„Spekulatius, das habe ich das letzte Mal in meiner Lehre gemacht, da war ich fünfzehn Jahre alt“, schmunzelte Bäckermeister und Konditor Klaus Keßler i.R. aus Exten. „Viel zu aufwendig.“ Trotzdem erklärte er sich bereit, den Verein für Heimatpflege und Kultur Exten e.V. mit seiner Erfahrung und seinem Wissen bei der ersten Spekulatius-Back-Aktion zu unterstützen. Denn was heute massenhaft vom Fließband kommt, musste früher mühsam in Handarbeit hergestellt werden. Der Mürbeteig mit Nelken, Zimt, Anis und Kardamom wurde in spezielle Spekulatiusmodelle hineingedrückt und dann herausgeklopft.
Mit einem solchen Modell stand Maria Rollinger an einem der dienstäglichen Treffen des Extener Heimatvereins in der Heimatstube. Die Idee: Machen wir doch einen Aufruf, wer noch solche alten Bretter hat und probieren sie aus. Julia Kokke, die für den Verein Veranstaltungen organisiert, war sofort begeistert und schrieb einen Artikel für die Zeitung. Daraufhin meldeten sich zahlreiche Leute, die Interesse am Spekulatiusbacken hatten.
Die ehemalige Grundschullehrerin Imke Herrmann-Edling brachte die originalen Bretter ihres Vaters Werner Herrmann mit. Dieser lernte erst das Bäckerhandwerk und wurde dann Musiklehrer, was ihm den liebevollen Spitznamen ‚Das singende Brötchen‘ einbrachte. Angelika Keßler stellte die originalen Modelle der ehemaligen Bäckerei und Konditorei Keßler am Anger in Exten zur Verfügung. In der Ausstellung der Heimatstube – Museum für Dorfkultur fand der Vorsitzende Christoph Ehleben noch ein Modell aus der ehemaligen Bäckerei Hermann Hupe und eine handbetriebene Spekulatiusmaschine.
Am Ende waren es zehn Erwachsene und zehn Kinder, die diese Geräte ausprobieren wollten. Zu viele, um das in einer privaten Küche zu machen. Zum Glück war die Leiterin der Grundschule Exten-Krankenhagen, Kristina Gerdener, sofort bereit, den Heimatverein bei dieser Aktion zu unterstützen und stellte die Mensa der Grundschule zur Verfügung.
Am ersten Advent war es dann so weit. Gut gelaunt kamen die großen und kleinen Bäckerinnen und Bäcker zusammen. Zum Glück war Klaus Keßler da, denn es ist gar nicht so leicht, den Teig in die Formen zu drücken und vor allem: Die Kekse wieder heil herauszubekommen. Menschen- und Tierfiguren, Sterne und florale Motive. Mit viel Geduld und ein bisschen Fingerspitzengefühl hat es geklappt. Ein weiteres Highlight war die handbetriebene Spekulatius-Maschine aus den 1930er Jahren. Wie bei einer Nudelmaschine ließ Heiko Feldmann den Teig durch die Motivwalzen laufen und fertige Kekse fielen auf ein kleines Transportband. Dann nur noch schnell in den Ofen. „Das machen wir im nächsten Jahr wieder!“, so die einhellige Meinung.