Durch das Hochwasser der Leine ist ein Biber in das Regenrückhaltebecken am Hanischkreisel (Südsee) gelangt. Die Spuren des nachtaktiven Tiers sind nicht zu übersehen.
Seit vielen Jahren ist der Wunstorfer Manfred Bartels in Sachen Biberschutz und -erfassung unterwegs. Der Biber hat sich in der Region gut etabliert. Seine Wiederansiedlung ist eine Erfolgsgeschichte. Oft wird der Biber mit dem Nutria (Neozon, nicht geschützt) verwechselt. Deshalb reagierte Bartels skeptisch, als sich Anwohnerin Andrea Paap bei ihm meldete. Sie schrieb, dass sie bei ihrem Spaziergang am Regenrückhaltebecken, das auch als „Südsee” bekannt ist, eindeutige Bibernagespurespuren entdeckt habe. Zunächst hatte Bartels das als Verwechselung abgetan, jedoch diese aufmerksame Beobachterin aus seinem näheren Bekanntenkreis sendete Bilder, welche ihre Angaben bestätigten. Bei der Vorort-Analyse der Spuren stand fest: Das Regenrückhaltebecken ist ein Biberrevier geworden.
Bartels setzte sich unverzüglich mit dem Pächter des Gewässers, dem ASV Luthe 1969 e.V., vertreten durch den 1. Vorsitzenden Jan Schiffers, in Verbindung. Die Luther Angler sind aufgrund ihrer Erfahrung im Umgang mit dieser streng geschützten Art in ihren Pachtgewässern Leine und Luther See (beides Biberreviere) sehr geübt und rücksichtsvoll. Sie haben sich den Schutz der Biber auf die Fahne geschrieben. So hat der ASV Luthe zum Beispiel bei extremer Gewässervereisung mehrere Futterhilfen in Form von frischem Weidenschnitt am Ufer des Luther Sees bereitgestellt (wir berichteten).
Die Situation am Regenrückhaltebecken ist jedoch wesentlich komplexer. „Soweit aufgrund der Spurenlage festzustellen, ist das Tier über den Barnegraben eingewandert“, sagt Bartels. Erst das extreme Hochwasser habe diesen Entwässerungsgraben ausreichend gefüllt und für eine Biberwanderung, unter Berücksichtigung des Fluchtverhaltens ertüchtigt. Als Herkunftsgewässer vermutet er Süd- oder Westaue. „Bis zu den hohen Wasserständen um die Weihnachtsfeiertage konnten wir nur gelegentlich Bissspuren von Nutria feststellen”, berichtet Schiffers, dessen Verein das Gewässer seit zwei bewirtschaftet. Innerhalb kürzester Zeit hat der Biber, der weiche Gehölze wie Weiden und Pappeln bervorzugt, viele Bäume gefällt bzw. angenagt. „Eine große Kopfweide dürfte der nachtaktive Biber innerhalb von ein bis zwei Nächten gefällt haben“, so Schiffers.
Laut Bartels stand der Biber durch die starken Fluten unter Stress. Es ist fraglich, ob der Biber bei fallendem Wasserstand des Barnegrabens in die Aue zurückgelangt. Biber benötigen circa zwei bis drei Kilogramm Nahrung wie etwa Rinden, Kräuter, Gräser, Triebe, Blätter und Feldfrüchte täglich. Mittlerweile sind Biber in vielen Regionen auch Kulturfolger, absolut nachtaktiv und leben vorwiegend sozial in Familienverbänden. Es liegt in diesem Falle jedoch die Befürchtung nahe, dass dieses Exemplar isoliert von seinen Artgenossen bleibt. Die Zuwanderung weiterer Biber ist nicht wahrscheinlich.
Die Spuren des Bibers sind trotz der kurzen Zeit bereits enorm. Von der Einzäunung sämtlicher großer Weiden entlang des Gewässers halten die Angler nichts. „Entzieht man dem Biber durch solche Maßnahmen während der Wintermonate die Nahrungsgrundlage, müssen wir wieder notfüttern“, so Schiffers. Der Biber könne allerdings auf Nahrungssuche etwas zu nahe an die Kolenfelder Straße gelangen und dem Straßenverkehr zum Opfer fallen. Ideal sei die Situation nicht.
Bartels würde es sehr begrüßen, wenn Hundehalter ihre Hunde ab der Dämmerung auf dem Weg um dieses Gewässer angeleint führen könnten, auch außerhalb der Brut- und Setzzeit. Das Aufstellen von Wildkameras mach laut Schiffers keinen Sinn. „Wir haben hier ein großes Problem mit Vandalismus und Vermüllung“, so der Vorsitzende. Im Rahmen von Arbeitsdiensten haben die Angler bereits sehr große Mengen Müll aus dem Gewässer geholt. Schilder werden beschmiert oder beschädigt. Schiffers bittet Anwohner darum, sich an die Polizeidienststelle Wunstorf zu wenden, wenn sie Zeugen von Vandalismus werden.