Vorboten eines Konflikts? | Wunstorfer-Stadtanzeiger

12.05.2024 13:01

Vorboten eines Konflikts?

Eine Bildmontage: Ein Auto ragt zur Hälfte aus der Verkehrsinse. (Repro: Lasse Schlegel)
Eine Bildmontage: Ein Auto ragt zur Hälfte aus der Verkehrsinse. (Repro: Lasse Schlegel)
Eine Bildmontage: Ein Auto ragt zur Hälfte aus der Verkehrsinse. (Repro: Lasse Schlegel)
Eine Bildmontage: Ein Auto ragt zur Hälfte aus der Verkehrsinse. (Repro: Lasse Schlegel)
Eine Bildmontage: Ein Auto ragt zur Hälfte aus der Verkehrsinse. (Repro: Lasse Schlegel)

Mit einer Kunstaktion entlang der Barnestraße soll auf eine Zukunftswerkstatt und anstehende Workshops zur Mobilitätswende aufmerksam gemacht werden. Die Installationen sollen vor der Ratssitzung am 15. Mai aufgestellt werden. Sie werden als Vorboten der Verkehrswende beschrieben, sorgen aber schon jetzt für kontroverse Diskussionen.

Unter den Ausstellungsstücken befindet sich unter anderem ein halbes Auto, das auf der Verkehrsinsel an der Kreuzung Am Hasenpfahl aus dem Boden ragt. Damit soll an die Schulwegsicherheit erinnert werden und daran, dass Autos oftmals die Sicht von Kindern einschränken. Das Kunstobjekt ist sich seiner Größe bewusst und versucht sich so klein wie möglich zu machen, so der beauftragte Künstler Lasse Schlegel in seinem Konzept.

Ein gänzlich begrüntes Fahrzeug soll in Höhe des ehemaligen Seniorenzentrums aufgestellt werden und darauf aufmerksam machen, dass man Parkplätze auch als verdrängte Baumstandorte betrachtet könne. ”Wo ein Parkplatz ist, kann keine Grünfläche sein”, so Schlegel. Dieser zweite Vorbote fühle sich daher verant­wortlich, mehr Natur ins Quartier zu bringen.

Die dritte Installation ist ein Doppeldecker am südlichen Ende der Barnestraße an der Ecke Paul-Moor-Weg, der als Haltestelle konzipiert sinnbildlich für die gemeinsame Fortbewegung stehen soll. Die Nutzung des ÖPNV sei effizient, ressourcenschonend und nehme weniger Platz in Anspruch, so die Botschaft hinter dem Kunstwerk. ”Unsere dritten Vorboten sind bereit doppelt so viele Menschen zu transportieren”, heißt es zur Erklärung.

Man ist sich der plakativen Wirkung bewusst. ”Im besten Fall regen unsere Vorboten zum Nachdenken an und entfalten kreatives Potenzial. Sie werden zum Denkanstoß für Themen, die die Anwohner bewegen. Im schlechtesten Fall machen sie „nur” auf das BarneLAB aufmerksam und sorgen für eine rege Beteiligung”, so Schlegel. Bislang sorgt die Ankündigung allerdings eher für Kopfschütteln. Denn hinter der Aktion und der anstehenden Zukunftswerkstatt im Juni steht der Auftrag, nach Lösungen zu suchen, wie der ruhende Verkehr in der Barnestraße und im gesamten Barneviertel minimiert werden könnte. Das weckt Ängste und Ablehnung, weil befürchtet wird, dass da ein Ergebnis schon festzustehen scheint und zwar, dass Parkplätze wegfallen könnten oder an Orte verlegt werden sollen, die für Anlieger nicht mehr zumutbar sind.

Das BarneLab soll vom 10. bis 12. Juni stattfinden und wird als gemeinsamer Beteiligungsprozesses zur Verbesserung der Aufenthalts- und Lebensqualität unter Berücksichtigung der Verkehrswende im Barneviertel beschrieben. Die Diskussion soll also ergebnisoffen geführt werden, wird aber begleitet von weiteren Überlegungen und Ergebnissen, die sich beispielsweise aus dem Fußverkehrs-Check, den Umbauplänen von Schulstandort und Hallenbad oder einem Verkehrsgutachten ergeben, das allerdings noch in Arbeit ist.

Gerade weil das Thema besonders emotional behaftet ist, sollen die Installationen dazu beitragen, den Diskurs zu entschärfen, indem bestehende Probleme durch zugespitzte Projektion sichtbar gemacht werden. Die Betrachter sollen also darüber „stolpern“. Allerdings stellt sich auch die Frage der Sicherheit. So merkten Mitglieder es Bauausschusses an, dass gerade so ein Doppeldeckerfahrzeug zum Klettern einlade. Für die Stadt entstehen durch die Aktion keine Kosten. Sie hatte sich unter dem Begriff „Leuchtturmkommune” um Projekte zur Verkehrswende beworben und den Zuschlag erhalten. Bürgerbeteiligungsprozess und Kunstaktion gehören dazu wie auch die Podiumsdiskussion mit Katja Diehl im März.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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