Mehrgenerationenhaus überzeugt Besucher | Wunstorfer-Stadtanzeiger

Mehrgenerationenhaus überzeugt Besucher

Im Gespräch: Sabine Winkler (li.) und Koordinatorin Heike Schulze. (Foto: tau)
Im Gespräch: Sabine Winkler (li.) und Koordinatorin Heike Schulze. (Foto: tau)
Im Gespräch: Sabine Winkler (li.) und Koordinatorin Heike Schulze. (Foto: tau)
Im Gespräch: Sabine Winkler (li.) und Koordinatorin Heike Schulze. (Foto: tau)
Im Gespräch: Sabine Winkler (li.) und Koordinatorin Heike Schulze. (Foto: tau)

Das Bundesprogramm „Mehrgenerationenhaus. Miteinander – Füreinander” fördert rund 530 Mehrgenerationenhäuser in ganz Deutschland, darunter auch das in Wunstorf. Als Begegnungsorte stärken diese Einrichtungen das nachbarschaftliche Miteinander und tragen zur Attraktivität der Kommunen bei. Eine aktuelle Befragung vor Ort zeigt, dass das Angebot die Besucher überzeugt, eine weitere Informationsarbeit aber immer noch notwendig ist.

Fragebögen ausgewertet

Heike Schulze ist seit November 2020 die hauptamtliche Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses. Sie hat in den vergangenen Wochen über 100 Fragebögen verteilt und die Antworten ausgewertet. ”Das Bild zeigt, dass wir mit unseren Angeboten gut bekannt sind”, so Schulze im Gespräch mit dem Stadtanzeiger. Die Besucher kennen sich auch aus, allerdings müsse das Konzept des Mehrgenerationenhauses weiter erklärt werden. Die Einrichtung befindet sich in der Bäckerstraße 6 und war früher eine Begegnungsstätte für Ältere im Rahmen des Betreuten Wohnens. ”Wir werden immer noch häufig mit dem Pflegeheim Haus am Bürgerpark auf der gegenüberliegenden Straßenseite in Verbindung gebracht”, so Schulze.

Ein Ort der Begegnung will das Mehrgenerationenhaus natürlich weiterhin sein, aber, wie der Name schon sagt, alle Generationen ansprechen und einladen, die Räumlichkeiten für Treffen und Veranstaltungen zu nutzen. ”Wir sind für alle da und wollen ein Haus der Vielfalt sein”, sagt Schulze. Schaut man auf den Besucherquerschnitt, so ist festzustellen, dass der Großteil der Gäste Ältere sind.

Doch die jüngere Generation holt auf, etwa mit einem offenen Treff Eltern-Kind, der alle zwei Wochen immer dienstags von 15 bis 16.30 Uhr im Mehrgenerationenhaus stattfindet. Den Familiennachmittag haben Mütter selbst organisiert. Eingenverantwortliche Angebote zu entwickeln und dauerhaft zu etablieren, gehört zum Konzept. An Ideen mangelt es nicht, es braucht aber Menschen, die diese verlässlich unterstützen. Das Mehrgenerationenhaus bietet dafür den Rahmen, um diese Ideen mit Leben zu füllen. So gibt es unter anderem Spiele, die sich für jedes Alter eignen und allein oder auch zu zweit gespielt werden können.

Mehr Zielgruppen erreichen

Die Umsetzung des Anspruchs, ein Ort für alle Generationen zu sein, bleibt aber schwer. Schüler haben beispielsweise ganz andere Zeiten. Sie dauerhaft ins Mehrgenerationenhaus zu locken, hat bislang noch nicht geklappt. Daher bleibt es zunächst bei einzelnen Aktionen, beispielsweise über den Ferienpass. So haben Ausflüge mit den Freizeitpiloten stattgefunden sowie eine Schacheinführung. Besonders beliebt ist „Table Quiz” immer am ersten Samstag im Monat um 18.30 Uhr, das neue Zielgruppen anspricht. ”Die ersten zwei Runden sind bereits gut angenommen worden. Beim letzten Mal hatten wir sieben Gruppen mit je vier Teilnehmern”, so Schulze. Einen Wanderpokal gibt es auch schon sowie Urkunden mit dem Bild der jeweiligen Gruppe.

