200 archäologische Funde an der Buchenallee geborgen | Wunstorfer-Stadtanzeiger

200 archäologische Funde an der Buchenallee geborgen

Grobes Werkzeug für feine Funde: Bagger sorgt dafür, das 200 archäologische Fundstücke geborgen werden konnten. (Foto: Daniel Lau, Kommunalarchäologie Schaumburger Landschaft)
Grobes Werkzeug für feine Funde: Bagger sorgt dafür, das 200 archäologische Fundstücke geborgen werden konnten. (Foto: Daniel Lau, Kommunalarchäologie Schaumburger Landschaft)
Grobes Werkzeug für feine Funde: Bagger sorgt dafür, das 200 archäologische Fundstücke geborgen werden konnten. (Foto: Daniel Lau, Kommunalarchäologie Schaumburger Landschaft)
Grobes Werkzeug für feine Funde: Bagger sorgt dafür, das 200 archäologische Fundstücke geborgen werden konnten. (Foto: Daniel Lau, Kommunalarchäologie Schaumburger Landschaft)
Grobes Werkzeug für feine Funde: Bagger sorgt dafür, das 200 archäologische Fundstücke geborgen werden konnten. (Foto: Daniel Lau, Kommunalarchäologie Schaumburger Landschaft)

Vorbeifahrenden, Spaziergänger und Wanderer wunderten sich, als sie auf freiem Feld an der Buchenallee, unmittelbar gegenüber dem Bad Nenndorfer Friedhof, einen Bagger sahen, der auffallend behutsam Erdreich bewegte. Er tat es zur Vorbereitung von Untersuchungen durch die Kommunalarchäologie des Landkreises Schaumburg. Mit der Durchführung einer archäologischen Untersuchung du der Freigabe des Grundstücks, kann auf dieser Fläche der neue Wohnmobilstellplatz zur Landesgartenschau gebaut werden. Diese Freigabe wurde erteilt, trotzdem knapp 200 Fundstücke aus dem dortigen Erdreich freigelegt und gesichert werden konnten.

„Für diese Untersuchung wurden Anfang Juni fünf vier Meter breite Suchgräben angelegt“, erläutert Dr. Daniel Lau als zuständiger Kommunalarchäologe des Landkreises in Bückeburg. „In den einzelnen Gräben haben wir entsprechende Lesefunde gemacht. Das sind verstreute Funde, die nicht mehr in ihrem ursprünglichen Fundzusammenhang waren. Es sind etliche Keramikstücke, die wir als ur- und frühgeschichtlich datieren. Auf jeden Fall vor dem Mittelalter. Enger lässt sich das nicht eingrenzen, weil die Machart über Jahrhunderte gleich ist. Wir haben somit dort über Keramikfunde eine ur- und frühgeschichtliche Fundstelle nachgewiesen.“ Bei weiteren Geländebegehungen wurden Funde auch aus der Steinzeit festgestellt, „weil wir dort Feuersteinfunde gemacht haben“, so Lau.

Er sei sehr froh, soviel Material aus dem Oberboden gewonnen zu haben, auch wenn Lau damit Gerechnet hätte, dort „einem Fundzusammenhang festzustellen, ob es beispielsweise ein Gräberfeld, eine Art Jagdstation der Steinzeit oder Siedlung gewesen ist“. Durch die landwirtschaftliche Nutzung der Fläche ist die Fundstelle komplett zerstört. Die Funde befanden sich im Oberboden von 30 bis 40 Zentimeter, die immer wieder durch landwirtschaftliche Maschinen durchfahren werden, „und hierbei zerstört werden“. Die Funde seien auch früher sehr oberflächennahe gewesen. Es handle sich um Funde aus allen Epochen.

„Dem Bau eines Wohnmobilstellplatzes stehe aus archäologischer Sicht nichts im Wege“, stellte der Archäologe gegenüber dieser Zeitung fest und ergänzt: „Sollten sich dort bei folgenden Erdarbeiten trotzdem Fundzusammenhänge anzeigen, dann würden wir von der Kommunalarchäologie erneut vor Ort alles anschauen und selbstverständlich ebenfalls alles dokumentieren. Aber zunächst finden diese Erdarbeiten ohne archäologische Begleitung statt.“ Die Baufirmen achten durch die gesetzliche Fundmeldepflicht ohnehin auf eventuelle Funde. „Sämtliche Merkwürdigkeiten im Boden, die auf Archäologie hindeuten könnten, sind der Behörde zu melden. Ganz unabhängig davon, ob man sie im eigenen Garten findet, wenn man einen Swimmingpool anlegen möchte und ein großes Loch aushebt, oder auf einer öffentlichen Baustelle.“

Alle 200 Funde werden von Dr. Daniel Lau inventarisiert und einzeln ausgewertet. „Worum es sich handelt und wie alt sie sind.“ Dann werden sie gereinigt, magazinierfähig gemacht und verpackt, um sie im Archiv des Landkreises Schaumburg zu archivieren. Darüber hinaus stehe er im engen Austausch mit Ralf Schröder vom Bad Nenndorfer Museum, der die archäologische Sammlung dort betreut. Lau: „Sobald wir etwas Spannendes haben, würden wir dann im Museum auch eine kleinere Präsentation machen.“ Zunächst freut sich Johannes Tegtmeier, städtischer Mitarbeiter mit Schwerpunkt Landesgartenschau, über den erfolgreichen Abschluss der archäologischen Untersuchung. „Die Geschichte Bad Nenndorfs müsse nach den Funden sicher nicht neu geschrieben werden. Der Weg für die Einrichtung eines Wohnmobilstellplatzes ist jetzt aber frei.“


Winfried Gburek
Winfried Gburek

Freier Redakteur Schaumburger Wochenblatt

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