Es gibt immer wieder Dinge, die uns an unsere Grenzen stoßen lassen. Das kann der Verlust eines geliebten Menschen, daraus resultierende Trauer und Einsamkeit oder eine niederschmetternde medizinische Diagnose sein. So unterschiedlich die Betroffenen auch darauf reagieren mögen, ein vertrauensvoller Gesprächskreis in einem geschützten Raum ist dann für viele ein Ausblick aus der Tristesse des Alltags.
Viele Menschen wünschen sich, in ihrer vertrauten Umgebung bis zuletzt leben und sterben zu können. Um diesem Wunsch Rechnung zu tragen, wurde der Ambulante Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst DASEIN im evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf mit Anlaufstellen in Wunstorf und Neustadt gegründet. Aktuell sind drei Koordinatorinnen die ersten Ansprechpartnerinnen für Menschen, die Unterstützung benötigen. Sie machen den Erstbesuch bevor die insgesamt 60 Ehrenamtlichen – Frauen und Männer – bei DASEIN zum Einsatz kommen.
„Wir begleiten nicht ins Leben, sondern zum letzten Abschnitt“, so Koordinatorin Sabine Behm im Gespräch mit dieser Zeitung. „Es gibt ein tolles Team, das auffängt, auch bei Grenzsituationen“, erläutert Gianna Grams – ebenfalls Koordinatorin – ergänzend. Außerdem gibt es sowohl für ehrenamtliche als auch hauptamtliche Kräfte Supervisionen, um mit dieser, oft auch seelischen, Belastung umgehen zu können. Einmal im Jahr gibt es eine mehrtägige Fahrt, zum Beispiel ins Kloster Loccum, wo auch Grenzthemen wie Sterbehilfe diskutiert werden. Zum kostenlosen Angebot von DASEIN gehören neben Beratung und Unterstützung auch Vorträge und ein einmal monatlich stattfindendes Hospizfrühstück.
Seit 20 Jahren findet im Gemeindehaus der Stiftskirche an jedem 4. Mittwoch im Monat ein Frühstück statt. Rund 22 Teilnehmer hat die Frühstücksrunde zur Zeit. Manche der ersten Teilnehmer sind im Laufe der Zeit verstorben, an Demenz erkrankt oder ins Seniorenheim gekommen, beschreibt Christel Albrecht, die 2004 das Frühstück ins Leben gerufen hat, die muntere Runde. Die meisten Teilnehmer sind verwitwet und alleine. Für viele ist es der einzige Tag im Monat, an dem sie in Gesellschaft frühstücken. Neben dem Austausch über Alltägliches, sind hier auch schon Freundschaften entstanden.
Es geht aber nicht nur um das gemeinsame Frühstücken, sondern auch um spezielle Themen, die der Kreis bei jedem Treffen für das kommende Frühstück festlegt. Dabei entstehen sehr tiefe und persönliche Gespräche, wie Albrecht berichtet. Viele sprechen in diesem geschützten, vertrauens- und respektvollen Rahmen über Dinge, die sie bisher niemandem anvertraut haben. Auch ist das Thema „Trauer“ hier auch noch nach zehn Jahren ein Thema, wenn andere, zum Beispiel in der Familie oder Bekanntenkreis, bereits abwinken. Oft drehen sich die Themen um Sehnsucht, Scham, Demenz, Sinn meines Lebens oder Mitgefühl und Mitleid, wie Albrecht, die auch nach 20 Jahren noch nicht ans Aufhören denkt, berichtet. Unterstützt wird sie aktuell bei den Frühstücksvorbereitungen von Elvira Lühmann, die ebenso wie Albrecht für ihr Engagement an diesem Mittwoch im März geehrt wurde.