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Dr. Lu Seegers und Volker Wehmeyer von der Schaumburger Landschaft werben zusammen mit dem Team des „Eisenhammer Exten“, Christoph Ehleben und Horst Vöge, für den „Tag des offenen Denkmals“ am 8. September. (Foto: ste)

Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte

„Was wäre eine Welt ohne Denkmäler?“ Diese Frage stellte Dr. Lu Seegers von der Schaumburger Landschaft zu Beginn einer Pressesitzung, die in den historischen Gewölben des Unteren Eisenhammers in Exten stattfand. Auf jeden Fall wäre es eine Welt, die weitaus ärmer wäre als die unsere. Der Reichtum kulturellen Erbes ginge verloren. Zusammen mit Horst Vöge und Christoph Ehleben vom Heimatverein Exten stellten Dr. Seegers und Volker Wehmeyer als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Regionalarchitektur in der Schaumburger Landschaft ein Programm für den „Tag des offenen Denkmals“ am 8. September vor, das es in sich hat. 26 Denkmäler, von klein bis groß, von bislang vernachlässigt bis fein aufgearbeitet, öffnen ihre Tore und stellen sich der Öffentlichkeit vor. Dabei, so Seegers, würden nicht nur die Gebäude gezeigt, es steckten auch Geschichten von Menschen dahinter, die vielfach sehr interessant seien. Schaumburg habe eine besonders hohe Dichte an Denkmälern und seit 31 Jahren würden diese beim „Tag des offenen Denkmals“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: „Der Tag ist quasi das Herzstück der Schaumburger Landschaft!“ Die geöffneten Türen sorgen oft für sonst verschlossene Einblicke, wie beispielsweise in den Kellergewölben des Klosters Möllenbeck: „Gruselfaktor eingeschlossen!“ Doch der „Tag des offenen Denkmals“, in diesem Jahr unter dem Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“, soll auch Menschen Mut machen, selbst ein Denkmal zu pflegen, zu erhalten, mit Leben zu füllen: „Viele Menschen können sich gar nicht vorstellen, dass man in einem alten, von außen vielleicht auch verfallen wirkenden Haus, leben kann oder es zum neuen Leben erwecken kann“, so Volker Wehmeyer. Doch besonders an den beiden offenen Häusern in der Bäckerstraße 10 und 11 könne man Einblicke dazu bekommen. Zwei echte Klassiker in historischer Industriekultur sind die beiden Eisenhämmer in Exten, für deren Besuch Horst Vöge und Christoph Ehleben warben. Besonders im oberen Eisenhammer kann man heute noch den klassischen Antrieb der Maschinen über ein Wasserrad miterleben. Geschichte wird so lebendig. An den einzelnen Stationen beim „Tag des offenen Denkmals“ wird es jeweils in den geöffneten Denkmälern ein buntes Beiprogramm geben. Einen Flyer mit allen geöffneten Denkmälern hat die Schaumburger Landschaft aufgelegt.
Dach und Seitenwand des Zechenhauses sind bereits entfernt. (Foto: ab)

Rückbau der „Kohlenkirche“ hat begonnen

Aufgrund der besonderen Bauart und des Erscheinungsbildes wurde das Gebäude in der Bevölkerung schnell als „Kohlenkirche“ bekannt. Mit den Arbeiten hat die Eigentümerin des Grundstückes, das Prezero-Entsorgungs-Unternehmen, die Firma AS-Betondemontage mit Sitz in Lehrte, beauftragt. Nachdem das teilweise eingebrochene Dach des Zechenhauses in der vergangenen Woche entfernt worden war, arbeiteten sich die Fachleute über die Wände in Richtung Turm vor. Im Gespräch mit dem Schaumburger Wochenblatt, erklärte Boris Ziegler, Leiter der Unternehmenskommunikation und Pressesprecher von Prezero, den Ablauf sowie das weitere Vorgehen. Da es sich nach seinen Worten um einen kontrollierten Rückbau handelt, werden die Schritte eines Neubaus quasi in umgekehrter Reihenfolge durchgeführt. Damit soll sichergestellt werden, dass die unterschiedlichen Materialien wie Ziegel, Holz und Stahlträger bestmöglich separiert werden. Eine zum Unternehmen gehörende Abteilung „Internes Stoffmanagement“ führt das Material dann zertifizierten Verwertungswegen zu. Was nicht verwertet werden kann, wird letztendlich in speziellen Anlagen beseitigt oder thermisch verwertet (verbrannt). Ziegler betonte ausdrücklich, dass dem Unternehmen die „emotionale Strahlkraft“ des Baudenkmals bekannt sei. Sollte man während des Rückbaus auf historische Pretiosen stoßen, werde sich Prezero mit den bekannten Fachleuten dazu austauschen und dann über ein weiteres Vorgehen entscheiden, versprach der Pressesprecher. Auf Nachfrage des Schaumburger Wochenblattes beim Sprecher der Projektgruppe Georgschacht, Jörg Janning, könnte sich dieser vorstellen, dass möglicherweise Teile des Turms, zum Beispiel der Turmuhr, gerettet und anschließend als Erinnerung bewahrt werden könnten. Platz zur Aufbewahrung sei jedenfalls vorhanden. Boris Ziegler konnte noch keine Angaben zu den Gesamtkosten der Beseitigung der Ruine machen. Derzeit geht das Unternehmen davon aus, dass die Arbeiten wie geplant im Februar 2024 abgeschlossen sind. Für eine spätere Bebauung mit Hallen oder anderen Gebäuden gäbe es zurzeit keine Pläne, so Ziegler, die Fläche werde unbebaut in den Standort Stadthagen integriert.
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Bergmanns Plauderecke

