Die Leiterinnen der Tierheime in Bad Nenndorf und Bückeburg haben auf die hohe Auslastung der Einrichtungen hingewiesen, das Tierheim in der Kurstadt musste nun einen Aufnahmestopp für Hunde einführen. Die beiden Fachfrauen appellierten leidenschaftlich, vor der Anschaffung eines Hundes sehr gründlich zu erwägen, ob man der Erziehung und Haltung des jeweiligen Tieres auch gewachsen ist.
„Wie beklagen uns seit Jahren, aber es wird nicht besser, sondern schlimmer“, so Tanja Tiedke, Leiterin des Tierheimes in Bückeburg. Reichlich Frust klang durch, als sie und Jutta Schneider, Leiterin der Tierauffangstation Bad Nenndorf, die Situation schilderten. Die Zahl der abgegebenen Hunde sei gegenüber früheren Jahren noch einmal deutlich gewachsen (auch die Aufnahmezahlen anderer Tiere stiegen merklich). Dabei habe man oftmals das Gefühl, dass die behaarten Vierbeiner leichtfertig angeschafft worden seien. Würden dann erste Schwierigkeiten auftreten, würden die Tiere ohne großes Aufheben beim Tierheim abgegeben. Oder schlimmer noch, ausgesetzt.
Hund in erbärmlichen Zustand aufgefunden
Wenige Tage nach dem Gespräch erschütterte genau ein solcher Fall das Team des Tierschutzvereins Rodenberg / Bad Nenndorf und Umgebung, Träger der Tierauffangstation in Bad Nenndorf. Eine junge Mischlingshündin sei in der Buchenallee in Bad Nenndorf am Montagabend verstört und in „beklagenswertem Zustand“ aufgefunden worden, wie Jutta Schneider berichtete. Das Tier, nun auf „Hope“ getauft, befinde sich in einer Tierklinik mittlerweile auf dem Weg der Besserung. Dort seien Brüche an zwei Beinen festgestellt worden, Dehydration und Darmverschluss kamen hinzu. Die Vermutung liege nahe, dass die vier bis fünf Monate alte Hündin ausgesetzt wurde, weil den Haltern die Kosten zu hoch waren. „Die Tiere werden dann einfach aus dem Weg geschafft“, so Jutta Schneider.
„Tiere werden aus dem Weg geschafft“
Einen Eindruck, den sie und Kollegin Tanja Tiedke schon im vorherigen Pressegespräch geschildert hatten. Oft stehe bei der Anschaffung die Optik von Hunden im Vordergrund, so Tiedke. Darüber gerate anderes aus dem Blick. Kann ich einem Hund dieser Größe genügend Raum bieten, habe ich genügend Zeit, seinem Bewegungsdrang gerecht zu werden? Bin ich fähig, diesen zu erziehen? Habe ich die finanziellen Mittel, das Tier Zeit seines Lebens angemessen zu versorgen? Dabei sei das Thema Qualzucht noch nicht einmal angesprochen. „Beim Kauf von Waren klicken sich die Menschen fleißig durch das Internet, um sich über alle technischen Einzelheiten zu informieren“, so Tiedke. Warum werde dann diese gleiche Sorgfalt nicht an den Tag gelegt, wenn es um ein Lebewesen gehe, frage sie sich. Ebenso, warum in die Erziehung nicht mehr Mühe gelegt werde. Dazu zum Beispiel auch ausreichend in ein entsprechende Hundetraining investiert werde. Stattdessen wende man sich bei den ersten Problemen an Tierheime, mit der Einstellung, dass diese in der Verantwortung stünden, die Tiere „heilzumachen“ oder wieder aufzunehmen, so Jutta Schneider und Tanja Tiedke.
Am Rand der Belastungsgrenze
Eigentlich seien die Tierheime jedoch lediglich für Fundtiere und Beschlagnahmen zuständig. Wobei es durchaus Not-Situationen geben, in denen die Abgabe eines Haustieres gerechtfertigt und verständlich sei. Am Ende sei dies zudem allemal besser, als einem Tier durch das Aussetzen großes Leid zuzufügen.
Die derzeitige Situation bringe jedoch nahezu alle derartigen Einrichtungen an den Rand der Belastungsgrenze. Da sei einerseits die finanzielle Überforderung für die Kosten von Tierarzt bis Futter. Weil die Kapazitäten in Bad Nenndorf ausgereizt seien, habe man kürzlich einen Hund in einer Hundepension unterbringen müssen. Mit entsprechenden Kosten, wie Jutta Schneider ausführte. Hinzu komme die angespannte Personallage. Wenn die Teams in den Tierheimen ohnehin die Arbeit kaum bewältigen könnten, falle die Aufnahme eines Hundes mit schwierigem Verhalten umso mehr ins Gewicht.
Es bleibe der Appell, sich sehr genau zu überlegen, ob man die Haltung eines Hundes oder eines anderen Haustieres auch tatsächlich bis an dessen Lebensende zu gewährleisten.
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