Darum gehört zur weihnachtlichen Zeit die wunderbare Friedenszusage des Propheten Jesaja, die das Ende aller Schrecken verspricht und uns das Grauen der Gewalt mit dem Bild vom dröhnenden Stiefeltritt, vom bluttriefenden Mantel zugleich so eindrücklich vor Augen führt.
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell ... Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn daher geht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.“ Jesaja 9,1.4-6
Über wie viele Menschenleben wurde so hinweggetrampelt! - Vielleicht meinen wir, das Dröhnen der Stiefel heute nur noch von fern zu hören als Erinnerung an dunkle Zeiten in Deutschland. Vor ein paar Tagen habe ich den Brief eines Deutschen Offiziers in den Händen gehalten. In ihm teilt er meiner Oma mit, dass ihr Mann in Russland vermisst wird und höchstwahrscheinlich tot sei. Sie hat ihn nie wiedergesehen. Das Dröhnen der Kriege von heute dringt nicht unmittelbar an unser Ohr. Die Blutspur, die sie ziehen, kennen wir nur aus dem Fernsehen und verbinden sie mit dem Wahn von Andersgläubigen, sei es politisch oder religiös. Aber das Gedröhn der Macht, die sich um Menschenleben nicht kümmert, muss wohl nicht immer wie Stiefeltritt klingen. Es ist in jeder Tonlage zu vernehmen, die sich selbst über alles setzt. Ist es nicht auch der Drang zu hemmungsloser Bereicherung, der unsere Welt friedlos macht?
Wenn wir mit dem Licht von Bethlehem im Herzen nach dem Weg des Friedens suchen, gilt es, jedem aufdringlichen Gedröhn zu misstrauen und all den Stimmen, die Angst verbreiten wollen.
Diesem Licht von Bethlehem sind unserer Tradition zu Epiphanias nach, die Könige aus dem Morgenland, Caspar, Melchior und Balthasar gefolgt. Doch nicht mit Pomp und großem Gehabe kommen diese Könige daher. Behutsam knien sie vor dem Kind nieder. Denn sie erkennen: Das Kind in der Krippe ist der Herr der Welt, der König alle Könige. Und sie spüren: dieser Herr ist wahrhaft erhaben, aber nicht überheblich. Dieser König ist wirklich majestätisch, aber nicht prahlerisch. Seine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Das erfüllt die Gäste an der Krippe mit einem starken Gefühl von warmer, friedvoller Menschlichkeit. Jesus Christus, der König der Welt, lässt sie Gott als aufrichtende Kraft erleben, als die Quelle für Erfahrungen von Lebenssinn, als den Ort des Glücks ohne Selbstbetrug. Als derjenige, der gibt und nicht nimmt.