Viele Themen sind Angebote von außen und von Menschen, die Lust haben, etwas zu machen. Heike Schulze steht als Ansprechpartnerin für Ideen zur Verfügung. So hat sich auch der Spieleabend für Frauen immer am ersten Donnerstag im Monat um 20 Uhr entwickelt. Hier kommen Jung und Alt zusammen.

Das Marktcafé immer freitags von 10 bis 12 Uhr ist dagegen im Haus selbst entstanden, während der Coronazeit, unter der auch das Mehrgenerationenhaus sehr gelitten hat. Sechs Monate war geschlossen. Das Marktcafé besteht aus einer großen gemeinsamen Tafel in familiärer und geselliger Atmosphäre. ”Das ist den Besuchern besonders wichtig”, so Schulze. Die Gemeinschaft inspiriert. So wird die Küche häufig dafür genutzt, um zu backen, einfach, weil es Spaß macht. Waffeln und Kekse gibt es daher häufiger im Mehrgenerationenhaus.

Hohe Erfolgsquote

Es gibt aber auch Rat und Hilfe. Beispielsweise beim Repair Café, das seit seinem Start vor rund einem Jahr nicht mehr wegzudenken ist. Die Idee ist, gemeinsam defekte Sachen reparieren, sich fachkundige Beratung holen und natürlich nette Menschen kennenlernen. Immer am ersten Dienstag im Monat wird von 16 bis 18 Uhr Hilfe zur Selbsthilfe geleistet. ”Das Interesse an einer Mitarbeit im Repair-Café hat uns ein bisschen überrollt und überwältigt”, sagt Schulze. Es haben sich viele Menschen gemeldet, die ihre Ideen und Fähigkeiten einbringen.

Und da ist von alt und jung alles dabei. Ein Schüler kommt beispielsweise regelmäßig, weil er einfach Lust hat, Sachen zu reparieren. Expertise gibt es mittlerweile in den Bereichen Elektro, Maschinenbau, Holztüftelei, Schneiderei und Informatik. Repariert wurden schon Kaffeemaschinen, Wasserkocher und andere Haushaltsgeräte. Die Erfolgsquote liegt bei rund 80 Prozent, so Schulze. ”Das ist auch ein Beitrag zur Nachhaltigkeit”, sagt sie.

Ohne Ehrenamtliche wäre das aber nicht möglich. Sie sind das Rückgrat der Einrichtung. Da gibt es ganz unterschiedliche Interessen, sagt Schulze. Einige sind gar nicht so sehr bei den Angeboten aktiv, sondern helfen einfach im Hintergrund bei administrativen Dingen mit. Wichtig sei, Menschen zu gewinnen, die freie Zeit nach persönlichen Freiräumen und Interessen investieren wollen. ”Spannend ist es allemal, sich auf etwas Neues einzulassen”, sagt Schulze.

Zahl der Besucher steigt

Das Mehrgenerationenhaus Wunstorf ist eines von 530 bundesweit und besitzt ein großes Einzugsgebiet in der Region. ”Wir haben viele Gäste aus den umliegenden Ortschaften”, so Schulze. Die nächsten Mehrgenerationenhäuser befinden sich in Pattensen und Stolzenau. Der Diakonieverband Hannover-Land ist seit 2022 Träger der Einrichtung. Im Beirat engagieren sich Stadt, Diakonische Altenhilfe Leine-Mittelweser, der Kirchenkreis und die Stiftsgemeinde.

Die Zahl der Besucher steigt seit der Gründung des Mehrgenerationenhauses im Jahr 2017. Im vergangenen Jahr sind von Januar bis Oktober über 8000 Besucher gezählt worden. Mehr Informationen zum Mehrgenerationenhaus und den Angeboten gibt es auch unter mehrgenerationenhaus-wunstorf.de oder im Schaukasten vor dem Haus.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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