Jesus ist das, was die anderen nicht sind. Denn Jesus ist Profi. Gemimt wird er von Maurice Schneider, Schauspieler, Sänger und hier eben Musical-Darsteller. Unterwegs ist Jesus im New Yorker Central Park und das in den 1970er Jahren – beste Flower-Power-Zeit, geprägt von Peace-Symbolen, Schlaghosen und Blumenkindern. Was dieser Jesus dort erlebt, das ist weitestgehend an das Matthäus-Evangelium angelehnt. Und dass die Gleichnisse, von denen die Bibel erzählt, nicht nur vor 2.000 Jahren eine Bedeutung haben, sondern für alle Epochen gelten können, ist im Prinzip der Inhalt des Musicals. Um das darzustellen – aus der Zeit der Hippie-Bewegung heraus – haben sich viele Rehburg-Loccumer in dieses Projekt gestürzt. Der Chor im Hintergrund, der oftmals auch die Bühne beherrscht, besteht aus rund 40 Menschen. Wallende Kleider, Blumenkränze, Häkelwesten und Batik-Shirts haben sie aus den Schränken wieder hervorgeholt und versetzen sich damit in jene Zeit. Gleichzeitig haben sie in den Monaten, in denen sie nun schon proben aber auch viele Talente an sich verfeinert, aufpoliert oder sogar erst entdeckt. Denn zu einem Musical gehört schließlich mehr als nur das passende Kostüm. So singt der Chor etwa manche Stücke ganz traditionell im Stil der 70er-Jahre. Andere wiederum eilen der Zeit des Stückes voraus und kommen als Rap daher. Aber auch rockig geht es zu und auf Pop-Balladen muss ebenfalls nicht verzichtet werden. Eingängiges für die Ohren der Zuhörer also, Musik, die zum Mitschwingen animiert, die aber an die Akteure hohe Anforderungen stellt und ihnen viel Aufmerksamkeit abverlangt. Einige sind dann wiederum im Chor, die auch über dieses Ziel noch hinausgehen, sich nach vorne an den Bühnenrand wagen und ein Solo singen. Alles in allem eifern die Akteure also dem Jesus-Darsteller nach – in Schauspiel und Gesang und so manches Mal auch innerhalb des Spiels, wenn er ihnen mit Gleichnissen deutlich macht, wie das Zusammenleben besser sein kann, wenn Menschen aufeinander achten und sich nicht nur um sich selbst kümmern, sondern auch ihren Nächsten lieben. ‚Godspell’ ist tatsächlich in den 1970er Jahren entstanden – in der Ära, aus der auch ‚Jesus Christ Superstar’ stammt. Dass es nun in Rehburg-Loccum auf die Bühne gebracht wird, ist die Idee von Rehburgs Pastor Michael Kalla gewesen. Eine seiner früheren Gemeinden hatte Godspell ebenfalls aufgeführt – das wollte er noch einmal haben. Viele Mitstreiter hat er in Rehburg-Loccum gefunden, angefangen beim Kloster Loccum, das der Veranstalter des Musicals ist, über die vielen Akteure auf der Bühne, die sich auf das Experiment eingelassen haben, bis zu etlichen weiteren, die sich um alles ‚hinter den Kulissen’ kümmern – vom Herrichten des Aufführungsortes über die Gestaltung des Bühnenbildes bis zum Schleppen der vielen Stühle und Bänke, die notwendig sein werden, um allen Besuchern einen Platz geben zu können. Erfahrung mit ähnlichen und doch ganz anderen Musicals haben viele aus dem Team bereits – Kinder- und Jugendmusicals hat es schon etliche in der Stadt gegeben. Dass ein erwachsenes beziehungsweise kurz vor dem Erwachsenwerden stehendes Ensemble auf der Bühne steht ist jedoch eine Premiere. Eine weitere Premiere ist der Aufführungsort: in einer großen Halle des Gut Kreuzhorst in Münchehagen werden die Aufführungen über die Bühne gehen. Heute gehört das Gut der Familie Wesling, die nun eine Scheune zur Verfügung stellt, früher war es ein Vorwerk des Klosters Loccum. Wer das Musical sehen will, fährt auf der Kreisstraße 11 von Loccum nach Wiedensahl. Mitten zwischen den Orten führt ein unscheinbarer Weg links ab zu dem Gut – zu den Aufführungen wird die Auffahrt aber auffällig gekennzeichnet sein. Für die Aufführungen am Sonnabend, dem 30. Mai, 20 Uhr, und Sonntag, dem 31. Mai, 17.30 Uhr, kosten Karten im Vorverkauf 13 Euro, an der Abendkasse 15 Euro. Vorverkaufsstellen sind in der Loccumer Klosterstube und bei der Loccumer Firma Schumacher sowie in der Foto-Drogerie Schulz in Rehburg. Foto: jan