Die Wortkombination „Denk mal!“ wie auch das Substantiv „Denkmal“ haben es mir irgendwie angetan. Mit der Aufforderung „Denk mal“ wird ja grundsätzlich die oder der Gegenüber zu einer Geistesleistung aufgefordert. Durch das „mal“ hinter dem Imperativ (die Befehlsform), wird dieser etwas freundlicher und steht kurz vor der Ergänzung mit „Bitte“. Zurzeit lesen und hören wir sehr viel über künstliche Intelligenz (KI). In vielen Situationen, von der ganz kleinen Begebenheit in meinem Alltag, bis hin zu den Taten und Worten von vermutlich größenwahnsinnigen Herrschern, Kriegsverbrechern und selbstverliebten Politikern, die tagtäglich die Medien beherrschen, wünsche ich mir jeden Tag, dass vielmehr natürliche Intelligenz zum Einsatz kommt – der Welt würde es ein Stück besser gehen – da bin ich mir sicher. Die Zusammensetzung der beiden Wörter wird erstmalig in den Schriften von Martin Luther (1483 – 1546) nachgewiesen und von ihm als Gedächtnisstütze erklärt. Dieser Definition schließt sich auch das Lexikon der Kunst an. Nach einer Definition des Wortes Denkmal im „Duden“, des Grundpfeilers der deutschen Sprache, ist es eine:“… zum Gedächtnis an eine Person oder ein Ereignis errichtete, größere plastische Darstellung (manchmal sogar als Monument). Aber auch:“ … ein erhaltenes [Kunst]werk, das für eine frühere Kultur Zeugnis ablegt, u.a. ein Baudenkmal.“ Im Hinblick auf die Erinnerungskultur ist wohl der Öffentlichkeitsfaktor und die Dauerhaftigkeit von Belang. Beinahe hätte ich es vergessen. An einer Stelle biete ich doch immer etwas „Thekenwissen“ an. Hier ist es: Der bereits zitierte Duden hält beide Pluralformen für Denkmal, die Denkmale und die Denkmäler für richtig! Den Tag des offenen Denkmals gibt es seit 1993 und der nächste findet am 8. September 2024 statt. In Deutschland gibt es nach einer Schätzung der Bundesregierung etwa 1,3 Millionen Kulturdenkmäler, circa ein Drittel davon sind mindestens sanierungsbedürftig, wenn nicht sogar bereits darüber hinaus. Schön finde ich auch die Definition von Denkmal im Staatslexikon. Hier wird es unter anderem als „Überrestquelle“ bezeichnet. Warum ich mich so intensiv damit beschäftigt habe, werden sich mittlerweile einige unserer Leser fragen. Ein Gebäude, von dem ich der Ansicht bin, es fällt genau in die verschiedenen Definitionen, ist die sogenannte Kohlenkirche an der Stadthäger Halde Georgschacht. „Denk mal“, möchte ich am Liebsten sagen. Bereits seit dem frühen 16. Jahrhundert wurde in und um Stadthagen herum Kohle gefördert. In den Jahren 1902 bis 1905 entstand am Georgschacht ein imposantes Gebäude im üppigen Jugendstil. In dem Komplex, der aufgrund seiner quasi sakralen Bauweise schnell den Namen „Kohlenkirche“ erhielt, waren Zeche, Waschkaue und die Verwaltung untergebracht. Ich zitiere aus dem Denkmalatlas (!) Niedersachsen:“ Die Erhaltung des Zechenhauses des Bergwerks Georgschacht liegt wegen seiner geschichtlichen Bedeutung… sowie aufgrund seiner individuellen Bedeutung für die Bau- und Kunstgeschichte im öffentlichen Interesse. „Schau mal an“ oder: „Denk mal!“ möchte ich am liebsten rufen. An dieser Stelle einmal ein paar absolut vergleichbare Beispiele von erhaltenen Baudenkmälern aus Niedersachsen. Der Kegelwasserturm in Ilsede, die Kugelbake in Cuxhaven (Grenze zwischen Nordsee und Elbe), der Wasserturm von Hasbergen, der Alte Kran von Lüneburg und der Hafenkran in Stade. Überall hier wurden Denkmale geschaffen. Der alte Wasserturm am Georgschacht existiert übrigens schon geraume Zeit nicht mehr. Der restliche Gebäudekomplex mit dem markanten Turm wird wohl noch im November der Abrissbirne zum Opfer fallen. Die Initiativen von engagierten Privatleuten reichten nicht, um genügend Geld für den Erhalt zumindest eines kleinen Teils – beispielsweise des Turms – aufzubringen. Das öffentliche Interesse, siehe Denkmalatlas Niedersachsen, endet beim städtischen Budget. Mal schauen, was aus dem schönen Gedanken „Von der Kohle zur Sonne“, noch bleibt, wenn denn dann, irgendwann einmal, eine Entscheidung über eine der größten Freiflächen-PV-Anlagen Norddeutschlands auf dem Georgschacht gefällt wird. „Denk(t) mal!“
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