So könnte nicht nur die Zutatenliste für Desirée Nicks neues Buch
„Fürstliche Leibspeisen” lauten, das jüngst im „Signé-Verlag” erschienen ist. Für einen gelungenen Dinnerabend mit kulturellem Anteil erwies sich die Rezeptur ebenso als potente Zusammensetzung.
Mit Frau Nick ist kurzweilige Unterhaltung garantiert, das stellte die Künstlerin als Lesegast auf dem Landsitz Kapellenhöhe einmal mehr unter Beweis. Der breiten Öffentlichkeit ist sie vor allem als Schauspielerin und Kabarettistin bekannt, die kein Blatt vor die „Berliner Schnauze” nimmt und mit spitzer Zunge offen kommentiert, was andere sich nur denken. Doch auch das Terrain der schreibenden Zunft hat sich die ausgebildete Balletttänzerin und studierte Theologin längst erobert und hat hier bereits etliche Erfolge vorzuweisen. Mit ihrem neusten Werk widmet sie sich einer weiteren, eher praktischen Facette ihres Wirkens, dem Kochen, und verknüpft diese mit einem Ausflug in die Welt adeligen Lebens - über einen Blick in die Kochtöpfe. Wichtige Fragen wie „Schnippelt eine Prinzessin selbst?” oder „Spült eine Fürstin ab?” werden aufgegriffen und natürlich auch beantwortet. Scheinbar ganz nebenbei entführt Nick den Leser in das authentische Innere einer Welt, die er gemein lediglich über das Bild verfolgt, das der mediale Boulevard zeichnet, und analysiert auf ihre ganz eigene Art mehr oder weniger subtil eine Gesellschaft, die sich zwischen großem historischen Erbe und modernen Anforderungen immer wieder positionieren muss. Natürlich geht es auch um das Kochen, um gut gehütete Familienrezepte, die seit Generationen weitervererbt werden, um „fürstliche Leibspeisen” eben, die mit dem exakten Rezept zum Nachkochen geliefert werden. Doch die Gerichte-Sammlung geht noch weiter. „Der Trend geht zum Kochbuch mit Mehrwert”, hält Frau Nick fest. Als sie sich an die Recherchearbeit ihres Werkes machte, hatte sie das Ziel vor Augen, einen lukullischen „Gotha” zu erschaffen, eine Art Erweiterung des großen Nachschlagewerkes, das seit Jahrhunderten dokumentiert, was in den Kreisen des Adels vor sich geht. „Gerichte mit Geschichte” trägt der Küchen-Almanach als vielversprechenden Untertitel und dahinter verbergen sich nicht nur die überlieferten Küchenfertigkeiten ehemaliger Regentenhäuser. Vielmehr werden zu Rehrücken, Pichelsteiner Eintopf und Fischklößchen historische Begebenheiten, familiäre Anekdoten, Schlossführungen und Alltagseindrücke serviert, die den Hunger des Lesers nach „Geschichte” und „Geschichten” gleichermaßen stillen und den Appetit auf neue Experimente in der eigenen Küche wecken. Marillensoufflé kommt am heimischen Esstisch gleich viel prunkvoller daher, wenn dabei der Gedanke an die tragischen Schicksale der ehemaligen Herrschaften von Schloss Halbturn mitisst, „Leberwurstgröschtl” mit Erinnerungen an höfliche Gelage auf den Tisch kommen und Fürst Pückler Eis-Törtchen lustvoll von den einstigen Eskapaden des Namensgebers begleitet werden. Was den heutigen Adelsvertreter und den ganz normalen Durchschnittsbürger eint, sind die Anforderungen, die in Sachen Gastgeberqualitäten an ihn gestellt werden. Manch einer mag sich wundern, doch auch bei „Durchlauchts „ zu Hause muss es vor allem praktisch sein. Meldet sich Familienbesuch an, müssen schon einmal mehrere Dutzend Gäste zur Zufriedenheit bewirtet werden und die meisten Adelsvertreter wissen ihr großes Erbe zwar im Hintergrund, führen zu dessen Erhaltung jedoch ein ganz „bürgerliches” Leben zwischen Familie, Berufstätigkeit und vielfältigen gesellschaftlichen Aufgaben. Mit wenig Zeit für prätentiöse Anwandlungen gilt es, aus einfachen Grundzutaten etwas wahrhaft Fürstliches zu zaubern. Das hat „Madame la Nick” mit ihrem Werk mindestens ebenso erschaffen. Ihr ist es mit „umgebundener Schürze „ gelungen, persönliche Seiten eines Standes offenzulegen, „dem Privatheit das höchste Gut ist”, wie sie im Vorwort ihres Buches schreibt. Wie selbstverständlich wird dabei deutlich, dass die oft so „gehypte” adelige Society heute weit bescheidener und bodenständiger ist, als ihr Ruf ihr vorauseilt, und dass auch eine Gräfin letztendlich nur mit Wasser kocht. Ein Fazit, das auch Madame Nick schmecken dürfte, die sich selbst als eine überzeugte Verfechterin der guten „Hausmannskost” zeigt und weiß, dass es im Sinne pragmatischer Hauswirtschaft nur ein paar Grundzutaten in der Vorratskammer, Kreativität und Übung an Topf und Pfanne braucht, um auf jeden kulinarischen Angriff vorbereitet zu sein.
