Bonifatiuskirche wird 70 | Wunstorfer-Stadtanzeiger

Bonifatiuskirche wird 70

Die heutige St. Bonifatiuskirche. (Foto: gk)
Die heutige St. Bonifatiuskirche. (Foto: gk)
Die heutige St. Bonifatiuskirche. (Foto: gk)
Die heutige St. Bonifatiuskirche. (Foto: gk)
Die heutige St. Bonifatiuskirche. (Foto: gk)

Die katholische Pfarrgemeinde St. Bonifatius feiert in diesem Jahr das 70. Kirchweihfest der Bonifatiuskirche an der Hindenburgstraße. Ein vielfältiges Jubiläumsprogramm findet von Mai bis Dezember statt, zu dem alle Interessierte zum Mitfeiern eingeladen sind. Es bietet Einblicke in die Historie, die eng und bedeutungsvoll mit dem Kirchenbau zweier Kirchen und der Geschichte Wunstorfs verbunden ist.

Denn begonnen hat alles mit der 1903 erbauten Bonifatiuskirche an der Hindenburgstraße, die als Kapelle bezeichnet wurde. Dies neugotische Kirche bot Platz für 160 Gottesdienstbesucher. Sie war der kirchliche Neuanfang für die Katholiken, denn nach der Reformation hatte es in Wunstorf drei Jahrhunderte lang keine Katholiken gegeben. Erst mit dem Aufkommen der Industrialisierung und dem Eisenbahnbau zogen seit Mitte des 19. Jahrhunderts vermehrt katholische Familien in die Stadt. Um 1900 gab es wieder 177 Katholiken in Wunstorf. Ohne eigene Kirche mieteten sie auf eigene Kosten einen Andachtsraum in der Blumenauer Straße 18 an.

Sprunghafter Anstieg

Mit dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich vieles, auch die Zahl der Wunstorfer Katholiken. Durch Evakuierte und Ausgebombte stieg ihre Zahl bis 1945 auf etwa 350 Mitglieder. Mit den Vertriebenen aus den Ostgebieten, kam für die kleine Ortsgemeinde ein Jahr später ein sprunghafter Anstieg auf 2.450 Personen. Da reichte die kleine Kapelle nicht mehr aus, zumal mit weiteren Vertriebenen zu rechnen war. Die evangelische Stiftskirchengemeinde half, damit die Katholiken zumindest ihre Sonn- und Feiertagsgottesdienste sowie die Erstkommunion- und Firmungsfeiern gemeinsam in der Stiftskirche feiern konnten. Eine Dauerlösung konnte es nicht sein. So entstanden 1954 die Pläne für die heutige Bonifatiuskirche, die mit 570 Plätzen deutlich größer als die Kapelle sein sollte, deren Abriss die Voraussetzung für einen Neubau an gleicher Stelle wurde.

Ein Teil des Neuanfangs

Zahlreiche Inventarstücke gingen beim Rückbau verloren. Da das Baumaterial zu dieser Zeit noch knapp war, wurden beispielsweise die Dachziegel behutsam von der Kapelle abgetragen, die Backsteine der Mauern mithilfe der Pfadfinder und Messdiener nach Möglichkeit vom Zement befreit und für die neue Kirche bereitgelegt. Die ebenfalls aus dem Jahr 1903 stammende Glocke wurde im Hölty-Gymnasium eingelagert. Am 14. Juni 1954, 51 Jahre nach der Grundsteinlegung für die kleine Kapelle, konnte die Gemeinde mit dem Hildesheimer Generalvikar die Grundsteinlegung vollziehen.

Nur fünf Monate später, am 28. November 1954, weihte der damalige Bischof Joseph Godehard Machens auch die neue Kirche auf den Namen St. Bonifatius – 1200 Jahre nach dem Märtyrertod von Winfried Bonifatius, dem Apostel der Deutschen. Etwa 1000 Gemeindemitglieder vor und in der Kirche feierten begeistert mit. Schließlich war die Kirchweihe für sie gleichzeitig auch ein Teil des Neuanfangs, nach der schweren Kriegszeit und der Vertreibung.

Zahlreiche Umbauten

Zwar fehlte dem Kirchenbau noch der vier Jahre später errichtete Glockenturm, doch dafür gab es hinter dem Altarraum einen angebauten und lange ersehnten Pfarrsaal sowie Räume für die Jugendarbeit. Das Innere der Kirche erlebte zahlreiche Umbauten, bis die Kirche allmählich ihr heutiges Aussehen und ihre heutige Ausstattung erhielt. Größtenteils ermöglicht durch die tatkräftige Unterstützung eines gegründeten Kirchbauvereins. Der finanzierte beispielsweise eine Marienfigur, 1957 die erste Orgel, 1958 den Glockenturm, von 1960 bis 1963 die Neugestaltung des Altarraumes, einschließlich eines Mosaiks sowie 1968/69 den erneuten Umbau des Altarraumes, nach den Erfordernissen des II. Vatikanischen Konzils.

Das Jubiläumsprogramm

Das Jubiläumsprogramm richtet den Blick besonders auf die Entwicklung der neuen Bonifatiuskirche, die noch weitere Geheimnisse und Überraschungen für die heutige Zeit bereithält. Das Programm startet am Mittwoch, 22. Mai, mit einer Veranstaltung der Gruppe 60plus, zur Person des Heiligen Bonifatius. Am Sonntag, 9. Juni, findet anlässlich der Grundsteinlegung vor 70 Jahren ein Festgottesdienst in der Bonifatiuskirche statt. Eine Pilgerrundfahrt zu den vier Kirchenstandorten der Pfarrgemeinde St. Bonifatius steht am Samstag, 27. Juli auf dem Programm. Donnerstag, 15. August, startet eine Wallfahrt zum Höherberg ins Untereichsfeld und am Freitag, 23. bis 24. August geht eine Fahrt zum Open-Air Bonifatius-Musical nach Fulda. Ein Familiengottesdienst mit anschließendem Pfarrfest rund um die Kirche an der Hindenburgstraße steht für Sonntag, 15. September, auf dem Programm. Ein Konzertabend findet am Freitag, 25. Oktober statt. Ein „Tag zur Geschichte der Kirche St. Bonifatius und der Vorgängerkirche“, findet nach dem Gottesdienst, am Sonntag, 10. November, mit Joachim Wingert und Dirk Neuber statt. Als Höhepunkt ist außerdem ein Festwochenende angekündigt. Es wird am Samstag, 30. November mit einem Filmabend über den Heiligen Bonifatius und anschließender Podiumsdiskussion eröffnet. Am folgenden Tag, Sonntag, 1. Dezember und erster Advent, findet ein Festgottesdienst zum 70. Kirchweihjubiläum mit anschließendem Empfang statt.


Winfried Gburek
Winfried Gburek

Freier Redakteur Schaumburger Wochenblatt

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