleistift, Farb- oder Filzstifte sollen dafür mitgebracht werden.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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