Von Mai bis Oktober bietet der Naturpark Steinhuder Meer jeden Freitag eine Führung über den Erlebnisweg Totes Moor an. Eine dieser Führungen haben wir begleitet. Dabei begrüßte Gerhard Meier zunächst die 15 anwesenden Personen, bevor alle gemeinsam Richtung Alte Moorhütte losgingen.
Meier kennt das Moor seit seiner Kindheit. „Ich war schon immer zu verschiedenen Jahreszeiten im Moor unterwegs“, sagte er. Jahrelang hatte er das Moor zudem auch wasserrechtlich betreut. Dementsprechend wusste Meier so einiges über das Tote Moor und seine einzigartige Flora und Fauna zu berichten.
Direkt an der Alten Moorhütte beginnt der Erlebnispfad im sogenannten Niedermoor, das vor rund 11.000 Jahren entstand. „Das kriegt im Gegensatz zum Hochmoor sein Wasser aus dem See- oder Grundwasser“, sagte Meier. Schon hier gab er den Anwesenden einen ersten und wichtigen Hinweis, bevor er sich auf den Holzsteg begab: „Im Moor sollte man immer auf den Wegen bleiben“, sagte er. Kurz darauf demonstrierte Meier auch, was genau er damit meinte. Nur ein paar Meter neben dem Pfad versackte er fast sofort bis zu den Waden im Moor. Nur mit Mühe konnte er sich an einem Baum wieder aus dem matschigen Boden herausziehen. „Der Boden sieht zwar unscheinbar aus, aber man versinkt sehr schnell und kann sich ohne fremde Hilfe meist nicht selbst befreien“, sagte er.
Über den Holzweg, der im Rahmen der Expo angelegt wurde und dessen Pfähle teils sechs Meter in die Tiefe ragen, ging es weiter Richtung Steinhuder Meer. Auf dem Weg dahin machte Meier die Anwesenden immer wieder auf verschiedenen Pflanzen am Rande des Pfades aufmerksam. „Die Rot- oder die Schwarzerle sind die einzigen Bäume, die dauernd unter Wasser stehen“, sagte Meier. Besonders typisch für ein Moor sei allerdings das Torfmoos, das sich wie ein Schwamm voll mit Wasser saugen kann. „Insgesamt gibt es davon 30 bis 35 Sorten davon“, sagte Meier. Pro Jahr wachse es unter guten Bedingungen um nur einen Millimeter.
Vorbei an Faulbäumen, den Nestern von sogenannten Trichterspinnen und Binsen, das vom Aussehen her an Schnittlauch erinnert, führte Meier die Anwesenden auch zu einem der vielen Aussichtspunkte direkt am Steinhuder Meer. „Seht ihr die gelbe Boje dahinten? Das ist ein Briefkasten“, sagte er und zeigte auf die Mitte des Sees. Seit 1964 existiert er und ist deutschlandweit der einzige schwimmende Briefkasten.
Weiter ging es über den Vogeldamm in Richtung des Geländes, auf dem heute noch Torf abgebaut wird. „Die industrielle Abtorfung darf hier noch bis 2030 stattfinden“, sagte Meier. Torf speichere zehn Mal mehr Kohlenstoffdioxid als ein Wald. „Moore sind daher sehr wichtig für den Klimaschutz“, sagte Meier. Eine Anwesende fragte, wie lange es wohl dauern würde, bis sich das Moor von der Abtorfung davon erhole. „Wissenschaftler sagen, dass man erste Anfänge nach zehn bis 15 Jahren erkennen kann“, sagte er.
Vorbei an Preiselbeeren und Heidelbeeren sowie über alte Schienen gelangten die Teilnehmenden wieder zurück zum Parkplatz. „Diese Führung sollte neugierig machen und sensibilisieren. Ich kann nur den Tipp geben, zu unterschiedlichen Jahreszeiten ins Moor zu gehen, denn das Moor sieht immer anders aus“, sagte Meier und erhielt dafür einen Applaus von den Anwesenden.
Den Erlebnispfad kann man nicht nur im Rahmen einer Führung besuchen, sondern ihn dank verschiedener Infotafeln über Flora, Fauna und Tiere auch selbst erkunden. Fahrradfahrer müssen übrigens den Großteil des Pfades schieben.
Die Führungen finden von Mai bis Oktober von 10 bis zirka 12 Uhr statt. Treffpunkt ist die Alte Moorhütte, Parkplatz 11, Neustadt-Mardorf. Anmeldungen werden unter 05033/939134 entgegen genommen. Die Teilnahme kostet 5 Euro pro Person. Kinder bis 14 Jahre zahlen 3 Euro.