Das Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser (ArL) in Hildesheim gibt einen Sachstand zur Entschlammung des Steinhuder Meeres. „Das landeseigene Steinhuder Meer ist bei einer mittleren Tiefe von 1,35 Meter das größte Gewässer der niedersächsischen Seen und damit auch der größte Flachsee Deutschlands. Es hat eine große Bedeutung für die Freizeit- und Erholungsnutzung“, sagt der Leiter der Domänenverwaltung, Conrad Ludewig. Da das Steinhuder Meer als Flachsee eine stetige Tendenz zur Verlandung aufweist, sei der vorhandene Schlamm grundsätzlich ein natürlicher Bestandteil des Meeres. Dabei werde jedoch die Schlammneubildung durch Nährstoffeinträge verstärkt. Wesentliches Problem vor Ort sei die sogenannte Treibmudde, also die sich in Bewegung befindlichen Schlammanteile. Seit Verschwinden der stabilisierenden Unterwasservegetation in den 1950-er Jahren lagert sich die Treibmudde insbesondere in strömungsberuhigten Bereichen ab und führt dort zeitweise zu erheblichen Problemen für die touristische Nutzung und den Stegbetrieb der Anlieger.
In der 2. Januarwoche 2024 wurde mit den Entschlammungsarbeiten am Nordufer mit dem Verlegen der Leitungen begonnen. Die Firma Schilder aus den Niederlanden hatte den Auftrag erhalten, im ersten Bauabschnitt rund 80.000 Kubikmeter Schlamm zu pumpen und in Großenheidorn einzuspülen. Bereits in den ersten Januartagen erfolgte die Baustelleneinrichtung im Polder Großenheidorn. In der 2. Februarwoche fanden die ersten Pumpversuche statt, die aufgrund eines Rohrleitungsdefekts vorübergehend unterbrochen werden mussten. Eine Woche später konnte dann eine erste Linie erfolgreich entschlammt werden.
In diesem Jahr setzt die Firma bei den Entschlammungsarbeiten auf innovative Technologie. Ein spezieller Elektrosaugbagger, der normalerweise im Kanalsystem von Amsterdam zum Einsatz kommt, wurde für die Arbeiten herangezogen. Der Saugbagger wird vollelektrisch betrieben, was eine deutlich geräuschärmere Entschlammung ermöglicht. Da die notwendige Stromversorgung am Steinhuder Meer noch nicht realisiert ist, wird der Bagger vorübergehend über einen leistungsstarken 600-kW-Generator mit Energie versorgt. Weiter bietet der Elektrosaugbagger den Vorteil eines höheren Drehmoments, was die Effizienz der Arbeiten steigere. Diese umweltfreundlichere Methode der Entschlammung unterstreiche das Bestreben, die notwendigen Arbeiten am Steinhuder Meer möglichst schonend für die Umwelt durchzuführen.
Parallel wurde die Ökologische Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM) mit einer ökologischen Baubegleitung beauftragt. Aufgabe ist es, während der Entschlammung die Einhaltung von Umweltauflagen und artenschutzrechtlichen Vorgaben zu kontrollieren. Da der Polder Großenheidorn durch den in diesem Jahr erfreulich guten Wasserstand des Steinhuder Meeres langsamer entwässert und die Schlammkonsolidierung verzögert abläuft, wurden die Entschlammungsarbeiten seit Anfang August im uferfernen Bereich vorläufig unterbrochen.
Bis Ende Juli waren am Nordufer bereits 115.000 Kubikmeter Schlamm entnommen. Eine Restentnahme am Nordufer von noch circa 60.000 Kubikmeter soll im zweiten Bauabschnitt nach erfolgter Freigabe durch den Naturschutz für den Bereich zeitnah erfolgen. Weitere Entnahmen sind im Bereich vor der Lütjen Deile geplant. Hier soll über eine Nachtragsbeauftragung eine Sandbank mit circa 35.000 Kubikmeter auf die Badeinsel in Steinhude umgespült werden. Erforderlich ist dies nach Absprache mit der Stadt Wunstorf vor allem, um die Ein-/Ausfahrt des Feuerwehrbootes zu gewährleisten und einen Auslass der städtischen Oberflächenentwässerung freizuräumen.