Am 4. April 1946, da sei er in Rehburg angekommen, erzählt Herbert Lengsfeld. Das Datum kommt prompt. Schließlich war das ein entscheidender Tag in seinem Leben. Als Vertriebener landete er in der kleinen Stadt. Vertrieben aus Niederschlesien, wo er aufwuchs. Mittlerweile ist er 86 Jahre alt, lebt immer noch in Rehburg, gehört zu den ältesten Gemeindemitgliedern in Rehburg und war mehr als 30 Jahre lang Mitglied im Kirchenvorstand. 70 Jahre Kirchengemeinde St. Marien sind eng mit seiner Geschichte verknüpft. Damals, 1946, erzählt er, da gab es in dem protestantischen Städtchen Rehburg lediglich eine einzige katholische Familie. Dann kamen jedoch die Menschen aus Schlesien und anderen Gebieten nach Rehburg, verdoppelten die Bevölkerung nahezu – und rund die Hälfte von ihnen war katholisch. Pastor Hapke, der die evangelische Gemeinde des Ortes leitete, fackelte nicht lange und stellte den Katholiken seine Kirche für Gottesdienste zur Verfügung. „Meistens war die Kirche voll”, erinnert sich Lengsfeld. Und meistens fand der katholische Gottesdienst vor dem evangelischen statt. „Wenn der Pfarrer dann lange predigte, standen die Protestanten schon vor der Kirchentür, wenn wir herauskamen”, berichtet er schmunzelnd. Die volle Kirche kam in Rehburg in erster Linie durch die Katholiken aus Rehburg zustande. In den umliegenden Orten gab es noch weitere Gottesdienste: in Bad Rehburg etwa stand den Katholiken der malerisch im Wald gelegene Friedrichspavillon zur Verfügung. Und das Kloster Loccum räumte ihnen zu manchen Zeiten die am Kreuzgang gelegene Johanneskapelle ein. Mehrere Jahre blieb die Situation so und vermutlich hätten die Katholiken noch länger in der evangelischen Kirche in Rehburg ihre Heiligen Messen gefeiert. Erst die große Kirchensanierung 1957 machte dem ein Ende. Die Notlösung für die Gemeinde waren zunächst Gottesdienste auf der Kegelbahn des „Raths-Kellers”. Bald stellte aber eine Rehburgerin einen neuen Raum in Aussicht. Eleonore Jäckel besaß in Rehburgs Schmiedestraße eine leer stehende Tischlerei. Mit vereinten Kräften bauten die Gemeindemitglieder diese zu einer Behelfskirche um. Rund 100 Menschen, sagt Lengsfeld, hätten darin Platz gehabt und die Bänke, die seinerzeit für jenen Gottesraum gebaut worden seien, dienten heute noch in der „richtigen” Kirche den Besuchern zum Sitzen. Bis 1971 wurde dieser Raum genutzt. Ein Jahr zuvor hatte die Gemeinde allerdings schon den Grundstein für ihre eigene Kirche gelegt. Das Pfarrhaus neben der Kirche, das ebenfalls in jener Zeit gebaut wurde, ist mittlerweile abgerissen worden. Kirche und Gemeindehaus stehen aber nach wie vor, auch wenn die weitere Geschichte ähnlich wechselvoll war wie die Anfänge. Oft änderte sich der Einzugsbereich der Kirchengemeinde. Mardorf, Schneeren, Sachsenhagen und Wiedensahl gehörte zeitweilig dazu. Die zweite katholische Kirche Rehburg-Loccums, die 1967 in Münchehagen gebaut wurde, ist vor Jahren schon entweiht worden. Alle fünf Ortsteile Rehburg-Loccums gehören zur Rehburger Gemeinde – und die ist zunächst mit der Gemeinde in Steinhude, später auch mit der Wunstorfer Gemeinde zusammengeführt worden. Gottesdienste werden dennoch zweimal monatlich in Rehburg gefeiert und wenn die katholische Gemeinde auch nicht mehr so groß ist wie zu Beginn, so verzeichnet sie doch immer noch ein reges Gemeindeleben. Von Messdienern über Sternsinger bis hin zum Fahrdienst zu den Gottesdiensten, dem Bibelgarten-Team und der Seniorengruppe reicht das, was in der Gemeinde passiert. Und dann ist dort noch die Kinder- und Jugendband, die sich „Smilies” nennt – und bei der Jubiläumsfeier in der Heiligen Messe auftreten wird. Foto: jan