Kinderladen macht bald zu | Wunstorfer-Stadtanzeiger

Kinderladen macht bald zu

Vor der Krippe (v.li.): Regina Sempf sowie die Erzieherinnen Brigitte Stiehler-Munzert, Kathrin Müller-Grosche und Karen Sellmann.  (Foto: tau)
Vor der Krippe (v.li.): Regina Sempf sowie die Erzieherinnen Brigitte Stiehler-Munzert, Kathrin Müller-Grosche und Karen Sellmann. (Foto: tau)
Vor der Krippe (v.li.): Regina Sempf sowie die Erzieherinnen Brigitte Stiehler-Munzert, Kathrin Müller-Grosche und Karen Sellmann. (Foto: tau)
Vor der Krippe (v.li.): Regina Sempf sowie die Erzieherinnen Brigitte Stiehler-Munzert, Kathrin Müller-Grosche und Karen Sellmann. (Foto: tau)
Vor der Krippe (v.li.): Regina Sempf sowie die Erzieherinnen Brigitte Stiehler-Munzert, Kathrin Müller-Grosche und Karen Sellmann. (Foto: tau)

Der Verein für Kinderbetreuung stellt zum 1. August die Krippe Kinderladen ein. Zuletzt hatte es immer weniger Anmeldungen gegeben. Die letzten vier Kinder wechseln im August in Kindergartengruppen anderer Einrichtungen. Damit endet nach über 30 Jahren eine Wunstorfer Erfolgsgeschichte. Denn der Verein ist eine Elterninitiative, die zu Beginn der 1990er Jahre Pionierarbeit leistete. Damals wurden die ersten zehn Krippenplätze in der Stadt geschaffen, auch gegen politische Widerstände.

”Wir hätten gerne noch zwei Jahre weitergemacht, aber es ist gut so, wie es ist”, sagt Erzieherin Karen Sellmann. Die Krippe hat ihre Räumlichkeiten in der Von-Holle-Straße gleich neben dem DRK Kindergarten Eleonore von Unger. Dort ist der Verein im Dezember 2003 hingezogen, weil es in einem Gebäude am Luther Weg zu eng wurde. Dort erfolgte der Start des Kinderladens im Dezember 1992. An diese Zeit erinnern sich Karen Sellmann und die 1. Vorsitzende des Vereins, Regina Sempf, gern zurück. ”Wir haben dort richtig renoviert, Fensterbänke eingesetzt, die Küche gefliest und die Räume selbst nach unseren Vorstellungen gestaltet. Das war toll”, so Regina Sempf. Zuvor mussten Anträge gestellt und eine Betriebsgenehmigung eingeholt werden.

Die Zeiten ändern sich

Die Zustimmung der Politik brauchte es auch. Doch die war zu dieser Zeit keinesfalls sicher. ”Damals gab es größere Vorbehalte, Kleinkinder unter drei Jahren einer Einrichtung anzuvertrauen”, so Karen Sellmann. Doch die Gesellschaft änderte sich gerade. Viele Mütter hatten den Wunsch, wieder in den Beruf zurückzukehren, was zur Gründung der Elterninitiative im Jahr 1991 führte. Unterstützung gab es durch das Frauenforum, aus dem später der Verein Frauen für Frauen hervorging. Dort engagierte sich wiederum Dorothea Diestelmeier, die im Jahr 1990 das neu geschaffene Amt der Gleichstellungsbeauftragten angetreten hatte. Auch sie setze sich für die Belange der Mütter ein und so konnte schließlich auch die Politik von der Gründung einer Krippe überzeugt werden.

Von Anfang an war die Mitwirkung der Eltern ein zentraler Baustein der täglichen Arbeit im Kinderladen. Sie brachten sich ein, etwa beim Kochen des Mittagessens oder bei der Betreuung der Kinder. Heute sind die Rahmenbedingungen für Elterninitiativen durch rechtliche Vorgaben schwieriger. So ist das Kochen des Mittagessens durch Eltern nicht mehr möglich. Die Unterstützung bei der Betreuung von Kindern gehe auch nicht mehr. Seit sechs Jahren gibt es eine dritte Fachkraft in der Krippe. Neben Karen Sellmann kümmern sich in der Kernbetreuungszeit zwischen 7 und 14 Uhr die Erzieherinnen Brigitte Stiehler-Munzert und Kathrin Müller-Grosche um die Kinder. Den familiären Charakter hat sich die Einrichtung bis heute bewahrt, so Sellmann. So habe sie zum Beispiel ihre heutige Schwiegertochter in der Einrichtung schon betreut und gewickelt. In der Krippe sind nicht nur die eigenen Kinder herangewachsen, sondern viele Freundschaften geknüpft worden, die zum Teil heute noch bestehen.

Ausbau der Krippenplätze

Die Wartelisten waren immer voll. Doch die Stadt hat seither viel getan. Die Betreuungsplätze für Kinder unter 3 Jahren sind massiv ausgebaut worden. Inzwischen gibt es 517 Krippenplätze. Dieser Aufwuchs macht sich bemerkbar. ”Mit jeder neuen Kita nahmen bei uns die Anmeldungen ab”, so Regina Sempf. Wie die Räumlichkeiten des Kinderladens künftig weitergenutzt werden können, ist offen. Ideen gebe es, spruchreif sei aber noch nichts, so Erste Stadträtin Wiebke Nickel im Gespräch mit dieser Zeitung. Eine Begehung hat demnach bereits stattgefunden, auch das Landesjugendamt war dabei. Der Bericht über diesen Ortstermin stehe aber noch aus. Fest steht, dass mit der Einstellung des Betriebes und der Auflösung des Vereins auch ein bedeutender Lebensabschnitt endet. ”Da ist natürlich viel Wehmut dabei, aber es ist die richtige Zeit”, so Karen Sellmann und Regina Sempf.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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