Der Landkreis Schaumburg will sich das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ erarbeiten. Unter Einbindung von Kindern und Jugendlichen soll dazu ein Aktionsplan erarbeitet werden, der auf die Schaffung von förderlichen Lebensbedingungen für Kinder, Jugendliche und Familien abzielt.
Ein Beispiel für in der Vergangenheit umgesetzte Projekte sei die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen durch die Stadt Potsdam in Fragen der Organisation des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), wie Sören Deitlaff erklärte. Deitlaff vom Verein „Kinderfreundliche Kommune“ wird den auf insgesamt fünf Jahre angesetzten Prozess begleiten.
Deitlaff war nach Stadthagen gekommen, um die zugrunde liegende Vereinbarung gemeinsam mit Landrat Jörg Farr offiziell zu unterzeichnen. Schaumburg nehme mit dem Einstieg in den Prozess eine gewisse Vorreiterrolle ein, wie der Landrat und Sören Deitlaff erklärten. Bisher erwarben Städten und Gemeinden das Siegel „Kinderfreundlichen Kommune“. Das Programm wird nun auch auf Landkreise ausgeweitet. Schaumburger ist einer von drei Landkreisen, die nun in diesen Prozess als Modellprojektträger einsteigen.
Das Siegel erkennt den Willen der Kommune zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention an. Es ist außerdem Ausdruck einer Selbstverpflichtung des Landkreises und Ansporn, die festgesteckten Ziele innerhalb von vier Jahren umzusetzen. Der von Unicef-Deutschland und dem Deutschen Kinderhilfswerk getragene Verein Kinderfreundlichen Kommunen begleitet den gesamten Prozess.
Zunächst werde es um eine Bestandsaufnahme gehen, so Sören Deitlaff. Auf ihrer Grundlage werde ein Aktionsplan vorbereitet. In seine Erstellung sind Kinder- und Jugendliche über Beteiligungsverfahren eingebunden. Dieser soll im Herbst 2026 vom Kreistag verabschiedet und anschließend umgesetzt werden.
Vermutlich werde die Bestandsaufnahme zeigen, dass bereits vieles umgesetzt sei, so Deitlaff. Wichtig sei es, Lücken und Defizite festzustellen, um Verbesserungen anzugehen. Für die Umsetzung stelle der Verein „Kinderfreundliche Kommunen“ Experten aus verschiedenen Bereichen zur Verfügung, die Unterstützung leisten.
Welche Freizeitangebote werden vermisst? Wie können Mobilitätsangebote besser auf Kinder zugeschnitten werden? Diese seien zwei Themenschwerpunkte, die im Rahmen des Projektes angegangen werden könnten, wie Farr und Deitlaff erläuterten. Sport, Kultur, Ausbildung, Beruf, Klimawandel, Energieversorgung der Zukunft könnten weitere Punkte sein.
Thomas Pawlik, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses des Kreistages, zeigte sich erfreut, dass nun der offizielle Startschuss für das Projekt erfolgte. Er hatte dieses angeschoben. Es sei toll, dass Kinder und Jugendliche bei der Gestaltung von für sie wichtigen Lebenswelten umfangreich eingebunden würden. Themen wie die sichere Schulweg-Gestaltung seien hier zu nennen. Erwerbe der Landkreis das Siegel, würden möglicherweise auch Schaumburger Kommunen dem Beispiel folgen, so Pawlik.
Das Jugendamt, hier besonders Kreisjugendpfleger Andreas Woidke werden das Projekt von Landkreisseite steuern. Dieses werde vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend gefördert, wie die zuständige Landkreisdezernentin Andrea Stüdemann erläuterte. 21.000 Euro pro Jahr sind für die Begleitung durch den Verein zu stemmen. Zudem werde für die fünf Jahre eine zusätzliche halbe Personalstelle eingerichtet.
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