Mehr als nur ein Tor zur Innenstadt | Wunstorfer-Stadtanzeiger

Mehr als nur ein Tor zur Innenstadt

Sind ein Team (v.li.): Kathrin Block, Susanne Jahn und Julia Schiele. (Foto: tau)
Sind ein Team (v.li.): Kathrin Block, Susanne Jahn und Julia Schiele. (Foto: tau)
Sind ein Team (v.li.): Kathrin Block, Susanne Jahn und Julia Schiele. (Foto: tau)
Sind ein Team (v.li.): Kathrin Block, Susanne Jahn und Julia Schiele. (Foto: tau)
Sind ein Team (v.li.): Kathrin Block, Susanne Jahn und Julia Schiele. (Foto: tau)

Die Bewegungs- und Begegnungsstätte in der Südstraße 24 besteht seit rund einem Jahr. Das Motto lautet hier: Bewegung, Begegnung, Begleitung, Beratung und Bildung. Dieser Anspruch entspricht auch der Wirklichkeit. Die Räumlichkeiten sind dank des Konzepts, das auf niedrigschwellige und barrierefrei zugängliche Angebote setzt, beinahe täglich mit Leben gefüllt. Das ist ein bemerkenswerter Kontrast zu dem, was vorher dort versucht worden war. Als sich die Geschäftsräume in einen Leerstand verwandelten, nutzte die Stadt die Fläche vorübergehend als experimentellen Werkraum, mit mäßigem Erfolg. Eingeprägt hatte sich eine Modelleisenbahn, die hinter den großen Schaufenstern meist einsam ihre Kreise zog.

Direkter Kontakt

Im vergangenen Jahr sorgte ein engagiertes Team um Kathrin Block, Julia Schiele und Andrea Benndorf dann für ein Ende dieser Tristesse. Der Verein Netz für Vielfalt in Kooperation mit der Heilpädagogischen Praxis Block schufen einen Treffpunkt für Familien und einen Ort für Bewegungskurse, Themenabende, Gesprächsrunden, Vortragsreihen oder Bildungsveranstaltungen. Der Terminkalender ist ausgebucht, sogar am Wochenende. So ist nicht nur ein neues „Tor zur Innenstadt” entstanden, an dem man einfach vorbeigeht, sondern eine Wegmarke, die zum Anhalten, Reinschauen und zum Austausch einlädt. Hier ist ein einfacher und direkter Kontakt möglich. So hat der Treffpunkt nach einem Jahr bereits ein Qualitätssiegel erhalten. ”Es ist so geworden, wie ich es mir erträumt habe”, sagt Heilpädagogin Kathrin Block.

Mehr Programm

Reha-Sport, Babys in Bewegung, Kinder in Bewegung, eine Psychomotorik Gruppe, Tanzen für Kinder, ein Solo-Eltern-Café für Alleinerziehende und ein Erste Hilfe-Kurs bei Säuglingen und Kleinkindern mit Erste Hilfe Führerschein: Das Programm, das über den Verein Netz für Vielfalt (www.netzfuervielfalt.de) geboten wird, ist vielfältig und umfangreich. Darüber hinaus ist ein Osterferienprogramm entwickelt worden mit Yoga für Kinder, Erzähltheater und Osterbasteln, diverse weitere Kurse und sogar ein Minisportabzeichen mit „Hoppel und Bürste”. Das Vorbeischauen lohnt sich also. Fachübungsleiterin Susanne Jahn ist begeistert, was sich innerhalb eines Jahres entwickelt hat. Sie bietet beispielsweise Bewegungskurse für Kinder und Babys sowie den Reha-Sport an und sagt: ”Ich stehe jetzt mittendrin und kann mit Eltern viel einfacher ins Gespräch kommen.”

Schwerpunkt Frühförderung

Ein Schwerpunkt liegt auf der Frühförderung von Kindern. Der Bedarf steigt nach wie vor. Immer häufiger sind 1:1 Begleitungen angeraten, was jedoch die Leistungsfähigkeit von Kindertagesstätten mit bis zu 25 Kindern pro Gruppe übersteigt. Immerhin verfügt Wunstorf über fünf Kitas mit Integrationsplätzen (AWO Am Kalkofen, Arche Noah, Abenteuerland, Zwergenwelt und Mühlenaue), jedoch reicht das nicht aus, um die Teilhabe aller betroffenen Kinder zu sichern. ”Integrationskita heißt übersetzt vier Plätze pro Einrichtung”, erklärt Block. Das reiche noch nicht aus. Heilpädagogische Gruppen gibt es darüber hinaus in der Lebenshilfe Kita. Die Praxis Block bietet zudem einen heilpädagogischen Spielkreis mit zwei Gruppen an. Hier werden Kinder aufgenommen, die bereits einen Kitaplatz hatten, dessen Betreuungsvertrag aber gekündigt wurde, ein Phänomen, das vermehrt auftrete.

Starke Fachkräfte + starke Eltern = starke Kinder

Die Wartelisten füllen sich. Wie hoch der Bedarf an Frühförderung ist, zeigen die Zahlen. Über die Heilpädagogische Praxis sind derzeit rund 100 Familien in Begleitung. Das bedeutet, dass Fachkräfte zwischen zwei und neun Stunden pro Woche im Einsatz sind, um beispielsweise die Kinder bei der Entwicklung ihrer sozial-emotionalen Fähigkeiten zu unterstützen. Probleme bestehen häufig bei der Gefühls- und Selbstregulation, sagt Block. Die Folgen der Coronazeit wirkten weiterhin nach. Inzwischen sind nicht nur Kita-Kinder betroffen, sondern auch Schüler in den Grundschulen. Daher gehören neben den über 20 Pädagoginnen und Pädagogen in der Frühförderung auch mittlerweile sieben qualifizierte Schulassistenzen sowie eine Psychotherapeutin zum Team. Sie alle arbeiten nach dem Prinzip „Starke Fachkräfte + starke Eltern = starke Kinder”.

Familienzentrum nötig

Die Region Hannover als Trägerin der Kinder- und Jugendhilfe tue hier sehr viel und stelle öffentliche Leistungen zur Verfügung. Dennoch stoßen diejenigen, die die Leistungen erbringen, wie etwa die Heilpädagogische Praxis, immer wieder an räumliche Grenzen, trotz erfolgreicher Einrichtungen wie in der Südstraße. Dieser Treffpunkt bleibt auch dort, aber die Idee, auf einem größeren Grundstück ein Familienzentrum zu schaffen, wird ebenso weiter verfolgt.

Netzwerktreffen

Fachkräfte und Ehrenamtliche sind zum Netzwerktreffen Frühe Hilfen am 12. März von 17 bis 20 Uhr in die Aula der Otto-Hahn-Schule eingeladen. Das Thema lautet: „Familien im Wandel: Anker finden in stürmischen Zeiten - Soziologische Einblicke und Perspektiven für die Frühen Hilfen“.


    André Tautenhahn (tau)
    André Tautenhahn (tau)

    Freiberuflicher Journalist

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