Eine Sammlung alter Porträts auf dem Dachboden knüpfte die Verbindung zwischen dem Hamburger Rechtsanwalt Helmut Stange und Meissner. Ein Bruder seines UrUrgroßvaters hatte als Göttinger Jurastudent Porträtzeichnungen angefertigt. Stange stellte bei seinen Recherchen fest, dass jener Jurastudent wiederum ein Neffe von Wilhelm Meissner war. Meissner hinterließ sowohl in Holstein wie auch in Schaumburg Spuren seiner Tätigkeit.
1794 suchte die in Schaumburg-Lippe für ihren unmündigen Sohn Georg Wilhelm regierende Fürstin Juliane einen Nachfolger für den verstorbenen Landbaumeister Vagedes. Der in Dresden ausgebildete Meissner übernahm 1796 die gut bezahlte Stelle in Bückeburg. Es gab viel zu tun für ihn im Kleinstaat: Seine Aufgabe war die Planung und Bauleitung sämtlicher „herrschaftlicher“ Bauten in Schaumburg-Lippe. Dies reichte von Scheunen und Brücken bis zu weit größeren Projekten. Vieles verwirklichte er in enger Abstimmung mit Fürstin Juliane. So vollendete Meissner die Schloss- und Gartenbauten in Hagenburg und der Klus und legte Einrichtungs- und Möbelentwürfe vor. Erste Planungen zum neu einzurichtenden Heilbad in Eilsen wurden erst lange nach dem Tod der Fürstin von Meissner verwirklicht. Allerdings sind heute in Schaumburg nur noch wenige Originalbauten erhalten, vor allem das Mausoleum der Fürstin Juliane im Schaumburger Wald.
Der Autor des Buches Helmut Stange arbeitete als Rechtsanwalt lange mit den Schwerpunkten See- und Arbeitsrecht in einer Hamburger Anwaltskanzlei. Im Ruhestand wandte er sich seinen kultur-, kunst- und regionalgeschichtlichen Interessen zu. In der nun erschienenen Biografie wird Meissners Leben dargestellt, besonders seine sehr produktive Zeit in Schaumburg, aber auch seine Ausbildung und sein späteres Wirken als Hofbaumeister, freier Architekt und Schriftsteller in Eutin. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Auswertung der Zeichnungen Meissners.
Für den Göttinger Wallstein Verlag, so die Lektorin Carolin Brodehl, sind die Themen der Schaumburger Geschichte von großem Interesse und auch überregional nachgefragt. Der Band erscheint in der Reihe „Schaumburger Beiträge“ der Historischen Arbeitsgemeinschaft für Schaumburg, herausgegeben von Dr. Stefan Brüdermann, dem Leiter der Abteilung Bückeburg des Niedersächsischen Landesarchivs. Ermöglicht wurde die Publikation durch die finanzielle Förderung der Schaumburger Landschaft, der VGH Stiftung und der Stiftung Sparkasse Schaumburg. PD Dr. Lu Seegers, Geschäftsführerin der Schaumburger Landschaft, hob die lokalgeschichtliche Begeisterung hervor, mit der historische Bücher in Schaumburg wahrgenommen würden. Jörg Nitsche, Leiter der Unternehmenskommunikation der Sparkasse Schaumburg, freute sich über die Gelegenheit, ein wissenschaftliches Projekt für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen. Foto: privat