Sich saisonal und natürlich regional zu ernähren, ist vernünftig, gesund, dient dem Umweltschutz (Stichwort: Geringe CO2-Produktion durch kurze Lieferwege) und ist überhaupt der „Bringer“ in dieser schwierigen Zeit des Klimawandels. Wenn ich mich an meine eigene Jugend erinnere (jetzt wird mir einmal wieder bewusst, wie „uralt“ ich doch schon bin – zumindest aus Sicht einer heutigen Jugend), dann fallen mir dazu ganz besonders Spargel, Grünkohl, Rhabarber und Erdbeeren aus dem eigenen Garten ein. Meine jüngere Schwester und ich haben uns gegenseitig damit aufgezogen, dass bei einem von uns der Genuss von Spargel eine intensive Duftnote hinterließ, bei dem anderen nicht. Sie wissen schon, was ich meine und verzichte dazu auf die Erklärung aus dem Chemieunterricht. Frischen Spargel gab es bis zum 24. Juni, Rhabarber nur im Frühling, Erdbeeren im Sommer und Grünkohl im Winter. Eingemachtes lasse ich mal außen vor. Heute stehen nahezu alle Obst- und Gemüsesorten an 365 Tagen im Jahr zur Verfügung. Dank der Globalisierung der Lieferketten erreichen uns im Winter Erdbeeren aus Ägypten und Marokko, Spargel aus Peru und in den USA wird Grünkohl das ganze Jahr über frisch verkauft und gilt dort als „Superfood“.
Lebkuchen im September?
Ein ganz anderer Gedanke zum Thema „Saisonales Essen“ drängte sich mir auf, als mir kürzlich eine gute Freundin berichtete, wie sehr sie sich darüber aufrege, dass Lebkuchen bereits ab der 35. Kalenderwoche, also im September, verkauft würden. Lebkuchen gehörten in die Adventszeit und zu Weihnachten! Neugierig geworden, habe ich etwas recherchiert. Dominosteine und andere weihnachtstypische Süßigkeiten folgen dem Lebkuchen. Weihnachtsmänner und -frauen (!) stehen ab Oktober in den Regalen. Übrigens – Abteilung Thekenwissen – übriggebliebene Schoko-Weihnachtsmänner werden nicht eingeschmolzen und zu Osterhasen verarbeitet! Ganz allgemein kommen sie zu einem reduzierten Preis in den Handel oder werden gespendet. Zurück zu der „Lebkuchenbeschwerde“. Im Ort Frankenmuth in Michigan, USA, existiert seit 1945 der Welt größter Weihnachtsladen, an 361 Tagen geöffnet und von Deutschen gegründet. Hier gibt es Lebkuchen und Weihnachtsmänner auch zu Ostern und in den Sommerferien. 744 Kilometer von Stadthagen entfernt, etwa neun Stunden Fahrtzeit, liegt der Süd-Schwedische Ort Ullared mit dem größten Supermarkt der Welt. Auch hier gibt es alle Saisonprodukte das ganze Jahr über. Vielleicht hat sich ja schon einmal jemand aus unserem Landkreis auf die Reise gemacht? Zum Schluss oute ich mich nun selbst zum Lebkuchen.
Ich bin leider ein sogenannter „Schokoholic“
Ich liebe einfach Schokolade und mag sehr gern die dunklen Lebkuchen mit Schoko-Unterteil – bitte nicht die mit Oblate! Meine Frau weiß das natürlich, und so bekomme auch ich schon Mitte September die ersten Schoko-Lebkuchen, – in Maßen – der Figur geschuldet. Zu Ostern funktioniert dieses System für mich leider nicht, wenn es um Eierlikör-Ostereier geht. Seit vielen Jahren verzichte ich in der Fastenzeit unter anderem auf Süßigkeiten und damit sind Ostereier ab Aschermittwoch bis Ostern verboten. Ab Ende Januar liegen aber schon die ersten Ostersüßigkeiten in den Regalen und exakt ab dem Zeitpunkt kauft, lagert und versteckt meine Frau die Ostereier, damit ich am Ostersonntag aus diesem Füllhorn schöpfen kann. Jetzt bin ich in meiner heutigen Kolumne von gesunder saisonaler Ernährung mit allen guten Seiten zum „saisonalen“ Genuß von Süßigkeiten gekommen – und das nur, weil sich jemand über den frühen Verkauf von Lebkuchen beklagt hatte.
Eine schöne Adventszeit wünscht Ihnen
Ihr Axel Bergmann