Innerliche Zerrissenheit – dieses Stichwort fällt sowohl dann, wenn es um die „Winterreise” von Franz Schubert geht, die der nach Texten von Wilhelm Müller vertonte, als auch bei Georg Büchners Buch „Lenz”. Eine Reise – sowohl physisch als auch durch die eigene Seele – ist beidem ebenso eigen. Was sie dann noch verbindet ist ihre Entstehungszeit – nämlich in jenen Jahren, die der Epoche der Romantik zugeordnet werden. So ist es zustande gekommen, dass der Förderverein der historischen Kuranlage sich zum Auftakt seiner winterlichen Veranstaltungen das Programm „Lenz auf Winterreise” ausgesucht hat, das Hannelore Hoger gemeinsam mit der Sängerin Felicitas Breest und dem Pianisten Siegfried Gerlich entwickelt hat: Hoger aus dem „Lenz” lesend, Breest Schuberts Reigen singend und begleitet dabei von Gerlich am Flügel. Diese Kombination und nicht zuletzt wohl der prominente Gast Hoger ließen den Saal inklusive des letzten Platzes gefüllt sein. Unzweifelhaft an diesem Abend sind die Klarheit und Schönheit des Gesanges von Breest und das Piano-Spiel von Gerlich gewesen. Die markante Stimme Hogers hätten sich manche Zuschauer allerdings häufiger zu hören gewünscht. Wenngleich die Themen – Schubert/Müller und Büchner – fein zueinander passten, so ist die Erwartungshaltung derjenigen, die jenem Lenz in seiner Seelenqual näherkommen wollten, leicht enttäuscht worden. Ein wenig fehlte stets, um den Inhalt in seiner Gänze und Schwermütigkeit zu begreifen. Aber auch so war der Abend bezaubernd schön. Das Winterforum in der „Romantik Bad Rehburg” geht weiter am Sonntag, 10. November, 16 Uhr, mit einem Schattenfigurentheater, das ein Märchen aus Bad Rehburg erzählt. Danach folgt am Sonnabend, 23. November, 19.30 Uhr, eine Lesung von Ulla Lachauer aus ihrem Buch „Paradiesstraße”. Foto: jan