Zumindest die älteren unter unseren Lesern, aber auch viele junge Menschen, können sich sicherlich noch an den gelben Aufkleber mit der lachenden Sonne erinnern. Erfunden hat ihn die dänische Anti-Atom-Aktivistin Anne Lund 1975. Er wurde das Symbol der Anti-Atomkraft-Bewegung, die ab 1979 bis in die 1990er Jahre Protestaktionen organisierte. Wyhl, Brockdorf, Grohnde, vor allem aber Gorleben, waren in aller Munde. Zumindest ein Gutes hat diese Zeit hervorgebracht – die Keimzelle der „Grünen Bewegung“. „Für was brauche ich Atomkraftwerke, bei mir kommt der Strom aus der Steckdose.“ Mit diesem Spruch eines unbekannten Erfinders, wurde das Kernkraftproblem quasi lächerlich gemacht – zu Unrecht, wie wir heute wissen. Was wir heute aber auch wissen, ist, dass sich neben der kriegsbedingten Gaskrise auch eine Stromkrise entwickelt hat. Ich gebe zu, so richtig verstanden habe ich immer noch nicht, warum das so ist. Daran ändert auch die Erklärung der „Merit-Order“ durch den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nichts. Anders als beim Gas, wird immer noch genügend Strom produziert und es dürfte eigentlich keine Mangelsituation entstehen. Trotzdem schießt der KW-Preis in astronomische Höhen. Steckt möglicherweise Profitgier der Strom-Multis dahinter? Dabei erträgt der Anteil der Gasverstromung lediglich 15 %. Wenn man die drei Atomkraftwerke, für die es noch eine Betriebserlaubnis bis zum Jahresende gibt, zeitlich begrenzt über 2022 hinaus betreiben würde, könnten 11 % - soviel macht der Atomstrom aus – ersetzt werden. Knapp 50 Prozent Strom entstehen bereits durch erneuerbare Energien aus Sonne, Wind und Wasser. Apropos Wind – in Niedersachsen wurden 2021 fast 12.000 Megawatt Strom aus Windenergieanlagen (WEA) gewonnen – in Bayern mickrige 2.500! Der bayerische Ministerpräsident Söder fordert aber in Richtung Niedersachsen, das „Fracking“ voranzutreiben – die Gasförderung, bei der mittels Chemikalien Schieferschichten aufgebrochen und das gelöste Gas gefördert werden kann. Damit schaffen wir nach dem Atommüllproblem das nächste ungelöste Umweltproblem – die Grundwasservergiftung durch Chemikalien. Interessierte suchen einmal nach „Brennendes Wasser aus Wasserhähnen“ (Experten halten die Warnungen übrigens für maßlos übertrieben). Ach ja – die Windräder – das Windrad einer Genossenschaft in Schaumburg stand 22 Monate still, womit ungefähr 100.000 Kilowatt Strom verloren gingen. Den Grund für den Stillstand schaffte eine Umweltschutzorganisation – nicht etwa, weil geschützte Tiere wie die Gelbbauchunke oder der Rotmilan gefährdet waren, sondern wegen eines Formfehlers. Wohlgemerkt, auch ich unterstütze den Umweltschutz. „Wir haben die Erde nicht von unseren Eltern geerbt, sondern von unseren Kindern geliehen“ (Indianische Weisheit) - aber irgendwoher muss unser Strom schon kommen. :“… bei mir kommt der Strom aus der Steckdose…“. Übrigens, für den Bau von Windrädern wird jede Menge Kunststoff benötigt – der besteht aus Rohölprodukten, die Türme sind aus Stahlbeton und das Material muss mit vielen LKW-Ladungen angefahren werden. Sollen WEA nun auch verboten werden? Photovoltaik und solarthermische Energie sind ohne Lithium undenkbar. Man schaue sich einmal die Küsten der Förderländer in Südamerika an - für Jahrhunderte unbewohnbar und verseucht. Soll Photovoltaik ebenfalls verboten werden? Bevor wir tatsächlich Energie gewinnen und verbrauchen können, die ohne schädigende Umwelteinflüsse gelingt, wird es noch Jahrzehnte dauern. Bis dahin müssen wir uns mit Kompromissen behelfen. Der Krieg in der Ukraine hat uns das Energieproblem jetzt ganz deutlich vor Augen geführt. Hoffentlich führt das zumindest zu nachhaltigem Umdenken und wir kehren nicht irgendwann zurück in unser „Wolkenkuckucksheim“. Ihr Axel Bergmann