So entstand die Idee
Vor zwei Jahren dann hat der Herausgeber des Schaumburger Wochenblatts angefragt, ob man nicht gemeinsam eine Serie über die Gastronomie im Schaumburger Land ins Leben rufen könnte. Gut lesbar, unterhaltsam, ein bisschen politisch und ehrlich sollte es sein. Gesagt getan wurde in einer ganze Reihe Redaktionssitzungen „In aller Munde“ geboren und von der Leserschaft sehr begrüßt, wie uns das Feedback beweist.
Christian Kutschera möchte die gelegentlichen Kritiken genauso als Ansporn verstehen, wie auch die meist positiven Berichte die fleißigen Gastronomen ermuntern sollen so mutig und einfallsreich weiterzumachen wie bisher.
Herr Kutschera, als erstes möchten wir wissen, wie viele Restaurants Sie mittlerweile besucht haben und ob Sie als Gastro-Kenner im Auftrag des Schaumburger Wochenblatts erkannt werden? Seit dem Start unserer Reise haben wir 19 Restaurants besucht und wurden zweimal erkannt, allerdings erst nach dem Essen, wahrscheinlich weil wir immer so viel bestellen, um einen besseren Überblick zu bekommen.
Welche aktuellen Trends beobachten Sie in der Gastronomieszene des Landkreises Schaumburg? Als großer Fan der Landhausküche freue ich mich, dass viele Gastronomen ihre Stärken erkannt haben und die Herausforderungen meistern, ohne sich zu verbiegen.
Sehen Sie Entwicklungspotenzial bei den regionalen Speisekarten? Ich denke, der vegetarische Bereich sollte deutlich ausgebaut werden, um auch Fleischessern gute Argumente zu liefern, nicht allein Essen gehen zu müssen. Der Trend, auch bei Fleischliebhabern gelegentlich fleischlos zu bleiben, nimmt zu.
Wie gehen Sie mit Kritikern um, die Ihre Einschätzungen nicht nachvollziehen können? Bis jetzt durfte ich mit allen sprechen, entweder am Abend oder kurz nach dem Besuch. Ohne Rücksprache haben wir keinen Bericht veröffentlicht, aber wir lassen die Berichte nicht Korrektur lesen. Wir schildern Eindrücke, die Gäste machen. Wenn es mal ganz furchtbar ist, kommen wir ein zweites Mal, um es erneut auszuprobieren. Letztendlich merkt man am Gästeaufkommen, wo gut gearbeitet wird.
Können Sie ein Fazit der besuchten Restaurants und deren aktuellen Herausforderungen ziehen? Ein klares Fazit möchte ich nicht ziehen, da es große Unterschiede gibt. Die überbordende Bürokratie lässt kaum Spielraum; vieles muss erfasst und dokumentiert werden. Aus der Küche haben viele Restaurants aber verstanden, worauf es ankommt.
Wie hat die COVID-19-Pandemie Ihrer Meinung nach nachhaltig die Restaurants in unserer Region beeinflusst? Gemessen an der Aufgeregtheit während der Pandemie ist sie heute abgehakt. Kluge Gastronomen haben während der Pandemie mehr verdient als je zuvor, haben renoviert und sich auf „danach“ vorbereitet, während andere gejammert haben.
Wie nutzen die Restaurants in Schaumburg mittlerweile Online-Reservierungen? Die kaum vorhandene Möglichkeit, online zu reservieren, stößt häufig auf Ablehnung, wodurch Restaurants viele Gäste verlieren, die sie nicht wahrnehmen.
Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Personalsuche in der lokalen Gastronomie? Die Personalknappheit ist ein großes Thema, das wir nicht wegdiskutieren können. Es ist wichtig, die eigenen Mitarbeiter bestmöglich zu behandeln. Aushilfskräfte können oft erfrischender und weniger genervt sein als festangestellte Kellner. Es mangelt an Nachwuchs im Handwerk, was auch teils an den Eltern liegt, die Handwerksberufe verachten.
Was sollte die Politik tun, um die Gastronomie zu unterstützen? Die Mehrwertsteuer ist derzeit das Hauptthema. Ein designierter Kanzler verspricht, den Satz auf sieben Prozent zu senken, was den überfälligen Investitionen helfen würde. Auch das Arbeitszeitgesetz müsste Ausnahmen für Veranstaltungen zulassen, da es Gastronomie schwer macht, wenn die Feier länger dauert.
Wie sehen Sie die Zukunft der Schaumburger Gastronomie? Ich sehe sie sehr positiv. Wenn Gastronomie Kritik nutzt, um sich zu verbessern, anstatt sich darüber aufzuregen, sollte es weiterhin gut laufen.
Was empfehlen Sie Gastronomiebetrieben, die neu eröffnen? Zu Beginn sind die Menschen in der Nähe neugierig und besuchen den neuen Laden. Aber nach der ersten Euphorie folgt eine Zeit der Abkühlung, nicht wegen der Leistung, sondern weil das Interesse nachlässt. Werbung in sozialen Medien wird dann wichtiger, um das Einzugsgebiet zu erweitern. Wenn diese Phase erfolgreich begonnen wird, heißt es, auf dem gelernten Niveau zu bleiben oder sich stetig zu verbessern.
Was ist Ihr Ansporn für diese Gastroreise? Ich möchte helfen, der Gastronomie die gebotene Aufmerksamkeit zu verschaffen. Ähnlich wie ein Schiedsrichter, der oft unbeliebt ist, möchte ich Eindrücke der Gäste schilden. Lob ist dabei zwar selten, dennoch liebe ich meinen Job.