Im Oktober 1974 wurde der Naturpark Steinhuder Meer gegründet, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert. Dass es mit dem Ausweisen von Natur- und Landschaftsgebieten aber nicht getan ist, wird ganz schnell deutlich im Gespräch dieser Zeitung mit Doreen Juffa, Geschäftsführerin des Naturparks, und Heinrich Grages, früher Region Hannover. Ein Naturpark braucht vor allem auch Infrastruktur, um den Besuchern die Natur näher zu bringen.
Noch heute schwärmt Heinrich Grages von der Idee, einen Rundweg rund um das Steinhuder Meer anzulegen. Denn in seinen Augen ist es äußerst wichtig, dass die Natur für Menschen erlebbar bleibt und findet es erschreckend, wie wenig sich Kinder heute in der Natur bewegen. Für Abhilfe kann da der rund 32 Kilometer lange und vielfach genutzte Rundweg sorgen. Er führt durch Wiesen, Moore und historische Ortschaften. Auf Aussichtsplattformen, Türmen und Stegen kann man die Natur erkunden oder einfach die Ruhe genießen. In die Richtung Natur erleben und verstehen zielt das Projekt: Naturpark-Schulen, auf das Doreen Juffa hinweist. Zielgruppe sind hier Grundschulkinder, denen man die Natur in Zusammenarbeit mit dem Naturpark näher bringen möchte. Allerdings hätte es ohne die Einbindung des Vogeldamms nie einen Rundweg gegeben, wie Grages erläutert.
Der 3,7 Kilometer lange Vogeldamm ist eine alte Trasse, die, mitten durch das Moor führend, seit Jahrhunderten genutzt wird. Früher wurde er als Wirtschafts- und Handelsweg genutzt. So diente er als Abfuhrweg für den rechts und links des Weges abgestochenen Torf (Handtorfstich). Für die Vogelhändler aus der Umgebung war er die kürzeste Verbindung nach Steinhude und von dort weiter zum Hof nach Hannover. Heute hat er sich vom Vogeltransportweg zum Vogelbeobachtungsweg gemausert.
Heute sind die Region Hannover und die Stadt Wunstorf Eigentümer des Vogeldamms. Nur die Umwandlung in öffentliches Eigentum machte den Weg frei, diese Trasse als Wanderweg auszuweisen und letztendlich den Rundweg zu realisieren. Geholfen hat dabei auch die gute und bis heute enge Zusammenarbeit mit der Stadt Wunstorf, wie Grages betont. Allerdings musste der Vogeldamm zunächst saniert werden. Früher wurden Dämme vielfach als Knüppeldamm gebaut. Bei der Sanierung wurde Vlies genutzt. Der Vogeldamm wurde mit dieser Maßnahme neu gegründet, so Grages. Seit 2012 ist der Vogeldamm so ausgebaut, dass er dauerhaft genutzt werden kann.
Heute führt der Moorerlebnispfad über den Vogeldamm zu verschiedenen Stationen im Naturschutzgebiet Totes Moor. Um sich im Moor bewegen zu können, muss man es lesen können, so Grages. Und so informieren die Tafeln und QR-Codes entlang des Pfades vielfältig über die Besonderheiten im Moor, den Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Moor und die frühere Nutzung des Moores. Dank des Vogeldamms gelangen die Besucher heute sicher und umweltschonend durch eine der spannendsten Naturlandschaften der Region.