Demnach soll die Stadt mit einer finanziellen Unterstützung eine Art „Motivationshilfe” für das ehrenamtliche Engagement schaffen. Wie der Vorsitzende der WGW, Christoph Rüther, dem Stadtanzeiger sagte, habe der Vorstand diesbezüglich beim Bürgermeister einen Antrag für die Haushaltsberatungen eingereicht. ”Das war zugegeben sehr spät, aber der Bürgermeister sicherte uns dennoch zu, den Vorschlag mit in die Haushaltsklausur der Fraktionen zu nehmen.” Was daraus geworden ist, blieb zunächst allerdings unklar. Widersprüchliche Angaben erzürnten die Kaufleute auf der Mitgliederversammlung. Klar ist nur, dass der Öffentlichkeit ein solcher Antrag der Werbegemeinschaft bislang nicht bekannt ist. Auch auf der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses, der den Haushalt in zweiter Lesung behandelte, ist darüber nicht gesprochen worden.

An der Grenze

Die Werbegemeinschaft begründet ihr Begehren damit, dass sie viele Veranstaltungen organisiere, die zu einer attraktiven und lebenswerten Innenstadt beitragen, wie aktuell der Weihnachtsmarkt. Insgesamt sind es laut einer Liste über 20 Veranstaltungen. Dies bedeute aber einen immensen zeitlichen Aufwand, der bisher rein ehrenamtlich erfolge. Um den Vorstand zu entlasten, könne demnach eine Agentur, die ihre Bereitschaft bereits signalisiert habe, einen erheblichen Teil der Arbeit übernehmen und unter anderem die Veranstaltungen in der Innenstadt organisieren. Hierfür sei aber ein jährliches Salär erforderlich, das allein aus den Mitgliedsbeiträgen nicht zu finanzieren sei. Nach Angaben der WGW gehe es um einen Zuschuss in Höhe von 40.000 Euro.
Die Mitglieder hoffen auf einen Fortbestand der WGW, deuten indirekt aber an, dass der Verein seine ehrenamtliche Arbeit einstellen und folglich auf Veranstaltungen verzichtet werden müsse. ”Unter den aktuellen Rahmenbedingungen ist das für den Einzelnen nicht mehr leistbar, insbesondere auch wegen der gegenwärtig ohnehin belastenden Herausforderungen des stationären Einzelhandels”, heißt es zur Erklärung von Seiten des Vorstandes. Man sei auch extrem enttäuscht von der Stadt, da diese, Zitat: ”offenbar zu keiner Unterstützung bereit ist.”

Energischer Widerspruch

Ein Vorwurf, den die Stadt so nicht stehen lassen will. Die Äußerungen der WGW und eine entsprechende Anfrage des Stadtanzeigers hat hinter den Kulissen für Wirbel gesorgt, auch in den Reihen der Politik. Offiziell will sich nämlich niemand dazu äußern. Zu „heikel” sei die Angelegenheit. Man verweist auf den Bürgermeister, der sich mit einer abgestimmten Stellungnahme am Mittwoch zu Wort gemeldet hat. Daraus geht hervor, dass die Enttäuschung über das Verhalten der WGW mindestens ebenso groß ist wie umgekehrt. ”Jedem Versuch, anderen Akteuren der Stadtgesellschaft einen Schwarzen Peter zuzuschieben, muss energisch widersprochen werden”, heißt es darin. Zudem verbiete sich eine Spekulation über die Durchführung von Veranstaltungen im nächsten Jahr. Der Ball liege im Feld der WGW. Sie müsse ihre internen Probleme lösen und im Vorstand eine tragfähige Arbeitsteilung finden, um Einzelne zu entlasten. Zudem unterstütze die Stadt die WGW, unter anderem durch zahlreiche Dienstleistungen des Baubetriebshofes, der Aufbau, Montage und Reinigung übernimmt. Der Gegenwert dieser Dienstleistungen lasse sich im Jahr 2021 auf rund 9.000 Euro, im Jahr 2022 auf rund 21.000 Euro und im Jahr 2023 auf rund 15.000 Euro beziffern. ”Daraus ergibt sich, dass viele Veranstaltungen der Werbegemeinschaft ohne die Unterstützung der Stadt nicht möglich wären”, so der Bürgermeister.

Boten und Non-Paper

Die Existenz einer Förderanfrage wird seitens des Bürgermeisters nicht bestritten, er spricht aber von einem Non-Paper ohne Briefkopf und Unterschrift, bei dem der offizielle Charakter infrage stehe. Auch sei eine in einem mündlichen Sondierungsgespräch zunächst in Aussicht gestellte Kostenbeteiligung der WGW darin nicht erwähnt. Es fehlten demnach auch konkrete Ausführungen, wie die Arbeit der WGW zur Belebung der Innenstadt künftig aussehen solle. Aus diesem Grund sei im Rahmen der Haushaltsklausur die einvernehmliche Entscheidung gefallen, dem Wunsch der Kaufleute nicht zu entsprechen. Dieses Ergebnis habe der Bürgermeister der WGW auch mitgeteilt, allerdings nicht dem Vorsitzenden, sondern einem nicht vertretungsberechtigten Mitglied des Vorstandes, das wiederum die mündliche Anfrage im Rathaus stellte.
Das heißt, weder der Vorsitzende der Werbegemeinschaft noch der Bürgermeister kommunizieren in dieser Angelegenheit direkt miteinander. Der Bürgermeister verweist auf den Vorstand der WGW, der trotz ausgestreckter Hand eine Kooperation nicht wolle. Damit stehen die Zeichen weiter auf Konfrontation, obwohl beide Seiten ebenso betonen, dass es bei vielen Themenbereichen, die sich mit der Belebung der Innenstadt befassen, ähnliche Auffassungen gibt. Foto: gi