Doch wie kam es zu dieser Situation? Zunächst einmal machte der längerfristige krankheitsbedingte Ausfall des ersten Vorsitzenden der Musikschule Reiner Wilharm es notwendig, nach einem Ersatz zu suchen. Diese Aufgabe wurde Bückeburgs Bürgermeister Axel Wohlgemuth übernommen.
Defizite erkannt
Im Vorfeld der Personalsuche machte sich Wohlgemuth daran, das bestehende strukturelle Defizit der Musikschule mit dem Ziel aufzuarbeiten, einem neu zu wählenden Vorsitzenden einen soliden und zukunftsfähigen Verein zu übergeben. Das hört sich im ersten Moment danach an, als habe der bisherige Vorsitzende nicht gut gewirtschaftet, dies ist jedoch nach Einschätzung Wohlgemuths so nicht korrekt.
Goldene Zeiten
Der Grund für die wirtschaftliche Schieflage der Musikschule liegt nach Aussage der Geschäftsführung und Axel Wohlgemuth, der mittlerweile am 2. Dezember selbst zum ersten Vorsitzenden des Vereins gewählt wurde, vielmehr in der frühen Vergangenheit, quasi in den „Goldenen Zeiten“. Alte Verträge nach Bundesangestellten-Tarifvertrag (BAT) und weitere Versorgungsleistungen belasteten in den letzten Jahren die Deckungsbeiträge enorm und machten die Musikschule im Vergleich zu anderen Anbietern zu einem Verein mit relativ hohen Arbeitnehmerleistungen. Dazu kommt noch die Immobilie in der Georgstraße 7, in der bereits Generationen Klavier, Geige, Schlagzeug & Co. gelernt haben. „Im Gegensatz zu vielen anderen Musikschulen haben wir hier in Bückeburg ein eigenes Haus mit hervorragenden Voraussetzungen für den Unterricht. Der Vorteil dieses zentralen Hauses ist jedoch kostentechnisch oftmals auch ein Nachteil. So muss dieses natürlich auch unterhalten werden, was nicht immer ganz günstig ist“, so Manolis Stagakis, der seit 2019 den Posten des Musikschulen-Leiters innehat.
Was für die einen gut ist…
…ist für die anderen eher zum Nachteil. Die relativ hohen Gehälter und zusätzliche Leistungen machten die Musikschule in der Vergangenheit zu einem attraktiven Arbeitgeber. Dies hatte jedoch Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis. Mittlerweile sind die „teuren Verträge“ herausgewachsen. Um zu konsolidieren wurde laut Aussage Wohlgemuths der Lohn das letzte Mal 2015 erhöht. Weitere Zusatzzahlungen wie Urlaubs und Weihnachtsgeld gibt es seitdem nicht.
Wettbewerbsfähigkeit ist in Gefahr
Auf der einen Seite eilt der Bückeburger Musikschule ein sehr guter Ruf voraus, der sicherlich auch für die Lehrenden eine Art Reputation bedeutet. „Aktuell liegen wir mit den Gehältern rund 20 Prozent unter denen anderer Musikschulen.“ beschreibt Axel Wohlgemuth die Problematik. „Aus diesem Grund werden wir zum 1. Februar kommenden Jahres voraussichtlich eine Erhöhung von zehn Prozent umsetzen und liegen dann nur noch zehn Prozent unter dem Durchschnitt“ so Wohlgemuth weiter. „Wenn wir an dieser Stelle sparen und diesen Gehaltsschritt nicht umsetzten, laufen wir Gefahr, dass uns Fachkräfte abgeworben werden und sich somit die Lage weiter verschlechtert“, begründet er die schwierige Entscheidung und belegt damit gleichzeitig, dass er hier eine gut überlegte und wohldosierte Anpassung an das Gehaltsniveau vorgenommen hat.
Rückendeckung vom Landkreis
Diese Vorgehensweise stößt übrigens auch auf die Zustimmung des Landrats, mit dem Wohlgemuth diesbezüglich im Austausch steht. „Auch der Landkreis möchte seinen Teil zum Erhalt der Märchensänger beitragen“, berichtet der frisch gewählte Vorsitzende und sieht darin die Bestätigung, dass der starke Einsatz Bückeburgs für den Erhalt richtig ist.
Keine Zukunftsmusik
Seit dem 7. Dezember ist es Fakt: Um das Unternehmen Musikschule zukünftig wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen, wurde zum einen in der letzten Finanzausschusssitzung des Bückeburger Rates eine finanzielle Unterstützung für das kommende Jahr in Höhe von 160.000 Euro (130.000 Euro Zuschuss plus 30.000 Euro Defizitausgleich beschlossen. Zuvor wurde der Zuschuss kontrovers diskutiert. SPD und Freie Wähler stimmten dagegen, wurden jedoch von der Jamaika Mehrheitsgruppe überstimmt. In den vergangenen Jahren lagen die Zuschussbeträge bei 115.000 Euro (seit 2016). Der Landkreis wird in identischer Form unterstützen.
Zum anderen wird die Musikschule ab dem 1. Februar 2024 die Beiträge um 15 Prozent erhöhen. Dies wurde bereits kommuniziert und ist auch auf den Internetseiten des Vereins nachzulesen. Kündigungen seitens der Schülerschaft blieben in diesem Zusammengang bislang eher die Ausnahme. Im Vergleich zu anderen Musikschulen befinden sich die Schaumburger Märchensänger nach der Erhöhung im gesunden oberen Drittel.