Auf Einladung des Martin Luther Bundes feierte die Kirchengemeinde Bergkirchen am Vorabend des Reformationstages einen Gottesdienst, der mit der Pflanzung eines Luther-Baumes feierlich endete. Als Gast stellte Pastor Josef Kalkusch in seiner launigen Predigt die provokante Frage: „Was ist eigentlich evangelisch?” und traf damit sichtlich einen empfindlichen Nerv der Gottesdienstbesucher, ist die Antwort doch nicht ganz einfach. „Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht”, so Paulus’ Bekenntnis an die Römer, und wir? Über alles wird öffentlich diskutiert und medienwirksam „getalkt”, egal ob es sich um Ehekrisen oder Sex and Crime handelt, nur über unseren persönlichen Glauben legen wir verschämt das Tuch des Schweigens. Die Kirche sei kein Museum, so Kalkusch, sondern Ort der Verkündung für das, wozu sich Christen bekennen. Er äußerte die Befürchtung, unsere Seele werde heimatlos angesichts der wachsenden Konkurrenz durch „Patchwork-Christentum”, gemixt aus ein bisschen Christsein, ein wenig Buddhismus, ein Stück Esoterik. Und während Halloween als aus den USA zurück geschwappter Kürbis-Zirkus längst Statusqualität erlangt hat, wird der Reformationstag für viele zweitrangig. „Zeigt euch”, riet Kalkusch den Besuchern des Gottesdienstes, „denn ihr habt etwas zu sagen.” Den Anstoß für die anschließende Baumpflanzung erhielt Pastor Reinhard Zoske durch einen Hinweis auf die historische Luther-Ulme in Worms, die im 16. Jahrhundert gepflanzt worden sein soll und bis 1948 Blätter getrieben hat. Noch heute erinnert der Baumtorso in Pfiffligheim an diesen ehemals 30 Meter hohen Riesen, unter dem Luther 1521 während seines Aufenthalts in Worms gepredigt haben soll. „Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen…,” zitierte Zoske den ersten Psalm, „der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit.”
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