Im öffentlichen Teil der Ortsratssitzung hat das Thema Renaturierung der Südaue am Mittwoch keine Rolle gespielt. Das enttäuschte wiederum einige Anlieger, die deshalb gekommen waren. Sie verließen kurz nach Sitzungsbeginn den Ratssaal wieder. Im nichtöffentlichen Teil soll es aber einen Tagesordnungspunkt zum Thema gegeben haben.
Bereits am Dienstag hatte der Arbeitskreis „Alte Südaue” sein Konzept „Grüne Lunge” vorgestellt. Die Ideensammlung unter dem Stichwort „Stadt zwischen den Auen” war nicht neu. Zentrale Punkte sind die Schaffung von Naherholungsbereichen, der Erhalt der Artenvielfalt und die Bewahrung des historischen Grüngürtels. Dadurch könne auch eine Belebung der Innenstadt erzielt werden, so Sprecher Friedhelm Selke. Er sprach über den Ausbau von Fahrradwegen und unterschiedliche Bereiche der Nutzung. So seien Flächen mit Spiel- und Bewegungsgeräten ebenso denkbar, wie Plätze für Erholung, Ruhe und Naturerlebnis. ”Das ist nur eine Frage des Willens”, so Selke. Was Verbesserungen anbelangt, habe die Südaue noch Potenzial. Bürgermeister Carsten Piellusch sieht in den Ideen viele Anknüpfungspunkte zum Konzept der blau-grünen Innenstadt aus dem städtebaulichen Entwicklungskonzept.
Die Parteien sollten sich daher zusammentun und einen gemeinsamen Beschluss fassen, so der Appell des Arbeitskreises. Doch da hakt es offensichtlich noch. So werfen die Grünen dem Ortsbürgermeister von der SPD, Thomas Silbermann, einen Alleingang vor. Anne Dalig sprach mit Blick auf eine Initiative von ihm und Vertretern aus SPD und CDU im Stadtrat von einem Vorpreschen und kritisierte zudem die mangelhafte interfraktionelle Zusammenarbeit. Die stellvertretende Ortsbürgermeisterin Ulrike Hansing (CDU) wiederum trat im Gespräch mit dem Stadtanzeiger dem Eindruck entgegen, dass die Politik bislang nichts getan habe. Vielmehr gebe es eine Vielzahl an Interessen, die es zu berücksichtigen und abzuwägen gilt. Auch Ortsbürgermeister Thomas Silbermann wies darauf hin. ”Wir werden Kompromisse machen müssen.”
Kommentar: Grundkonflikte sind noch ungelöst
Es ist Bewegung in die Frage gekommen, was mit dem Grünzug entlang der Alten Südaue in der Kernstadt geschehen soll. Das ist gut, auch weil die Positionen gar nicht mehr so weit auseinander liegen. So wollen alle mehr Ökologie wagen. Doch schaut man genauer hin, sind die Grundkonflikte nicht gelöst.
Da wäre an erster Stelle die Finanzierung. Im städtischen Haushalt dürften für Renaturierung, Landschaftsbau, neue Rad- und Fußwege sowie eine großzügige Flächengestaltung und die Verbreiterung der Amtsstraße keine Mittel zur Verfügung stehen. Ob wie angekündigt Fördergelder eingeworben werden können, muss eine Prüfung erst noch ergeben. Und selbst wenn es gelingt, ist in der Regel ein kommunaler Eigenanteil zu erbringen. Daher gab es ja überhaupt die Idee, durch eine teilweise Verwertung von Flächen Gelder in die klammen Kassen zu spülen. Doch das ist jetzt vom Tisch.
Der Ortsrat Wunstorf hatte sich auf Druck der Öffentlichkeit bereits festgelegt, den Jahnplatz nicht zu bebauen. Ob dieser Beschluss aber haltbar ist, wird sich noch aus einem ganz anderen Grund zeigen müssen. Der Ortsbürgermeister deutete bereits an, dass es viele Interessen gibt, die man berücksichtigen müsse. Er hatte dabei auch den Wunsch der Feuerwehr genannt, die beim Neubau ihres Standortes den Jahnplatz bislang favorisiert. Was, wenn wie gefordert, eine neutrale und gutachterliche Prüfung ergibt, dass genau dort der richtige Platz ist? Zu Recht weist die Feuerwehr auf die Berücksichtigung ihrer Belange hin. Sie sollten in der öffentlichen Diskussion mehr Gewicht erhalten.