Eigentlich zeichnen sich die Natur- und Artenschützer des NABU Rinteln für den Erhalt natürlicher Lebensräume und deren Pflanzen und Tiere aus, doch beim Jakobskreuzkraut müssen auch sie einsehen: „Das muss zum Teil weg!” Besonders auf den Weideflächen ist das Kraut eine echte Geißel, denn die Galloways, Esel und Ziegen, die das Kraut fressen, können dadurch erkranken und schlimmstenfalls sogar durch Vergiftung sterben. Deshalb waren jetzt auch Freiwillige des NABU unterwegs, um die Weideflächen von den Blütenständen des Jakobskreuzkrautes – oder botanisch „senecio jacobaea” – zu befreien. Sechs große Säcke kamen so zusammen, eine Menge, die in ihrer Giftigkeit gleich für mehrere Tiere ausgereicht hätte. Denn, so ergab eine Studie des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, bei Pferden reichen etwa 40 bis 80 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht für eine tödliche Dosis, bei Rindern sind es etwa 140 Gramm pro Kilogramm und bei Schafen und Ziegen liegt die Dosis mit etwa zwei Kilogramm Pflanzenmaterial pro Kilogramm Körpergewicht erheblich höher. Während die Tiere häufig die Frischpflanzen aufgrund ihres bitteren Geschmacks meiden, ist die Gefahr bei Heu erheblich größer, denn dann verliert das Jakobskreuzkraut die Bitterstoffe, nicht jedoch die Giftstoffe. Der Vorsitzende des NABU Rinteln, Dr. Nick Büscher, dazu: „Bei dem Jakobskreuzkraut handelt es sich um eine heimische Pflanze, die ihre Daseinsberechtigung hat, jedoch auf Weideflächen zu Problemen führen kann, denn die Alkaloide, die sich in der Pflanze befinden, sind für Weidetiere je nach verzehrter Menge gesundheitsschädlich, da diese sich in der Leber anreichern und auf die Dauer tödlich sein können.” Dabei gibt es Möglichkeiten zum Eindämmen der Pflanzen durch abwechselnd Mahd und Weidehaltung, doch bei den Weideflächen in der Auenlandschaft, die ausschließlich extensiv beweidet werden, um Lebensräume für eine Vielzahl an Insekten dank der blütenreichen Wiesen und für Vögel wie Wiesenpieper und Turmfalke sowie Amphibien und Reptilien zu erhalten, ist daher Handarbeit angesagt. Und die hat sich bereits bewährt. Nachdem im vergangenen Jahr, als große Teppiche des Jakobskreuzkrautes die Wiesen säumten, bereits per Hand das Kraut entfernt wurde, haben sich die Bestände drastisch reduziert. Und nicht nur der NABU hat Probleme mit dem Giftkraut. Auch an Straßenrändern ist das Kraut massiv zu finden. Wissenschaftler haben in den Niederlanden herausgefunden, dass in tierischen Produkten nur selten (2 Prozent) die giftigen Pyrrolizidinalkaloide aus dem Jakobskreuzkraut gefunden wurden, mehr dagegen in Honigen, die aus Regionen kamen, in denen das Kraut verbreitet war. Im Rintelner Rat gab es deshalb vor Jahren bereits die Anfrage, wie die Stadt mit dem Ausbreiten des Jakobskreuzkrautes umgeht.