Die Gäste der Lesung auf der Kapellenhöhe konnten sich gleich auf mehreren Ebenen von dieser tiefen Wahrheit überzeugen. Während sie Desirée Nick als geübter Vorleserin lauschten, versorgte die Küche des Hauses sie mit Kostproben der Buchrezepte. Nach dem gelungen Einstieg mit einer Kürbiscremesuppe, die eine Lanze für die saisonale Küche aus regionalen Zutaten brechen sollte, hielten „Tafelspitz à la Franz Ferdinand” und „Kaiserschmarrn à la Werner” Hof auf den Tellern und bereiteten ihren Verkostern das versprochene fürstliche Vergnügen. Eindrücke aus dem Leben der Entertainerin rundeten das gehaltvolle Menü stimmig ab, denn mit ihrem Buch bedient sie nicht nur Verehrer des Royalen und passionierte Hobby- Köche, sondern verwöhnt nicht zuletzt auch ihre Fans mit einer erneuten Portion aus Nicks Gedankenwelt, teils gewohnt bissig, teils selbstironisch, aber immer charmant. Gelegenheit, auf Tuchfühlung zu gehen, gab es für ihr Publikum bei der anschließenden Foto- und Signierstunde, die ihre Fans als Digestive sichtlich genossen. Wer anschließend immer noch Appetit hatte, konnte noch ein „Stück Nick” verkosten, veredelt mit Himbeeren, Chili und Rosenblättern in Form einer Schokolade, die Inhaber Achim Kapelle für sie kreiert hat. Die „Chocolat de la Madame Desirée” der Chocolatiers „Kapelle & Kapelle” dürfen alle Gäste ihrer noch bis März andauernden Lesereise genießen, die jedes verkaufte Exemplar als Zugabe begleitet - stilsicher und ausgewogen wie ihr Vorbild.
Herbert Kühnel war der glückliche Gewinner der zwei Karten, die der Wunstorfer Stadtanzeiger und der Landsitz gemeinsam als Gewinn ausgeschrieben hatten. Mit seiner richtigen Antwort auf die Frage, wie alt die Tradition der Schokoladenherstellung am Steinhuder Meer ist, nämlich „über 250 Jahre”, qualifizierte er sich für die Verlosung und gewann damit für sich und seine Ehefrau die „Eintrittskarte” zum Dinner. „Wir haben es sehr genossen”, so ihr gemeinsames Urteil, „vor allem ist ja auch viel Hintergrundwissen dabei, und Vortragen kann sie natürlich. Das Essen war ebenfalls sehr gut.” Wer Desirée Nick gerne selbst live erleben möchte, hat in den nächsten Wochen Gelegenheit dazu. Bald ist sie am Berliner Schlossparktheater in dem Stück „Ein Mann fürs Grobe” zu sehen, zwischendurch tritt sie mit ihrer Weihnachtsshow „Stand up for Christmas” auf.Foto: nb